Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
Angeberei geklungen. Mack mochte Leute nicht, die sich für etwas Besseres hielten. Jarrah mochte solche Leute noch weniger. Nur Xiao schien sich nichts daraus zu machen – vielleicht dachte sie, alle Nicht-Drachen wären so.
»Augestein. Die Augen zeigen«, wiederholte Mack. »Grimluk hat uns hierhergeschickt, um dich zu treffen. Damit uns die Augen die Steine zeigen. Die Externsteine.«
»Das ergibt Sinn«, sagte Dietmar.
»Ach, ja? Findest du? Er hätte doch auch einfach sagen können: ›Geht zu diesem Jungen namens Dietmar, er wird euch zu den Externsteinen führen.‹«
Dietmar zuckte die Achseln. »Entscheidend ist doch nur, dass ihr mich gefunden habt. Und jetzt bringe ich euch zu den Externsteinen.«
Dietmars Gehabe war Mack ernsthaft lästig. Und dann diese langen blonden Haare, auf die Mädchen bestimmt standen. Aber Dietmar gehörte nun mal zu ihnen, da gab es kein Vertun. Und Mack wurde klar, dass er wahrscheinlich längst nicht alle Fabelhaften Zwölf mögen würde. Aber ums Mögen ging es auch nicht. Es ging nur darum, am Leben zu bleiben und die Bleiche Königin nicht gewinnen zu lassen.
»Also, Dietmar Augestein, was sollen wir jetzt tun? Was sollen wir an den Externsteinen finden?«
Dietmar schien verdutzt. »Das weiß ich nicht.«
»Ich weiß genau, was wir machen müssen«, sagte Stefan. »Dem Alten ordentlich was auf die Mütze geben.«
Schon verschwand er in dem Waldstreifen, der sie von den Externsteinen trennte.
»Aber wir haben keinen Plan«, protestierte Dietmar.
»Den haben wir nie«, sagte Jarrah. »Kommen Sie, Herr Baron, da wartet eine hübsche Keilerei auf uns.«
Sie durchquerten den Waldstreifen und standen in einer gepflegten parkartigen Anlage. Ein Rasen umgab einen kleinen See, der aussah wie eine Spiegelfläche.
Die Externsteine selbst waren eine Reihe hoher Felssäulen. An die fünfzig Meter hoch. Auf dem hellen Fels wuchsen keine Sträucher oder Gras – sie sahen aus wie Riesen-Steinfinger, die sich in den Himmel reckten.
Macks erster Eindruck war, dass sie aussahen wie der Rest eines größeren Bauwerks. Wie eine riesige Ruine, ein Teil der Mauer von Troja oder ein Stück einer Maya-Pyramide.
Stellt euch diese langen Schornsteine vor, die neben Atomkraftwerken aufragen. Und dann stellt euch vor, sie sind weiß. Und dann stellt euch vor, sie sind überall eingerissen und bröselig.
Und ihr steht genau da, wo all die Brocken runterstürzen würden.
Sie sahen kaputt aus. Verwittert. Sie warfen lange, lange Schatten in der schräg einfallenden Morgensonne. Am Muster der Schatten konnte Mack erkennen, dass die Höhe der Säulen anstieg und die höchste von ihnen gleich neben dem See beinahe schon im Wasser stand.
Der See war nichts Besonderes – eher ein Teich. Das Wasser war trübe und grün.
»Wir sind hier an einem sehr alten Ort«, sagte Xiao. »Ich spüre weit zurückreichende Erinnerungen. Seltsames. Gefahr. Böses. Aber auch Hoffnung und Zuversicht.«
»Irgendwie ulurumäßig«, stimmte Jarrah zu.
»Da sind Stufen. Ein Aufgang. Gehen wir hoch?«, fragte Xiao.
Neuneisen stand zwischen ihnen und dem Beginn des Fußwegs. Die Touristen aus dem Bus machten ihre Kameras schussbereit, dehnten und streckten sich oder suchten verzweifelt nach einer Toilette.
»Ich kann keine Lepercons entdecken«, sagte Mack. »Und wenn wir rennen – oder auch nur schnell gehen –, können wir Neuneisen umschiffen.«
Stefan aber hatte gar kein Interesse daran, Neuneisen zu umschiffen. Er schritt mit männlicher Entschlossenheit direkt auf den alten Mann in Grün zu.
»Da sind wir wieder, alter Mann«, sagte Stefan.
Neuneisen grinste finster, mit seinen ungesunden Pferdezähnen und den blassen, blutleeren Lippen. Langsam zog er sein Gehstockschwert.
Stefan wartete ab. »Zuerst schieb ich dir deinen Stock genau –«
Und in diesem Moment trat jemand hinter Neuneisen hervor.
Er konnte nicht älter als zwölf sein. Ein schmächtiger Junge. Er hatte karamellfarbene Haut, große schwarze Augen und langes, dichtes schwarzes Haar, in einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden.
Er trug flattrige Pumphosen und oben eine enge bestickte Jacke in einem seltsam rosarot bis lachsartigen Farbton.
Um die Hüfte hatte er eine grüne Satinschärpe. Zwei mit Edelsteinen verzierte Schwerter steckten in dieser Schärpe. Und in der Hand hielt er einen gut anderthalb Meter langen Stab.
Dieser ziemlich unglaublich aussehende Junge ließ nun den Stab mit geübter Leichtigkeit
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