Die Fackel der Freiheit
wirklich übertreiben. Das mochte ja unter Geheimagenten eine ausgezeichnete Vorgehensweise sein - aber im Privatleben Victor von Thandis würde das bestimmt zu einigen Auseinandersetzungen führen.
»Und wie wollen Sie ein Zusammentreffen arrangieren, sobald sie den Planeten erreicht haben?«, fragte Du Havel nach. Abwehrend hob er die Hände. »Es tut mir leid, eigentlich brauche ich das ja gar nicht zu wissen. Ich bin bloß neugierig.«
Anton zuckte mit den Schultern. »Wir können Ihnen dazu ohnehin nichts sagen, denn das haben wir uns überhaupt noch nicht überlegt. Und das werden wir auch nicht. Ich überlasse es einfach Victor, mich zu finden. Seine Tarngeschichte ist zwar deutlich riskanter als meine, aber es hat den Vorteil, dass er damit mehr Bewegungsfreiheit hat. Vieles werden wir einfach improvisieren müssen.«
Mehrere der Anwesenden legten die Stirn in Falten.
»Entspannen Sie sich«, sagte Victor. »Wir sind darin wirklich gut.«
Als sie am nächsten Morgen noch das eine oder andere Detail besprachen, sagte Victor: »Ich gehe davon aus, dass du Harrington Bescheid sagen wirst.«
»Ja. Aber erst, wenn ich aufbreche.«
Victor nickte. »Also gut. Dann sehen wir uns auf Mesa, Anton. Yana, wir sollten aufbrechen.«
Und genau das taten sie auch. Es war eine unsentimentale Verabschiedung, wie sie kein mit einem Rückgrat ausgestattetes Lebewesen besser hätte hinbekommen können. Eigentlich hätte sie sogar noch Krustentiere mit Stolz erfüllt. »Verdammt. Ihr beide seid wirklich gut«, sagte Ruth.
Kapitel 6
»Sie wollten mich sprechen, Albrecht?«
Albrecht Detweiler wandte sich von dem Panorama der zuckerweißen Strände hinter den Fenstern seines luxuriösen Büros ab, als die dunkelhaarige, stark tätowierte Frau durch die Tür trat.
»Ja, das will ich«, erwiderte er und bot ihr mit einer sparsamen Handbewegung einen der Sessel vor seinem Schreibtisch an.
Isabel Bardasano gehorchte dem wortlosen Befehl und setzte sich mit einer selbstsicheren, beinahe bedrohlichen Anmut und schlug die Beine über, während er von den Fenstern zu seinem Sessel ging. Ihr Gesichtsausdruck war aufmerksam, und er dachte nicht zum ersten Mal an die Gefährlichkeit hinter ihrem ... schmuckvollen Äußeren. Genau in diesem Augenblick begutachtete der Ausschuss für Langfristige Planung eine Kreuzung zwischen den Bardasano- und den Detweiler-Genotypen. Er entschied sich dagegen, ihr diese Kleinigkeit mitzuteilen. Vorerst zumindest.
»Nun«, sagte er und lehnte sich leicht in den Sessel zurück, »ich muss sagen, dass bislang die Entfernung Websters - und natürlich Unternehmen Rattengift - die beabsichtigte Wirkung zu entfalten scheinen. Abgesehen vielleicht von diesen neuen Waffen, die die Mantys offenbar entwickelt haben.«
»Bislang«, stimmte sie zu, doch in ihrem Ton fand sich ein winziger Hinweis auf einen Vorbehalt, und Detweiler wölbte die Brauen.
»Macht Ihnen etwas Sorgen?«
»Ja und nein«, antwortete Bardasano.
Er gab ihr mit einer Geste den wortlosen Befehl fortzufahren, und sie zuckte mit den Schultern.
»Bisher haben wir genau die Wirkung erzielt, die wir wollten«, sagte sie. »Ich rede jetzt nicht davon, was die Mantys bei Lovat getan haben, verstehen Sie. Das ist außerhalb meines Fachgebiets, und ich bin sicher, dass Benjamin und Daniel ihre Leute bereits rund um die Uhr daran arbeiten lassen. Wenn einer von ihnen meine Hilfe braucht, dann werden sie mir das ganz sicher sagen. Doch davon abgesehen sieht es aus, als hätten wir mit den Attentaten genau das erreicht, was wir wollten. Die Mantys oder zumindest doch eine ausreichende Mehrheit von ihnen ist überzeugt, dass Haven dahintersteckte; der Gipfel wurde abgesagt, und es sieht so aus, als hätten wir Elizabeths Misstrauen Pritchart gegenüber noch vertiefen können. Ich bin nicht ganz glücklich darüber, dass wir beide Operationen in diesem engen Zeitrahmen auslösen müssen. Ich improvisiere nicht gern, Albrecht. Sorgfältige Analyse und gründliche Vorbereitung haben uns so lange erfolgreich arbeiten lassen, dass ich ungern aus dem Augenblick heraus handele, ganz egal, was die anderen im Strategischen Rat denken mögen.«
»Ein stichhaltiger Punkt«, sagte Detweiler. »Benjamin, Collin und ich haben bereits in der gleichen Richtung diskutiert. Leider sind wir zu dem Schluss gelangt, dass wir immer mehr improvisieren müssen, je näher das Endspiel rückt. Sie wissen, dass das stets Teil unserer Prognosen gewesen
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