Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)
wunderschön?«
»Nass wie ein Badeschwamm und schlammig bis an die Knie, aber grün war es, aye.«
Das brachte Lally zum Lachen; Jamie glaubte nicht, dass er oft lachte. Es fiel ihm nicht leicht.
»Es stimmt, dass ich nicht anders konnte als Seine Lordschaft zu begleiten«, sagte Jamie, »aber ich hatte noch einen anderen – weniger offiziellen – Begleiter. Erinnert Ihr Euch an Tobias Quinn?«
Das tat er; Jamie sah es tief in Lallys Augen aufflackern, obwohl sein Gesicht seine ruhige, etwas verwunderte Miene behielt.
»Aus der Zeit des Aufstands. Einer der Iren, die mit O’Sullivan gekommen sind, nicht wahr?«
»Aye, das ist er. Er ist in Irland zu uns gestoßen und hat uns in der Rolle einer Zufallsbekanntschaft begleitet.«
»Hat er das.« Lally nippte an seinem Ale – es war schal und abgestanden, und er verzog das Gesicht und schüttete es aus dem Fenster. »Was wollte er denn?«
»Er hat mir erzählt, er wäre auf der Suche nach einem Gegenstand – dem Cupán Druìd-riogh , wie er es nannte. Habt Ihr schon einmal davon gehört?«
Lally war nicht zum Lügner geboren.
»Nein«, sagte er, doch seine Finger krümmten sich auf der Tischplatte, und er erstarrte. Ein Kelch eines Druidenkönigs? Was in aller Welt ist das?«
»Dann habt Ihr ihn also gesehen«, sagte Jamie freundlich, aber bestimmt. Lally erstarrte noch weiter, hin- und hergerissen zwischen Verneinung und Antwort. Er hatte den Kelch also gesehen. Was wiederum bedeutete, dass er Quinn gesehen hatte, denn Quinn würde den Kelch gewiss keinem anderen als Charles Stuart anvertrauen.
»Ich muss mit ihm sprechen«, sagte Jamie und beugte sich vor, um Lally zu verdeutlichen, wie wichtig es ihm war und wie ernst – und beides war nicht vorgetäuscht. »Es geht um seine eigene Sicherheit wie auch um die der Männer, mit denen er zu tun hat. Könnt Ihr es ihn wissen lassen? Ich werde mich mit ihm treffen, wo immer er möchte.«
Lally setzte sich ein wenig zurück, und Argwohn verfinsterte seinen Blick.
»Und ihn dann an die Engländer verraten?«, sagte er.
»Das glaubt Ihr von mir?« Merkwürdigerweise schmerzte ihn der Gedanke, dass Lally das glauben könnte.
Lally verzog das Gesicht und senkte den Blick.
»Ich weiß es nicht«, sagte er leise, und Jamie sah, wie hager er war, wie hart seine Gesichtsmuskeln unter der Haut. »So viele Männer, von denen ich dachte, ich kenne sie …« Er schüttelte sacht und verzweifelt den Kopf. »Ich weiß nicht mehr, wem ich trauen soll – oder ob es überhaupt noch jemanden gibt, dem man trauen kann.«
Das zumindest klang wie die Wahrheit.
»Aye«, sagte Jamie leise. »Ich auch nicht.« Er breitete die Hände flach auf dem Tisch aus. »Und doch bin ich zu Euch gekommen.«
»Und doch …« Er konnte beinahe hören, wie Lally nachdachte. Hinter diesem bleichen Gesicht herrschte Aufruhr.
Du steckst bis zum Hals mit in der Sache, du armer Dummkopf , dachte er nicht ohne Mitgefühl. Noch ein Name für die Liste; noch ein Mann, der womöglich seinem Untergang entgegenging, wenn dieser schwachsinnige Plan in die Tat umgesetzt wurde. Noch einer, der zu retten war, wenn …
Er schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich.
»Hört mir zu, a Tomás MacGerealt «, sagte er formell. »Quinn hat Euch ja vielleicht erzählt, was er zu mir gesagt hat und was ich zu ihm gesagt habe. Wenn nicht, fragt ihn danach. Ich habe es nicht als Feigling gesagt oder als Verräter und auch nicht, weil ich nicht bereit wäre, meinen Freunden und Kameraden zur Seite zu stehen. Ich habe es aus absoluter Gewissheit gesagt. Ihr kanntet doch meine Frau?«
»Die Sassenach?« Ein sardonisches Lächeln huschte über Lallys Mund.
»La Dame Blanche wurde sie in Paris genannt, und zwar mit gutem Grund. Sie hat den Ausgang unseres Tuns vorhergesehen – und unseren Untergang. Glaubt mir, Thomas. Auch dieses Unternehmen ist zum Scheitern verdammt, das weiß ich genau. Ich möchte nicht, dass es Euch mit in den Abgrund reißt. Um unserer gemeinsamen Vergangenheit willen flehe ich Euch an – haltet Euch davon fern.«
Er zögerte, weil er auf eine Antwort wartete, doch Lally hielt den Blick auf den Tisch gesenkt und ließ den Finger in einem verschütteten Aletropfen kreisen. Schließlich sprach er.
»Wenn mich die Engländer nicht nach Frankreich zurückschicken, damit ich meinen Namen reinwaschen kann, was bleibt mir dann hier?«
Darauf gab es keine Antwort. Lally lebte, weil seine Häscher es duldeten, genau wie Jamie. Wie
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