Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
bekannt?«
»Na ja, es ist nicht gerade die üblichste Art. Manchmal geht man auch einfach aufeinander zu und sagt Hallo oder so.«
»Verstehe«, sagte Xiao, obwohl Mack das bezweifelte.
»Und du? Du bist also ein Drache.«
»Ja.«
»Aber auch ein Mädchen.«
»Nein. Ich bin ein Drache. Aber ich kann mich in ein Mädchen verwandeln. So gehe ich zur Schule.«
»Du gehst zur Schule? In eine Drachenschule?«
»Nein. Eine Menschenschule. In der Außenwelt.« Sie zeigte nach oben. »Da oben. Das heißt, nicht direkt da oben, denn wir sind inzwischen weit unter der Stadt.«
»Warum gehst du zu einer Menschenschule? Um Menschenzeug zu lernen?«
»Nicht ganz«, sagte Xiao. »Um grundlegende Dinge zu lernen. Und falsche Dinge.«
»Ja, deswegen geh ich auch zur Schule, um falsche Dinge zu lernen«, sagte Mack. Xiao schien nicht zu verstehen, dass er einen Witz machte. Er befürchtete langsam, dass sie keinen Sinn für Humor hatte. Normalerweise hätte Mack das sehr abstoßend gefunden. Es fiel ihm dann immer sehr schwer, mit jemandem zu reden. Aber bei Xiao war es anders. Vielleicht weil sie ein Drache war.
»Du bist eine von uns«, sagte er. »Ich meine, eine der Fabelhaften Zwölf.«
»Ja. Das weiß ich schon seit Längerem. Wir Drachen kennen uns mit Dingen aus, von denen ihr Menschen nichts wisst. Dinge wie … na, fast alles außer Technologie.«
»Wir wissen auch andere Dinge«, sagte Mack.
Xiao sah ihn misstrauisch an. »Sag mir die Wahrheit: Bevor das hier begonnen hat, hast du nur an Dinge geglaubt, die du sehen, anfassen und fühlen konntest. Stimmt’s? Du wusstest nichts über die Wunder und Schrecken, die an den unerkannten Orten der Erde verborgen liegen.«
»Na ja, ich wusste nicht, dass unter der Verbotenen Stadt Drachen leben, das stimmt. Dass es überhaupt irgendwo Drachen gibt. Oder Lepercons. Oder Bandenelfen. Oder Skirrit. Oder eine Prinzessin namens Risky.«
»Eine Prinzessin namens Risky?«, wiederholte Xiao verdutzt.
Mack freute sich, etwas gefunden zu haben, von dem er wusste und Xiao nicht. »Ich glaube, mit vollem Namen heißt sie Ereskigal.«
Xiaos Blick gefror zu einem Starren. Sie rührte sich nicht, bis auf einen Wangenmuskel. Der zuckte.
»Ereskigal?« Sie hielt den Atem an, stieß ihn dann mit einem Keuchen aus. »Du bist Ereskigal begegnet?«
»Ja. Wir haben uns nicht gerade angefreundet. Und ich musste sie dann zerstören.« Er hatte zwiespältige Gefühle bei dieser Angelegenheit. Auf der einen Seite war es ihm nicht ganz geheuer, damit anzugeben, jemanden oder etwas getötet zu haben. Auf der anderen Seite war es ihm aber gelungen, eine extrem Furcht einflößende Person niederzustrecken.
Xiao lachte. »Du hast sie nicht getötet. Zumindest nicht so, wie du denkst.«
»He«, widersprach Stefan vom Sitz vor ihnen. »Mack hat ihren Hintern abgefackelt. Zack! Schockschwerenot! Rauch und Asche! Paff! Der Wahnsinn.«
»Du weißt nicht besonders viel, oder?«, sagte Xiao.
Zu Macks Verwunderung verzog sich Stefans Gesicht. Hätte Mack es nicht besser gewusst, so hätte er angenommen, Stefan sei von Xiao eingeschüchtert. »Nein«, murmelte Stefan. »Weiß ich nicht.«
»Ereskigal, oder wie manche sagen: Ereshkigal ist Morgan le Fay, Kali, Persephone und Hel.«
»Das glaub ich gern«, brummte Jarrah.
»Sie ist nicht tot. Ereskigal muss zwölf Mal getötet werden, jedes Mal auf andere Weise. Wenn du sie nicht zwölf Mal getötet hast, ist sie noch da.«
Mack blickte nervös über die Schulter. Selbst Risky könnte mit dieser Barke unmöglich mithalten.
Doch gerade da merkte er, dass das Boot langsamer wurde.
»Wir sind fast da«, sagte Xiao. »An der Mauer gehen wir als Touristen durch. Es ist jetzt Morgen. Wir müssen die Mauer ein Stück entlanglaufen. Der Drache, den wir treffen wollen, mag den Fluss nicht, deshalb lebt er etwas entfernt davon.«
Sie hielten neben einem Anleger. Xiao führte sie von Bord und dankte dem Wasserwesen. Dann begann ein langer Aufstieg über eine Wendeltreppe. Am Ende der etwa tausend (genau gesagt 812) Stufen hing ein Rohr von der gewölbten Steindecke. Es war aus Messing und grün und endete in einem Okular. Xiao warf einen Blick durch das Okular.
»Die Luft ist rein«, sagte sie.
Sie stiegen eine bronzene Leiter hinauf. Xiao drückte gegen etwas, das wie eine glatte Steindecke aussah. Sie ließ sich überraschend leicht hochheben.
Sie kletterten auf eine Mauer. Aber nicht irgendeine Mauer. Sondern die Große Mauer von China.
Diese
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