Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
Tatsache, dass er sehr ernsthaft versucht hat, mich umzubringen.« Er hob den Kopf von seinem Kissen und blinzelte Grey an. »Er wird es wieder versuchen, aye?«, merkte er an, auch wenn er nicht sonderlich besorgt klang. »Euch bleibt nicht viel länger als bis morgen früh, bevor er hier auftaucht.«
»Ich habe vor, Major Siverly morgen früh zu besuchen«, versicherte ihm Grey. »Aber Ihr habt meine Frage noch nicht vollständig beantwortet, Mr Fraser. Ihr habt gesagt, ›Jetzt ist es ernst‹, und das verstehe ich. Aber sollte die Möglichkeit einer weitreichenden, gut finanzierten und organisierten Verschwörung Eure Loyalität für die Sache der Stuarts nicht verstärken?«
Fraser legte den Kopf auf seine Arme, wandte jedoch Grey das Gesicht zu und betrachtete ihn eine Weile mit zusammengekniffenen Augen.
»Ich werde nie wieder für diese Sache kämpfen«, sagte er schließlich leise, und Grey glaube, seiner Stimme echtes Bedauern anzuhören. »Nicht, weil ich zu feige bin, sondern weil ich mir ihrer Vergeblichkeit absolut sicher bin. Major Siverly ist nicht mein Freund. Und sollte es unter denen, die in diese Pläne verwickelt sind, Männer geben, die ich kenne … so erweise ich ihnen keinen Dienst, indem ich zulasse, dass dieser Aufstand seinen Lauf nimmt.«
Er wandte das Gesicht wieder ab und lag still.
Grey ergriff die Flasche und schüttelte sie. Es war nur noch sehr wenig darin, doch er trank langsam, während er zusah, wie das Feuer im Gewirr der Torfziegel im Kamin spielte.
Sagte Fraser die Wahrheit? Er glaubte schon. Wenn ja – reichte seine Einschätzung dieser einen Formulierung in dem Gedicht aus, um eine komplette jakobitische Verschwörung an die Wand zu malen? Doch dann rief er sich ins Gedächtnis, dass dies ja nicht der einzige Hinweis war. Minnie hatte das Gleiche gesagt – und vor allem deutete Siverlys Mordversuch darauf hin, dass das Gedicht eine Gefahr in sich barg. Wie sonst, wenn nicht, wie Fraser sagte, als Erkennungszeichen? Doch an wen richtete sich dieses Zeichen?
Angesichts der Dinge, die er jetzt wusste, begann er zu überlegen, wie sein eigenes Zusammentreffen mit Siverly wohl verlaufen würde. Sollte er ihm ebenfalls eine Abschrift des Gedichtes präsentieren, um zu sehen, wie die Reaktion ausfallen würde? Nach der Schlacht von Quebec war es ihm wichtig gewesen, Siverly aufzusuchen und sich dafür zu bedanken, dass er ihn davor bewahrt hatte, von einem Tomahawk erschlagen zu werden. Siverly hatte die Angelegenheit bescheiden abgetan – doch sie würde das Erste sein, woran er bei Greys Anblick dachte.
Grey verzog das Gesicht. Ja, er hatte bei Siverly eine Ehrenschuld offen. Doch wenn Siverly auch nur die Hälfte dessen getan hatte, was Carruthers behauptete, hatte er jedes Anrecht auf solche Überlegungen verwirkt.
Im Zimmer war es warm. Er lockerte sein Halstuch und musste dabei an seine Paradeuniform denken, den Lederkragen und die silberne Halsberge. Tom hatte sie mit großer Sorgfalt eingepackt und darauf geachtet, dass sie unterwegs nicht verloren ging oder beschädigt wurde, mit dem einzigen Zweck, dass er sie nötigenfalls bei Siverlys Festnahme tragen konnte.
War der Zeitpunkt dafür gekommen? Noch nicht, dachte er. Er würde nicht nur das Gedicht mitnehmen, sondern auch einige ausgewählte Seiten aus Carruthers’ Paket. Seine Entscheidung, ob und was davon er Siverly zeigen würde, würde er davon abhängig machen, wie er empfangen wurde. Das Gedicht würde ihn augenblicklich mit Jamie Fraser in Verbindung bringen, so dass sich Siverly möglicherweise bedroht fühlen würde. Wenn er Siverly überreden konnte, freiwillig nach England zurückzukehren, würde das bei Weitem die beste Lösung sein. Aber wenn nicht … Er grübelte noch eine Weile weiter, doch er war es leid, an Siverly zu denken, und seine Gedanken schweiften ab. Der Zwiebelgeruch hatte sich in einen angenehmen Duft verwandelt, der ihn an das Abendessen erinnerte. Es war sehr spät geworden. Vielleicht sollte er nach unten gehen; er konnte Fraser etwas bringen lassen.
Noch einmal sah er die Hände der Frau sanft auf Frasers Gesicht und Körper, sah, wie sich der Schotte ihrer Berührung zuwandte, der Berührung einer Fremden. Nur, weil sie eine Frau war. Wenn er selbst versucht hätte, den Mann zu berühren …
Doch ich habe ihn ja berührt . Wenn auch nicht direkt. Der offene Hemdkragen war wieder zurückgerutscht, und wieder war der schwache Schimmer der Narben zu sehen.
Jamie wandte den
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