Die Ewigen
sympathisch: Pablo war weder optisch noch von seinem Gehabe her mein Fall, Peter war sehr nett, wirkte aber eher herb als gut aussehend, Gerard war mit seinem kantigen Kopf eher interessant als schön anzusehen und mit seinem etwas zu feuchten Handkuss auch nicht gerade jemand, den ich täglich treffen musste. Von den Frauen war die üppige Lucia die Schönste, dicht gefolgt von der funkensprühenden Josie - bei den Männern würde ich Ciaran, Magnus und Shane hinter Jackson einreihen, aber Joseph und Sven waren nicht viel weniger attraktiv.
Ich schalt mich selber total oberflächlich und sah genauer hin: Maggie hatte ihre Jacke noch an und eine Tasche unter dem Arm, wahrscheinlich war sie eine derjenigen, die eben erst angekommen waren: Sie muss wegen dir hier erscheinen, dachte ich mir, vielleicht ist sie einfach deswegen sauer. Andreas sagte, auch Maggie wäre in Deutschland geboren worden, und ich bemühte mich um ein paar freundliche Sätze - sie antworte knapp und mit einer hohen Stimme.
"Möchtest du vielleicht etwas trinken?", fragte mich Andreas, als Maggies Wortkargheit ein wenig unangenehm wurde, und ich machte mich erleichtert auf den Weg zu den Getränken - und zu Jackson.
Der schenkte mir Wasser ein, ich stürzte das Glas in einem Zug hinunter: Mein Mund war trocken und ich hatte das Gefühl, dass das dauernde Lächeln der letzten halben Stunde tiefe Falten in meine Wangen gegraben hatte.
Hinter mir hörte ich Magnus Stimme, gefolgt von Gelächter.
"Alles in Ordnung?", fragte Jackson leise.
Ich nickte, wenn auch zögernd. Hinter uns wurde wieder gelacht, lauter diesmal: Magnus drehte wohl auf.
"Lass mich raten: Er erzählt denen, die gestern nicht die ganze Story hören konnten, ein paar hübsche Anekdoten aus meinem Leben."
Jacksons Lächeln gefror augenblicklich zu Eis. Als ich den traurigen Schimmer in seinem Gesicht und seine zu einem dunklen Moosgrün verglühenden Augen sah, biss ich mir auf die Zunge: Gott, Shara, was sollte das denn? Da belästigst du nun wirklich den Falschen mit deiner Wut, denjenigen, der sich schon entschuldigt hat, der viel dafür riskiert hat, um dir deine Scham zu nehmen. Du hättest diesem Menschen, diesem schönen, interessanten Wesen, so viel zu sagen, und da kommst du ausgerechnet damit um die Ecke? Wo du gestern Abend doch schon begriffen hast, wer hier schuldig ist und wer nicht? Dummes Mädchen, schalt ich mich wieder einmal, dummes, dummes Mädchen!
"Es tut mir leid, das hätte ich nicht sagen dürfen", flüsterte ich und hielt Jackson rasch am Arm fest, als er sich abwenden wollte. "Ich bin nicht sauer auf dich, ich weiß ja, dass es nicht deine Idee war. Ich brauche nur ... einen Blitzableiter, weil ich immer noch wütend bin. Und mich schäme."
Jackson nickte, das Lächeln kehrte in seine Augen zurück, machte die Smaragde um ein paar Nuancen heller.
"Und es tut mir auch Leid, weil du ... ja eigentlich schon dafür gesorgt hast, dass ich was habe, mit dem ich mich abreagieren kann ...", fuhr ich andeutungsweise fort, womit das Lächeln dann auch wieder seinen Mund erreichte.
"Du hast den Schlüssel gefunden? Magnus meinte, ich sollte ihn in deine Zigarettenschachtel stecken, neben dem Essen würdest du ihn nicht bemerken."
Ich schnaubte empört, dabei war das gar nicht so verkehrt.
"Wo hast du denn nur über Nacht dieses Geschoss aufgetrieben?"
Jackson grinste ein wenig verlegen, als habe er mit diesem Lob nicht gerechnet. "Über einen Händler, bei dem wir fast alle unsere Autos bestellen. Er ist wirklich nur geliehen, für eine Woche - kaufen konnte ich so schnell keinen. Daher auch die Farbe, ich hatte nicht viel Auswahl. Gefällt er dir trotzdem?"
Ich lachte, so leise wie möglich: Und ob er mir gefiel - allerdings nicht ganz so sehr wie das Wissen, mit diesem besonderen Kreuzritter ein kleines Geheimnis zu teilen.
"Oh ja, er ist der Wahnsinn. Und ich möchte so bald wie möglich Fahrstunden nehmen."
Jacksons Eckzähne blitzten, er schien sich aufrichtig zu freuen.
"Heute Nacht sind hier so viele Leute im Haus, da kann ich ganz gut für ein paar Stunden unbemerkt verschwinden. Aber ich muss Magnus bitten, den Dienst im Hotel zu übernehmen, eigentlich ist Pablo dran - und der würde Andreas wahrscheinlich melden, dass ich dich entführt habe."
Vom grünäugigen Jackson in einem Sportwagen entführt ... nicht gerade die schlimmste Vorstellung. Aber Pablo den Griesgram würde ich auch ohne Verschwörung nicht vor meiner Tür wissen wollen,
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