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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Er senkte den Kopf und kam entschlossenen Schrittes auf ihn zu.
    Grey wartete.
    Twelvetrees war leicht errötet, als er ankam, hatte sich aber bestens im Griff. In seinem hageren Gesicht mit der langen Nase war nichts von Siverlys vulkanischer Leidenschaft zu sehen. Wohl aber Feindseligkeit und beträchtliche Abneigung.
    »Ihr solltet gehen, Oberst Grey«, sagte er ohne Umschweife. »Und nicht zurückkehren. Ich sage Euch das zu Eurem eigenen Besten; Ihr habt nichts zu gewinnen, wenn Ihr Major Siverly belästigt, warum auch immer – und ich muss gestehen, dass Eure Motive für mich nicht zu erkennen sind. Nein, erklärt sie mir nicht …« Er gebot Grey mit erhobener Hand Einhalt. »Es ist mir gleichgültig. Und Ihr braucht auch nicht zu wissen, was meine Motive sind. Sagen wir einfach, dass Ihr Euch in Dinge einmischt, die Ihr nicht versteht, und dass Ihr es bedauern werdet, wenn Ihr damit fortfahrt.«
    Er machte Anstalten, sich umzudrehen, doch Grey streckte impulsiv die Hand aus und fasste ihn am Ärmel.
    »Einen Moment bitte noch, Hauptmann.« Mit der freien Hand tastete er nach seiner Westentasche und zog ein weiteres Stück Papier heraus – eine der Abschriften des Gedichtes von der Wilden Jagd. »Seht Euch das an.«
    Twelvetrees machte den Eindruck, sich losreißen zu wollen, doch stattdessen griff er ungeduldig nach dem Papier und öffnete es.
    Er las es nicht einmal, sondern wurde schon beim Anblick der Worte blass.
    «Woher habt Ihr das?«, sagte er, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Von Charlie Carruthers«, sagte Grey. »Ich sehe, dass Ihr es kennt. Wisst Ihr …«
    Er kam nicht dazu, den Satz zu vollenden. Twelvetrees hieb ihm das Blatt so heftig vor die Brust, dass er einen Schritt rückwärtstrat, um nicht hinzufallen. Er fing sich wieder, doch Twelvetrees schritt bereits über den schmalen, gepflasterten Weg zurück. Greys Blick fiel auf eine Schnecke auf den Steinen. Twelvetrees’ Fuß landete laut knirschend auf dem Tier. Er achtete nicht darauf, sondern setzte seinen Weg blindlings fort und ließ einen kleinen, feuchten, glitzernden Fleck auf dem Pflaster zurück.

23
    Plan B
    Der nächste Tag dämmerte düster und wolkig herauf, selbst wenn es nicht regnete. Noch nicht. Grey legte sorgsam seine Uniform an, und Tom Byrd diente ihm mit demselben Ernst als Zeremonienmeister, als bereitete er Grey auf eine Schlacht vor. Lederkragen, Halsberge, polierte Stiefel … Grey zögerte zwar, seinen Dolch zu tragen, doch schließlich dachte er an Siverlys Angriff auf Fraser und steckte ihn in seinen Gürtel.
    Fraser lehnte am Fensterrahmen und saß halb auf der Fensterbank. Er beobachtete die Vorbereitungen mit einem leichten Stirnrunzeln. Er hatte angeboten, Grey zu begleiten, doch John hatte abgelehnt, weil er davon ausging, dass seine Anwesenheit Siverly nur weiter erzürnen würde. Es würde auch ohne weitere Komplikationen eine haarige Angelegenheit werden.
    »Wenn ich nicht zurückkomme«, sagte er an der Tür zu Fraser, »habt Ihr meine ausdrückliche Erlaubnis, mit Siverly zu machen, was Ihr wollt.« Er hatte es als Scherz gemeint, doch der Schotte nickte nüchtern.
    »Ich werde Eure Leiche heim zu Eurem Bruder bringen.«
    Tom Byrd stieß einen Laut des Entsetzens aus, doch Grey lächelte und gab vor, dies für eine geistreiche Erwiderung auf seinen schwachen Witz zu halten.
    »Ja, tut das«, sagte er und stieg mit donnernden Stiefelschritten die Treppe hinunter.
    Auf Glastuig öffnete ihm der Butler die Tür und bekam große Augen, als er ihn in Uniform sah.
    »Ich möchte Euren Herrn sehen«, teilte Grey ihm mit und trat unaufgefordert ein. »Wo ist er?«
    Der Butler trat nervös beiseite.
    »Der Herr ist nicht im Haus, Sir!«
    »Wo ist er denn?«
    Der Mann bewegte tonlos den Mund und sah sich um, als suchte er eine passende Antwort, doch er war zu sehr von der Uniform beeindruckt, um zu lügen.
    »Nun … er ist draußen im Sommerhaus. Dort sitzt er vormittags oft. Aber er …«
    Grey nickte und machte auf dem Absatz kehrt. Der Butler blieb verdattert zurück.
    Er schritt über den Rasen auf den Pavillon zu, legte sich seine Worte zurecht – und überlegte, was er tun sollte, wenn seine Argumente Siverly nicht überzeugten. Er rechnete zwar kaum damit, dass sie das tun würden, doch er war es seinem eigenen Gerechtigkeitssinn schuldig, dem Mann die Gelegenheit zur freiwilligen Rückkehr zu geben.
    Wenn nicht … würde er als Gefangener zurückkehren. Das Haarige daran war,

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