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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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vielleicht sogar zehn Jahre treu gewesen, dann wäre die Täuschung aufgefallen. Warum hast du ihn nicht einfach gekauft? Warum hast du ihn so brutal getäuscht und belogen? Ich habe seine Augen gesehen - Giuseppe hat wirklich aus tiefstem Herzen geglaubt, dass er unsterblich gewesen ist."
    Drake zuckte mit den Schultern. "Ich habe im Lauf der Jahrhunderte viele Leute gekauft, sie haben mich am Ende alle betrogen. Die Methode mit der Narbe ist viel besser - versprich jemandem das ewige Leben, und er folgt dir wie ein Hund. Schau dir an, wie sich deine neuen Freunde um Andreas und Ciaran scharen - da hast du den Beweis, wenn du mir nicht glaubst."
    "Dann war Giuseppe also nicht der Erste, den du auf diese Art und Weise belogen hast?"
    Drakes dunkle Augen musterten mich abschätzend, dann nickte er - sah ich so aus, als könnte ich die Wahrheit vertragen, oder wollte er mich gern mal fassungslos oder entrüstet sehen?
    "Nein, er war nicht der Erste."
    "Und was hast du mit den anderen gemacht, wenn sie den Schwindel bemerkt haben?"
    Er schwieg, also antwortete ich mir selber - jetzt tatsächlich fassungslos und entrüstet, hatte ich doch ein wenig gehofft, dass Drake so bösartig dann doch nicht war.
    "Du hast sie umgebracht."
    Keine Reaktion, trotzdem so beredend.
    "Vielleicht sollte ich Giuseppe warnen?", fragte ich leichthin, Drake schüttelte den Kopf.
    "Nicht nötig, er ist unwichtig. Er wird uns nie finden, und seine abstruse Geschichte wird ihm ohnehin niemand glauben. Traurig, sein Schicksal - aber er wird sicher in seinem Seminar wieder gnädig aufgenommen werden. Ein paar Beichten, ein paar Bußen, und in ein paar Jahren hat er das Ganze vergessen."
    "Genau", sagte ich ätzend. "Es sei denn, er schaut in den Spiegel und sieht zufällig diese hässliche Narbe auf seiner Brust, die ihn unweigerlich wieder daran erinnert, dass er mal glaubte, den Tod nicht mehr fürchten zu müssen."
    Drake legte den Kopf schief und schenkte mir ein freudloses Haifischlächeln. "Du magst deine Narbe auch nicht, oder? Ich habe dich zweimal gesehen, seit dem du sie hast, und sie war immer versteckt. Hat das mit mir zu tun - oder mit dir? Du solltest stolz auf die Narbe sein, sie ist eine Auszeichnung."
    Ich nickte. "Ja, mir gefällt meine Narbe nicht besonders. Bei mir liegen die Dinge anders als bei Giuseppe: Ich wollte weder diese Narbe noch die Unsterblichkeit. Giuseppe hat beides mit Freuden angenommen, dabei war es nur Lug und Betrug. Versicherst du mir dagegen glaubhaft, dass dieses Ding auf meiner Brust nichts ist als ein außergewöhnliches Tattoo, machst du mich zum glücklichsten Menschen auf Erden."
    Drake zog die Augenbrauen hoch, was sein ohnehin schon langes Gesicht noch schmaler machte. "Das meinst du nicht ernst."
    Ich lachte bitter auf. "Oh doch, todernst. Ich würde wer weiß was dafür geben, diese Male wieder los zu sein - und alles, was dazugehört. Neulich hast du gesagt, du hättest mir die Ewigkeit geschenkt - keine Gabe, über die ich sonderlich erfreut bin, das möchte ich mal deutlich sagen."
    Das ließ ihn mich erneut mustern, mit unverhohlener Neugierde senkten sich seine Augen auf meine Brust: Er hatte meine goldenen Kreuze bis heute noch nicht gesehen, aber ich hatte auch jetzt nicht vor, sie ihm zu zeigen.
    "Deine Narbe kannst du verleugnen, deine Kräfte jedoch nicht", sagte er schließlich, doch auch da musste ich ihn enttäuschen.
    "Ich bin nicht gezwungen, sie zu benutzen", erwiderte ich lächelnd, und nahm mir noch eine Zigarette aus der Packung. "Ich werde einfach die seltsame Angewohnheit entwickeln, dauernd Handschuhe zu tragen - wegen eines unschönen Hautausschlags vielleicht? Dann merkt niemand, was los ist."
    Drake dachte darüber nach, und ich sah die Frage in seinem Gesicht, bevor er sie stellte.
    "Das wusstest du noch nicht? Ja, andere können was merken: Ich ziehe Energie ab, wenn ich erschöpft oder geschwächt bin, und dann kribbelt's, wenn mir jemand die Hand gibt."
    "Bist du gerade erschöpft?", fragte Drake interessiert, ich wiegte meinen Kopf hin und her, als sei ich mir nicht ganz sicher.
    "Vielleicht ein bisschen", sagte ich, "die letzte Nacht war eher kurz."
    Drakes Blick richtete sich auf meine Hände - ich hatte mit der unangezündeten Zigarette herumgespielt, jetzt warf ich sie auf den alten Holztisch und legte meine rechte Hand mit der Handfläche nach oben neben mir auf den Tisch: Wenn Drake sie ergreifen wollte, musste er näher rücken. Er tat es - mit gespannter

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