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Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Die fabelhafte Miss Braitwhistle

Titel: Die fabelhafte Miss Braitwhistle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ludwig
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ihre Sommersprossen nicht mehr gesehen hat.
    »Ich glaube, sie meint Höhenangst«, hab ich zu Manni gesagt. Aber der hat abgewinkt und gemeint, das würde vergehen, sobald wir in der Luft wären.
    Und dann hat Karl die Sicherheitsleine losgemacht, der Brenner hat gezischt, und wir sind langsam, ganz langsamin die Luft gestiegen. Das hat viel weniger gewackelt als auf den Stühlen, aber richtig bequem war es auch nicht, denn wir standen dicht an dicht wie die Ölsardinen in der Büchse.
    Manni hat jedem von uns einen Packen Zettel in die Hand gedrückt, da stand drauf: »Gehen Sie mit uns in die Luft!«, und der Ballon war abgebildet und Manni im Korb, wie er winkt und lacht. Er wollte von uns auch, dass wir winken und lachen, aber so richtig zum Lachen war uns nicht, weil immer einer dem anderen auf den Fuß getreten ist. Also haben wir nur die Zettel runtergeworfen, und jetzt weiß ich auch, warum man die Flugblätter nennt. Geflogen sind sie nämlich, nur leider nicht da gelandet, wo Manni es wollte. Die meisten fielen auf die Straße, wo die Autos drüber wegfuhren, die anderen in einen dunklen Hinterhof und nur ganz wenige landeten auf dem Bürgersteig, wo die Leute sie aufsammelten und zu uns nach oben guckten und winkten. Wir haben zurückgewinkt, nur Miss Braitwhistle nicht.
    Sie war immer noch etwas weiß um die Nase und hat sich die ganze Zeit ein Taschentuch vor den Mund gehalten. Ich glaube, ihr war schlecht. Mir war nicht schlecht, obwohl wir inzwischen schon ziemlich hoch waren.
    Plötzlich hab ich vor uns unsere Schule gesehen. Erkannt hab ich sie an der Kastanie auf dem Hof.
    »Halt!«, hab ich gerufen. »Da ist sie! Das ist unsere Schule. Da müssen Sie landen!«
    »Bei dir piept’s wohl, Junge!«, hat Manni geschrien. »Der Ballon ist viel zu hoch.«
    »Aber wir müssen in die Schule«, haben die anderen gejammert.
    Manni hat den Brenner etwas gedrosselt und wir flogen langsamer.
    »Wir müssen Ballast abwerfen!«, hat Hugo wichtigtuerisch gerufen.
    »So ein Blödsinn«, hat Clemens gesagt. »Wenn man Ballast abwirft, wird der Ballon doch leichter und steigt noch höher.« Und Aki meinte: »Wir können dich ja abwerfen, in deinem Kopf ist eh nur Luft.«
    »Ich hab in meiner Tasche noch zwei Schokoriegel, die kann ich ja essen, dann bin ich schwerer«, hat Max vorgeschlagen.
    Clemens hat die Augen verdreht. »Das ändert doch nichts! Die Riegel waren doch schon vorher da.«
    Nun waren wir direkt über der Schule. Es war gerade Pause und alle Schüler liefen auf dem Hof rum.
    »Ich kann hier nicht landen«, sagte Manni wieder. »Auf keinen Fall.«
    »Und wenn man macht einen Loch in Ballon?«, hat MissBraitwhistle ihn gefragt und sich eine Nadel aus den Haaren gezogen.
    »Dann stürzen wir ab und brechen uns sämtliche Knochen im Leib.«
    »Bitte nicht!«, hat Annalisa gerufen und angefangen zu heulen.
    »Und wenn sich dreht der Wind?«, wollte Miss Braitwhistle wissen.
    »Der Wind dreht sich aber nicht«, hat Manni gesagt.
    Plötzlich sackte unser Korb nach unten und alle haben aufgeschrien. Dann neigte er sich ein Stück nach vorn, und ich dachte schon, gleich purzeln wir raus und segeln wie die Flugblätter durch die Luft, doch der Ballon hat sich wieder berappelt, und als ob er wüsste, wo wir hinwollten, nahm er plötzlich Kurs auf den Schulhof und fuhr direkt auf die Kastanie zu.
    »Well, ich hier steige aus«, hat Miss Braitwhistle gesagt. »Ich vertrage Landungen schlecht.«
    »Sind Sie wahnsinnig?«, rief Manni. »Das können Sie doch nicht machen!«
    Aber Miss Braitwhistle konnte so ziemlich alles machen, das wussten wir inzwischen. Sie streckte einen Arm aus, ergriff einen dicken Ast und schwang sich daran aus dem Korb. Fast wie Tarzan, nur dass sie mehr anhatte als der.
    Ehe die anderen so richtig mitkriegten, dass unsere Lehrerin über Bord gegangen war, ist der Korb haarscharf an der Kastanie vorbeigeschrammt und taumelte ein wenig, bevor er mit ein paar kleinen Hüpfern auf dem Schulhof aufsetzte.
    Das war vielleicht ein Hallo! Alle kamen auf uns zugelaufen und umringten den Korb und schrien durcheinander. »Wo kommt ihr her? Ich will auch mal! Wieso darf immer die 4a alles und wir nicht?«
    Das Letzte hat Tobias aus der 4b gefragt. Die waren natürlich neidisch. Das Einzige, was die heute erlebt hatten, war eine Fahrt im Bus mit Frau Sauermann.
    Da lief ganz aufgeregt Herr Fischli auf uns zu.
    »Kinder! Wo habt ihr denn um Himmels willen gesteckt? Und wo ist eure Lehrerin?«
    »Hier

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