Die Fackel der Freiheit
aussichtslos.
Aber morgen früh würde sowieso ausreichen. Es war ja nicht so, als wolle Jack irgendwie verreisen.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2011
Kapitel 23
Jack McBryde spürte eine sonderbar brüchige, schwingende Leere in seinem Innersten. Sie schien herumzuwirbeln, als er dem Scanner gestattete, sein Retina-Muster aufzuzeichnen, und gleichzeitig die Hand durch den biometrischen Sicherheits-Sensor steckte, so wie er es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Selbst jetzt noch war es ihm fast unmöglich zu glauben - wirklich zu glauben -, dass er es heute zum allerletzten Mal tun sollte.
»Guten Morgen, Chief McBryde«, begrüßte ihn der uniformierte Sergeant hinter den Sensoren lächelnd. »Habe heute gar nicht mit Ihnen gerechnet. Und ganz bestimmt nicht so früh!«
»Ich hatte auch nicht mit mir gerechnet«, gab McBryde mit sorgsam bemessenem, trockenem Humor zurück. »Aber das war, bevor ich begriffen hatte, wie weit ich mit der Arbeit hinterherhänge.« Er verdrehte die Augen. »Es hat sich herausgestellt, dass es da ein paar kleine Details gibt, die ich für meinen Quartalsbericht unbedingt noch zusammenfassen muss.«
»Autsch.« Der Sergeant stieß ein mitleidiges Schnauben aus. Im Gegensatz zu einigen seiner Kollegen war Jack McBryde bei seinen Untergebenen durchaus beliebt - und das lag zumindest zum Teil auch daran, dass er nicht durch die Gegend lief und anderen die Köpfe abriss, weil er sich für einen Halbgott oder Ähnliches hielt.
»Na, dann sollte ich mich wohl an die Arbeit machen.« McBryde seufzte, dann schüttelte er den Kopf. »Ach übrigens, ich erwarte Dr. Simões. Schicken Sie ihn doch gleich zu mir ins Büro, wenn er eintrifft, okay?«
»Jawohl, Sir.«
Das Mitleid in der Miene des Sergeants verschwand. Mittlerweile wusste jeder im Center über Simões Bescheid. Sie wussten, wie lange sich schon McBryde abmühte, ihn weiterhin arbeitsfähig zu halten ... und sie wussten auch, dass der Sicherheitschef diesen Kampf letztendlich doch verloren hatte. Der Sergeant bezweifelte, dass McBryde sich auf dieses Gespräch mit dem verbitterten Wissenschaftler freute - dieses Gespräch, das höchstwahrscheinlich ihr letztes sein würde.
»Danke.«
McBryde nickte, dann steuerte er auf sein Büro zu.
Um acht Uhr morgens tauchte Lajos Irvine in Steph Turners Diner auf, genau wie Bardasano es ihm aufgetragen hatte. Doch er war mit diesem Auftrag nicht recht glücklich. Das hatte zweierlei Gründe.
Zum einen gefiel es ihm nicht - ganz und gar nicht, sogar -, Befehle zu erhalten, die völlig schwammig gehalten waren.
Überprüfen Sie dieses Diner, und schauen Sie, ob Ihnen daran irgendetwas Verdächtiges auffällt. Falls Sie etwas Entsprechendes bemerken sollten, sagen Sie mir umgehend über mein privates Com Bescheid. Während Sie das tun, nehme ich McBryde in die Mangel, um herauszufinden, was er da zu treiben glaubte.
Na, wunderbar! Und dabei sollte Bardasano doch so etwas wie ein Top-Linien-Genie sein! Sie hätte ihm genauso gut auftragen können, er solle sich am Spielplatz herumdrücken und ihr berichten, ob ihm irgendwelche Kinder aufgefallen seien, die sich ausgelassen und ungestüm benahmen. Wonach - genau! - sollte er denn hier eigentlich suchen? Wer wusste das schon?
Irgendetwas an McBrydes Verhalten musste Bardasano deutlich mehr aufgebracht haben, als Irvine das gedacht hätte. Ach, dass es sie so unvorbereitet getroffen hatte, mochte ja ein Teil ihres Verhaltens erklären. Und Irvine vermutete, es sei ihr sicherlich auch nicht gerade angenehm gewesen, dass ein Handlanger von so niedrigem Rang wie er einfach sämtliche ihrer Sicherheitssperren durchbrochen hatte, während sie sich eigentlich gerade an ihr Frühstück begeben wollte. Oder vielleicht war sie einfach ein Morgenmuffel?
Dieser Gedanke brachte ihn dazu, die Lippen zu einem Grinsen zu verziehen, doch das Gefühl der Belustigung legte sich rasch wieder. Zumindest ein gewisses Maß an Verwirrung war wohl unvermeidlich, wenn ein niedriger Agent sich in einer solchen Art und Weise vordrängelte, wie er es eben getan hatte. Aber ihm erschien das Ganze doch mehr zu sein als nur die unausweichliche Verwirrung in der Bürokratie einer Organisation, die derart groß und komplex war wie der Sicherheitsdienst des Alignments. Nach allem, was er bislang gehört hatte, war Bardasano normalerweise äußerst scharfsinnig, doch kein unvoreingenommener Beobachter hätte das anhand der
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