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Die Ewigen

Die Ewigen

Titel: Die Ewigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Gesicht. Er hatte seine dunklen, glänzenden Haare hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden, ich fand seine Wangenknochen beeindruckend und seine Stimme angenehm und warm. Peter hatte in irgendwelchen vergangenen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten in München gelebt, und bedachte mich mit ein paar Sätzen in einem bayrischen Dialekt, den ich indes kaum verstand (was für Gelächter sorgte, zum Glück wohlwollendes), Ffion stellte mir ein paar Fragen über meinen Eindruck von Rom und Lucia fragte mich, ob ich mir die Haare glätten würde oder ob die immer so schön gerade seien. Die pure Vielfalt ihrer Themen lockerte mich ein bisschen auf und wir verplauderten durchaus angenehme fünf Minuten.
    Im nächsten Grüppchen entdeckte ich Joseph: Er nickte mir lächelnd zu, so dass seine mit roten Perlen verzierten Dreadlocks leise klimperten, und trug einen schwarzen, sehr schmal geschnittenen Anzug, der ihm ausgezeichnet stand. Ich grüßte zurück, froh darüber, dass er nicht mehr so abschätzig schaute wie am Samstag in der Schwertkirche. Was genau ihm da an mir nicht gefallen hatte, würde mich allerdings durchaus interessieren. Dass ich eine Frau war? Dass ich blond war? Zu dünn? Zu groß? Zu blass? Zu ... ich? Ich würde ihn fragen, nahm ich mir vor, denn vielleicht dachten noch andere, was er damals gedacht hatte: Wer ist das denn? Was sollen wir denn mit der anfangen? Ob das seine Gedanken gewesen waren, wusste ich nicht, aber ich würde es in Erfahrung bringen, denn Joseph war der Einzige gewesen, der irgendwie ... echt reagiert hatte. Andreas war beherrscht gewesen, Ciaran neugierig, Magnus interessiert - und Jackson höflich, wie er eigentlich immer höflich war.
    Ich sah mich suchend nach meinem Lieblingskreuzritter um: Er goss sich gerade Wasser ein und hielt das Glas mit einer fragenden Geste hoch, als er meinen Blick bemerkte. 'Gleich', bedeutete ich ihm, knipste dann erneut mein Lächeln für die nächsten neuen Gesichter und unmerkbaren Namen an: Die beiden neben Joseph waren Gerard und Maggie, kurz für Margarethe. Gerard war ein wenig größer als ich, hatte ein ziemlich eckiges Gesicht, sehr kurz geschnittene Haare und tief gebräunte Haut, er konnte mit einem französischen Akzent punkten und platzierte einen Kuss auf meinem Handrücken, während seine ein wenig zu eng stehenden, schiefergrauen Augen prüfend auf mir lagen.
    Ich fühlte mich unter diesem Blick alles andere als wohl, und registrierte mit Verspätung, dass alle Kreuzritter Augenfarben hatten, wie ich sie nie zuvor gesehen hatte - im Film vielleicht mal, unter Zuhilfenahme von gefärbten Kontaktlinsen oder digitaler Bildbearbeitung. Jacksons wunderbar wandelbares Grün, Magnus strahlendes Himmelblau, Josies strahlendes Türkis, Ciarans kluges Veilchenblau, Ffions freches Goldgrün, Svens frisches Poolblau, Shanes warmes Schokobraun, Peters ungewöhnliches Kastanienbraun und jetzt dieses unglaublich kalte Grau bei Gerard - selbst die schwarzäugigen Kreuzritter hatten ein so sattes Schwarz, dass die Iris mit der Pupille aussah wie eine auf Hochglanz lackierte Billardkugel. Ich hatte graue Augen, aber nicht interessant Grau, sondern langweilig Grau - und wieder ein Minuspunkt auf der Shara-Seite.
    Gerard küsste mir also die Hand, Maggie dagegen machte keine Anstalten, mehr als nur die grundlegenden Regeln der Höflichkeit zu beachten. Ich fand das mutig, aber nicht besonders angenehm - und bösartig, wie ich nun mal war, dachte ich mir bei ihrem Anblick als Erstes, wie unattraktiv sie im Vergleich zu den anderen wirkte. Jackson und Magnus hatten eine gewisse körperliche Verbesserung erwähnt, und da Maggie doch kurz vor ihrer festen Aufnahme in den Orden stand und daher die Narbe schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten trug, musste diese bei ihr doch eigentlich auch schon etwas bewirkt haben, oder etwa nicht? Sie erinnerte mich spontan an eine Kugelstoßerin - mittelgroß und kräftig, ohne sichtbare Taille, mit dickem Hals und stämmigen Gliedern. Ihr Gesicht wirkte säuerlich, der volle Mund ließ die Winkel nach unten hängen, die meergrünen Augen hätten ohne die Fleischmassen darum herum sicherlich hübsch gewirkt, waren so aber nur kleine, starre Schlitze. Ihre Hand fühlte sich unangenehm weich und schlaff an, ihre mausbraunen Haare waren einfallslos lang und alles andere als glänzend, hingen schlapp auf den rundlichen Rücken. Okay, die anderen hier waren auch nicht alle für den Laufsteg geboren und mir beileibe nicht alle

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