Die Fackel der Freiheit
schon deutlich weiter verbreitet, als er gehofft hatte. Und wenn ich mich nicht allzu sehr täusche, dann hat wohl auch Murphy seine Hand im Spiel gehabt.«
»Ganz zu schweigen von dem kleinen Beitrag, den Herzogin Harrington geleistet hat«, setzte Habib hinzu.
»Richtig!«, stimmte Rozsak ihr zu und nickte.
»Also sind beide Seiten jetzt weitgehend neutralisiert, ja? Meinen Sie das?«
»Nicht ganz, Herr Gouverneur«, erwiderte Habib. »Im Augenblick stimmt das gewiss, ja, da befinden sich beide Seiten weitgehend im Stillstand. Theisman hat einen Großteil seiner Einsatztruppen verloren, aber er hat zumindest noch reichlich Neukonstruktionen, die nach Kräften daran arbeiten, ihm den Rücken freizuhalten - was auch immer ihm das bringt gegen diese neuen Zielerfassungssysteme der Mantys. Manticore und die Allianz hingegen haben immer noch die Achte Flotte, aber ihnen ist nichts mehr geblieben, womit sie Manticore decken könnten, wenn sie Harrington für zusätzliche Offensiv-Operationen freistellen wollen. Die haben noch nicht so viele neu gebaute Wallschiffe wie Haven, aber trotzdem eine ganze Menge, und sie haben reichlich Neukonstruktionen, die schon bald aus den Werften kommen werden. Nach der Schlacht von Manticore wird es ihnen möglicherweise an erfahrenen Soldaten fehlen, um diese neuen Schiffe zu bemannen, aber ihnen werden schon bald eine ganze Menge Schiffe zur Verfügung stehen. Nicht so viele wie Haven jetzt schon hat, aber trotzdem eine ganze Menge ... und ich denke, wir müssen davon ausgehen, dass sämtliche ihrer neuen Wallschiffe auch mit diesem neuen Zielerfassungssystem ausgestattet sein werden. Wenngleich sich also im Augenblick keine der beiden Seiten auf die anderen stürzen kann, wird Manticore schon in ein paar Monaten durchaus dazu in der Lage sein, Haven richtig tief in den Hals zu fassen und ihnen die Lunge herauszureißen.«
Angesichts der Wortwahl der Stabschefin verzog Barregos gequält das Gesicht, doch zugleich nickte er verstehend.
»Was für Implikationen hat das für uns, Luiz?«, fragte er.
»Edie und Jiri haben eine vollständige Einweisung für Sie vorbereitet«, erwiderte Rozsak. »Dabei gehen sie Schritt für Schritt unsere derzeitigen Annahmen und Mutmaßungen durch, was Kampfstärken und wahrscheinliche Einsatzziele betrifft. Wollen Sie sich vielleicht zunächst die Kurzfassung anhören?«
Barregos nickte, und nun zuckte Rozsak mit den Schultern.
»Im Prinzip befinden wir uns im Moment in einem strategischen Vakuum. Niemand kann derzeit übermäßige Feuerkraft entbehren oder zum Einsatz bringen, aber wie Edie schon gesagt hat: Sobald die neuen Konstruktionen von Manticore auftauchen, wird sich das rasch ändern. Sämtliche dieser ›kleineren Ablenkungsmanöver‹, mit denen es die Mantys im Talbott-System zu tun haben, werden natürlich deren Dislozierungspläne verlangsamen, aber trotzdem gebe ich Haven noch sechs T-Monate - allerhöchstens noch neun -, bevor man Harrington ausschicken wird, um das gesamte Haven-System in einen gewaltigen Schrotthaufen zu verwandeln. Und falls Pritchart und Theisman nicht bereit sind zu kapitulieren, wird genau das auch geschehen. Ich sehe auf jeden Fall keine Chance, dass sie gerade noch rechtzeitig irgendwo die erforderliche magische Silberkugel auftreiben, die ihnen den Hals retten kann.
In unmittelbarer Nähe unseres Territoriums will es mir scheinen, dass Erewhon sehr darauf bedacht sein wird, der Heimat schön nahe zu bleiben, bis sich die Lage zwischen Manticore und Haven irgendwie von selbst stabilisiert. Ich bin mir sicher, dass die Erewhoner ebenso überrascht waren wie wir angesichts dieses direkten Angriffs auf Manticore - und ebenso angesichts dieses schönen neuen Spielzeugs, das Admiral Hemphill sich da hat einfallen lassen - wie auch immer es nun funktionieren mag. Dass Elisabeth bereit war, sie darum zu bitten, die Sicherung von Torch zu übernehmen - als es noch danach aussah, dass das Gipfeltreffen tatsächlich stattfinden würde -, werden sie wahrscheinlich zunächst einmal als gutes Zeichen ansehen. Gleichzeitig jedoch müssen sie wissen, dass Manticore immer noch ziemlich sauer auf sie ist. Ich denke, sie werden deutlich herausstreichen, dass sie bei diesen jüngsten Unerfreulichkeiten so neutral bleiben, wie das nur eben möglich ist, solange man noch lebt und atmet - allen bilateralen Verteidigungsbündnissen mit der Republik zum Trotze. Es gibt die ersten Anzeichen dafür, dass sie derzeit damit
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