Die fabelhaften 12 - Die Berufung: Band 1 (German Edition)
Gelidberry verstummen. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was Energie der Erleuchtung sein könnte.
An diesem Punkt kam sich Grimluk ein wenig respektlos behandelt vor. Gelidberry und Wick glaubten also nicht, dass er Energie besaß.
Grimluk wusste genauso wenig wie Gelidberry, was Energie der Erleuchtung sein sollte. Aber er sah nicht ein, warum er so etwas nicht besitzen sollte.
Grimluk hatte bereits den halben Humpen Met heruntergekippt.
»Ich hab das«, versicherte Grimluk. »In rauen Mengen.«
»Was?«, fragte Wick zögernd und kniff eins seiner ohnehin kleinen Augen zusammen.
»Knerge der Deuchtung«, erklärte Grimluk.
»Spricht man das so aus?«, fragte Wick.
»In meiner Gegend schon«, sagte Grimluk schnell.
»Dann musst du aufbrechen. Lauf! Renn zur Burg und offenbare dich, junger Mann, denn sie warten mit immer größerer Ungeduld auf den Zwölften der Zwölf!«
»Gut.« Und dann: »Was heißt zwölf?«
»Mach dir nichts draus«, sagte Wick freundlich. »Ich habe das auch erst gestern gelernt. Also: Stell dir elf vor. Fertig? Hast du die elf ganz fest vor Augen?«
»Ja«, sagte Grimluk unsicher.
»Also gut. Zwölf ist einer mehr als elf.«
»Was die sich alles ausdenken!«, wunderte sich Gelidberry.
»Eile! Eile, wenn du denn tatsächlich die Energie der Erleuchtung besitzt!« Wick beugte sich über den Tisch und wirbelte den Geruch von schalem Met, Haferschleim, Schweiß, Pferd, Ziege, Leder, dreckiger Wolle und Stallmist auf. »Eile! Denn wenn wir den Zwölften der Zwölf nicht finden, wird die Bleiche Königin … ich meine, das Fürchterliche Übel, uns alle kriegen, ob mit oder ohne Lanze!«
Grimluk befand sich nun in einer etwas unangenehmen Lage. Er hatte sein großes Mundwerk nicht halten können und verkündet, er würde etwas besitzen, das er doch noch nie gesehen hatte und selbst dann nicht erkennen würde, wenn er mit der Nase darauf stoßen sollte. Und die tränenfeuchten Augen im Raum sahen ihn nun voller Hoffnung und Erwartung an.
Gelidberry zuckte die Achseln. »Geh. Was soll schon Schlimmes passieren? Wenn sie ablehnen, nimmst du den Lanzenjob.«
Weder sie noch Grimluk konnten ahnen, dass Grimluk tatsächlich die Energie der Erleuchtung besaß. Und zwar viel davon.
Und weil er sie besaß, sollte er nicht mit Gelidberry alt werden und konnte das namenlose Baby nicht aufwachsen sehen.
9
M ack war einigermaßen durcheinander wegen der Schlangengeschichte. Wenn »einigermaßen durcheinander« so viel bedeuten kann wie »kurz vor einem panischen Ausraster«.
»Der Alte in Grün wollte mich töten!«, heulte Mack auf, als eben die letzte Schlange lautstark geschreddert wurde.
»Ja, das wird so sein«, stimmte der Golem zu.
»Warum will er mich umbringen? Jetzt bin ich gerade Stefan und die Schläger los, und da kommt dieser grüne Typ und wirft mir Nattern durchs Fenster?«
»Ich verstehe das auch nicht«, sagte der Golem.
Mack packte den Golem am Arm und blickte in das Gesicht, das genau wie seins aussah. »Du musst mir sagen, was du weißt.«
Der Golem zuckte die Achseln. »Ich wurde erschaffen, um dich zu ersetzen.«
»Und warum noch mal muss ich ersetzt werden?«
»Weil du gehst.«
»Und wohin gehe ich?«
»Überall hin.«
»Aaaarrrgghhh!«, brüllte Mack verzweifelt. Er hatte den Bus verpasst. Er musste zur Schule. Er musste sich überlegen, was er mit diesem Lehm-Mack tun sollte. Und er musste vermeiden, von Schlangen tot gebissen zu werden.
»Hör mal«, sagte Mack. »Ich muss los. Du hältst dich von meinen Leuten fern. Setz dich in mein Zimmer. Red mit niemandem, und mach die Tür nicht auf. Wirst du tun, was ich dir eben gesagt habe?«
»Tust du, was man dir sagt?«
Macks Miene verfinsterte sich. »Ach, so ist das also, ja?«
»Ich bin nach deinem Bilde geschaffen«, erklärte der Golem.
Mit einem mehr als unguten Gefühl verließ Mack das Haus und hetzte zur Schule. Er konnte sich unbemerkt einschleichen, als es eben läutete und alle aus den Klassenzimmern strömten, um sich zum nächsten Halt auf dem Tagesmarsch durch die ewige Langeweile zu begeben.
»Yo«, meinte Stefan.
Mack hatte sich noch nicht an den Gedanken gewöhnt, unter Stefans Fittichen zu stehen. Seinem Bauchgefühl nach müsste er jetzt wegrennen. Aber damit würde er Stefan vielleicht beleidigen.
»Hey, Stefan«, sagte Mack.
»Wo geht’s hin?«
»Mathe.«
»Cool. Bin dabei.«
Mack runzelte die Stirn. »Wir haben nicht zusammen Mathe, Stefan.«
»Ab jetzt schon.«
»Aber
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