Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
Fleisch verschwendet. Wo ich doch so hungrig bin.«
»Ich kann immer noch den Feuer-Trick!«, drohte Mack.
»Ja«, gab Risky zu. »Aber du weißt ja, dass er bei mir kein zweites Mal funktioniert, oder? Also. Bleibt nur noch die Frage: Was gibt es zu Mittag? Menschenfleisch oder Drachenfleisch?«
Xiao glitt aus ihrer menschlichen Verkleidung und wurde wieder zum Drachen. Dann schoss sie ohne Vorwarnung in den Himmel.
Mack war sicher, sie würde jetzt etwas richtig Cooles mit Risky anstellen. Risky wirkte sogar selbst ein wenig besorgt, aber Xiao drehte einfach ab und verschwand hinter einem Berg.
»Na gut«, sagte Risky. »Dann gibt es eben Menschenfleisch.«
»Weg hier!«, schrie Mack.
Sie rannten in dieselbe Richtung, in die auch Xiao verschwunden war, und sprangen breite Stufen hinab.
»Richtig so!«, rief Risky ihnen nach. »Lasst das Blut zirkulieren! So werdet ihr schön zart.«
Mack riskierte einen schnellen Blick zurück. Risky begann sich bereits auf dramatische Weise zu verwandeln. Zum einen wuchsen ihr Flügel aus den Schultern. Zum anderen ragte ein neues Armpaar aus ihrer Taille.
Und ihre grünen Augen quollen immer größer hervor und bekamen ein Muster aus Tausenden kleinen, sechseckigen Linsen. Wie bei einer Libelle. Ja, sie war eine Libelle.
Aber größer – wie etwas, das die Air Force bauen würde, wenn sie eine Libelle im Luftkampf einsetzen wollte.
Sie erreichten den nächsten Turm und blieben keuchend darin stehen.
»Ich kann nicht glauben, dass Xiao uns im Stich gelassen hat!«, schrie Jarrah.
»Ich würde es, wenn ich es könnte«, sagte Mack. Er hatte Seitenstiche vom Rennen und krümmte sich.
»Ich glaube, wir sind hier nicht sicher«, sagte Stefan.
Der Turm war nicht sehr groß, nur so breit wie die Mauer und etwa siebzehn Meter hoch. Sein Mauerwerk sollte vollkommen undurchlässig sein. Für Pfeile.
zzzz-ZZZZZ-zzzz-ZZZZZ
Es war ein Heulen wie wenn ein Fingernagel über eine einzelne Saite einer elektrischen Gitarre kratzte. Mack konnte Risky durch die bogenförmige, türlose Öffnung sehen. Ihre Flügel schlugen so heftig, dass es ein einziges verschwommenes Schwirren war.
Sie musste eine richtig große Libelle sein. Aber ihr Gesicht sah nicht ganz so aus wie das einer Libelle. Es war immer noch Riskys, aber ganz gedehnt und verzerrt, als habe jemand versucht, ihr Gesicht über einen zehnmal zu großen Kopf zu spannen. Ihre Lippen waren zu einem breiten Joker-Grinsen auseinandergezogen. Ihr Lächeln ließ gebogene Krummschwertzähne sehen, die aus Stahl hätten sein können.
Die sechs Beine waren nicht einmal annähernd menschlich. Aber sie waren auch nicht insektengleich. Sie sahen eher aus wie lange, dünne Hummerscheren.
»Aaah ahha arrrgh!«, riefen die drei mehr oder weniger im Chor.
»Wir brauchen was auf Vargran!«, rief Mack.
»Und das wäre?«, schrie Jarrah.
»Huh«, sagte Stefan. »Irgendwie cool, wie sie das macht.«
»Sie wird uns essen!«, schrie Mack ihm entgegen.
Die Libellenkreatur erhob sich von der Mauer. Mack konnte sie einige Sekunden nicht sehen. Aber das Brummen kam näher, wurde lauter, so laut, dass er kaum seinen eigenen rasselnden Atem hören konnte.
Sie landete mit einem überraschend weichen Plumps auf dem Turm. Die Steine wackelten kaum.
Im Gegensatz zu den anschwellenden Lepercons im Flughafen war es ihr anscheinend gelungen, ihr Gewicht zu halten. Das, so sann Mack nach, war wohl das Geheimnis beim Riesengroßwerden. Das Gewicht durfte nicht proportional ansteigen.
Das bedeutete aber nicht, dass Risky nicht kräftig gewesen wäre. Mack hörte ein Knirschen und Reißen und sah draußen Steine herunterprasseln. Risky nahm den Turm auseinander, Stein für Stein.
Der Turm hatte viele Steine.
Aber nicht genug.
Ein Sonnenstrahl trat durch ein Loch in dem hohen Kuppeldach. Ein großes, regenbogenfarbenes Facettenauge starrte zu ihnen herunter.
»Ich höre eure kleinen Herzen schlagen«, sagte Risky. »Nichts ist schmackhafter als ein frisches, furchtvolles Herz. Wusstest du, dass es noch eine Weile schlagen wird, nachdem ich es dir aus der Brust gerissen habe, Mack? Ich spüre dann, wie es in meinem Magen flattert.«
»Vargran! Wir brauchen was, und zwar jetzt!«
»I-I-Ich«, jammerte Jarrah. »Ich kann nicht denken!«
Steine fielen durch das Loch und landeten neben ihnen.
Stefan hob einen auf und schleuderte ihn dem Riesenaugapfel entgegen. Er traf nicht.
Krachend löste sich das Dach vom Turm. Es klappte auf wie ein Deckel.
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