Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
verstreut liegende Schuppen, windschiefe Hütten und eine Einwohnerschaft aus jungen, übelst verdreckten, in Lumpen gehüllten Menschen mit wenig Zähnen und keinerlei Sinn für Styling oder Grundregeln für ein gepflegtes Äußeres.
Zu dem Mädchen mit dem Baby gesellte sich ein Junge – er war wahrscheinlich nicht älter als zwölf oder so –, der zwei Kühe führte.
»Siehst du das nicht?«, versuchte es Mack noch mal.
»Ne. Ich sehe keine Kühe, kein Baby und auch keinen Jungen«, beharrte Stefan.
»Er besitzt keine Energie der Erleuchtung «, sagte da eine Stimme.
Mack wirbelte herum, und da, aus dem Nebel, trat ein Junge. Er hatte Jeans und eine Jeansjacke an. Er hätte vielleicht taff aussehen können, aber das tat er nicht. Er war furchtbar dünn, groß, mit feinen blonden Haaren, die ihm bis zu den Schultern reichten. Er hatte einen weichen Mund und große braune Augen. Mack nahm an, er war vielleicht zehn.
»Ich bin Dietmar«, sagte der Junge.
»Schön für dich«, schnauzte Stefan. »Was hast du da eben über mich gesagt?«
»Du siehst nicht, was sie sehen«, sagte Dietmar mit tiefer, ehrfürchtiger Stimme, »weil sie die Energie der Erleuchtung besitzen. Sie gehören zu den Fabelhaften.«
»Und was siehst du?«, fragte Mack, einen Hauch weniger feindselig als Stefan. Er war vollkommen von der Rolle wegen der Ratten. Und weil er befürchtete, dass er womöglich halluzinierte.
»Ich sehe, was ihr seht«, sagte Dietmar. »Ich sehe, wie Gelidberry und ihr Mann aus dem Dorf fliehen, weil die Bleiche Königin naht.«
Mack zuckte zusammen.
Der Junge zeigte ein Kurzzeit-Lächeln. »Du weißt, wie er heißt, stimmt’s? Der Junge, der da flieht?«
Mack sah zu, wie das Paar mit dem Baby und den zwei Kühen davonlief.
»Grimluk«, flüsterte Mack.
23
O kay, und was soll das? Ist das ein Trick oder so?«, fragte Jarrah. Die Vorstellung machte sie wütend.
Dietmar schüttelte den Kopf. »Dieser Ort ist sehr alt. Lange bevor das mittelalterliche Dorf stand, gab es hier schon ein Dorf. Vor sehr langer Zeit.«
»Vor dreitausend Jahren«, sagte Mack.
»Ja«, bestätigte Dietmar. »Dieser Ort steckt voller Kraft. Nur sehr wenige können es spüren, und nur Menschen mit der Energie der Erleuchtung können durch den Dunst der Zeit blicken.«
Der Nebel lichtete sich. Die Sonne kam hervor, es wurde wieder wärmer, und jetzt sahen sie das restaurierte Dorf, wie alle es sahen, nämlich als Freilichtmuseum. Die Geister der Vergangenheit waren verschwunden.
»Wenn du es gesehen hast, musst du einer von uns sein«, sagte Xiao zu Dietmar.
»Einer der Fabelhaften Zwölf?« Dietmar nickte. »Ja. Ich bin Dietmar Augestein.«
Er streckte die Hand aus, und Jarrah schüttelte sie. Dann verzog sie das Gesicht. »Ganz schön schlapper Händedruck, Mann.«
Dietmar schien damit nicht viel anfangen zu können. Und Mack wusste nicht, was er mit diesem Jungen, mit dieser Begegnung anfangen sollte. Die Vision – oder Halluzination oder was auch immer – des jungen Grimluk hatte ihn seltsam aufgewühlt. Hatte Grimluk die Erscheinung hervorgerufen? War es Grimluk, der sich an ihn wandte und sagte: »Siehst du, ich war auch einmal jung und hatte Angst«?
»Hat dir jemand gesagt, dass du uns hier treffen sollst?«, fragte Mack.
Dietmar wurde rot. Das war unübersehbar, denn seine Haut war extrem blass und die Röte kroch den Hals empor wie eine Welle.
»Kein jemand. Im Schloss meiner Familie gibt es sehr alte Räume, tief unter der Erde.«
»Schloss?«
»Ja, ein Schloss, und früher mal eine Burg.« Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich glaubt ihr mir nicht.«
»Du würdest dich wundern, was wir alles glauben«, sagte Mack.
»Das Schloss ist nicht alt, aber davor gab es schon eins, und noch davor auch eins, versteht ihr? Jedes wurde auf das andere draufgebaut. Wie in diesem Dorf. Aber wenn man den Weg kennt, kann man die alten Räume finden. Ich sehe mir die alten Sachen immer gerne an.«
»Wird das eine lange Geschichte?«, unterbrach ihn Mack.
»Ja.«
»Ich will ja nicht unverschämt sein«, sagte Mack. »Aber überall, wohin wir kommen, taucht jemand auf, der uns töten will. Erzähl uns lieber die Schnellversion.«
»Ich bin der Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur –«
»Noch schneller.«
»Einhundertneunundvierzig Mal Ur-Enkel von Grimluk und Gelidberry.« Dietmar runzelte die Stirn. »Ich erwarte nicht, dass ihr mir das glaubt, aber ihr müsst. Ich weiß, das klingt unglaublich.«
»So unglaublich ist das
Weitere Kostenlose Bücher