Die fabelhaften 12 - Die Mission: Band 2 (German Edition)
gar nicht«, sagte Mack. »Gestern wollte mich eine Riesenheuschrecke töten, ein Elf hat mir eine geknallt, eine gestaltwandelnde Todesprinzessin hat mich an der Chinesischen Mauer attackiert und ich bin auf einem Drachen mit Liebeskummer hergeflogen.«
»Verstehe«, sagte Dietmar.
»Ach ja?«, entgegnete Mack.
»Was euch so seltsam erscheint, ist für mich gar nicht so seltsam«, erklärte Dietmar. »Ich weiß schon lange von der Energie der Erleuchtung und ihrem Nutzen. Und während du womöglich vor Computerspielen hingst, hab ich alte Texte in vergessenen Sprachen gelesen.«
»Und was ist diese Energie der Erleuchtung genau? Das wüsste ich mal gern«, sagte Mack etwas genervt, weil er die Befürchtung hatte, dass Dietmar ein ziemlich pedantischer Typ war. So pedantisch, dass er wahrscheinlich wusste, was pedantisch heißt, ohne es nachschlagen zu müssen. (Euch will ich die Mühe ersparen. Synonyme für pedantisch sind: genau, exakt, perfektionistisch, penibel, spitzfindig.)
»Die Energie der Erleuchtung ist eine besondere Fähigkeit. Eine Begabung, wenn man so will«, dozierte Dietmar. »Sie ist wie Elektrizität, denn sie steuert andere Dinge: die Sprache zum Beispiel oder das Sehen.«
»Ja, und deswegen können wir Vargran benutzen, und die meisten anderen Menschen nicht«, sagte Jarrah.
»Genau«, erwiderte Dietmar. »Aber die Energiequelle ist nicht unerschöpflich. Es ist wie bei einem Akku: Wenn man ihn lange gebraucht, wird er schwach und muss wieder aufgeladen werden.«
Mack kniff die Augen zusammen. Er konnte sich nicht entscheiden, ob Dietmar wirklich eine Menge wusste oder ob er nur so tat. »Du meinst, sie kann auf einmal schwächer werden, obwohl wir sie gerade brauchen?«
Dietmar nickte. »Wahrscheinlich müssen es deshalb zwölf Fabelhafte sein und nicht drei oder neun.«
»Oder fünf«, meinte Stefan.
Dietmar sagte: »Das habe ich impliziert, ja.«
»Wie wär’s mit vieren?«, schlug Stefan vor.
»Die Energie der Erleuchtung hat bei jedem von uns eine andere Frequenz. Das nehme ich zumindest an, nach dem, was ich gelesen habe.«
»Ja, während wir gedaddelt haben«, sagte Mack.
»Genau«, sagte Dietmar, der offenbar nicht merkte, dass Mack ein kleines bisschen schnippisch war. »Es könnte sich herausstellen, dass jeder von uns spezielle Fähigkeiten hat – Dinge, die nur einer der Zwölf kann.«
»Und deine Superpower ist das Labern, was?«, brummte Stefan.
»Von hier bis zu den Externsteinen muss man noch eine Weile laufen«, sagte Dietmar, der Stefan geflissentlich ignorierte. »Acht Kilometer.«
Während ihrer Wanderung durch das Freilichtmuseum und die makellos gepflegte Landschaft bekam Mack doch noch die lange Version von Dietmars Geschichte zu hören – die wir uns aber nicht antun müssen. Jedenfalls war Dietmars Familie in den vergangenen dreitausend Jahren eine Menge passiert. Viele Umzüge, viele Zeugungen, ein paar Hunnen, ein paar Tartaren, etwa achthundertvierundneunzig Kriege und irgendwann schließlich der Tag, an dem Dietmar begann, im alleruntersten Schlosskeller herumzuschnüffeln und die lange, lange, lange Geschichte seiner Familie entdeckte.
Dietmar hing an Details – sehr genauen Details –, also klinkte sich Mack die meiste Zeit aus und schaute sich um. Auf der rechten Seite tauchte ein Wald auf. Ein dunkler Wald.
»Wie bist du darauf gekommen, dass wir hier sein würden?«, fragte Mack.
»Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass ihr zu den Externsteinen kommen würdet. Als ich dann den Nebel gesehen habe und wie er sich in dem alten Dorf sammelte, wusste ich, dass ihr dorthin geführt wurdet. Es war nicht meine erste Vision.« Dietmar seufzte. »Ich weiß, dass sich die Bleiche Königin in diesem Jahr erheben wird. Und ich habe geglaubt – oder vielleicht auch nur gehofft –, ich würde einer der Fabelhaften Zwölf sein.«
»Aber warum gerade heute?«
»Seitdem ich erfahren habe, dass ich die Energie der Erleuchtung besitze und womöglich zu den Fabelhaften Zwölf gehöre, fahre ich jeden Tag mit dem Fahrrad zu den Externsteinen. Seit zweiundsiebzig Tagen. Jeden Tag, vor der Schule mit dem Fahrrad hierher und nach der Schule zurück.«
Gerade da gab Macks Telefon ein bimmelndes Geräusch von sich, um den Empfang einer SMS zu melden. Er sah aufs Display.
Mit Camaro konnte nur Camaro Angianelli gemeint sein, die offizielle Außenseiter-Tyrannin an der Richard Gere Middle School.
Mack hatte noch nie erlebt, dass die Quäler andere zum
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