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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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… heim!

33
    Billets-Doux
    » WENN DIR DER HIEB ZWISCHEN DIE RIPPEN gefahren wäre, wärst du tot, weißt du.«
    Es war nicht das erste Mal, dass Grey das zu hören bekam – es war auch nicht das erste Mal, dass er es von Hal zu hören bekam –, doch es war das erste Mal, dass er die Kraft hatte, darauf zu antworten.
    »Ich weiß.« Tatsächlich hatte ihn der Hieb – wie ihm zuerst Dr. Hunter, dann Dr. Maguire, der Hausarzt der Greys, und schließlich Dr. Latham, der Stabsarzt des Regimentes mitgeteilt hatten – an der dritten Rippe getroffen und war dann ein Stück zur Seite gerutscht, bevor die Säbelspitze in seinem Brustbein stecken geblieben war. Es hatte nicht geschmerzt; ihm war nur der gewaltige Ruck bewusst gewesen, der ihn durchfuhr.
    »Tut es sehr weh?« Hal setzte sich zu ihm auf das Bett und betrachtete ihn genau.
    »Ja. Fort mit dir.«
    Hal bewegte sich nicht.
    »Bist du noch bei Verstand?«
    »Natürlich. Und du?« Grey fühlte sich extrem gereizt. Die Wunde schmerzte, vom langen Sitzen im Bett war ihm der Hintern taub geworden, und jetzt, da er kein Fieber mehr hatte, hatte er großen Hunger.
    »Twelvetrees ist heute Morgen gestorben.«
    »Oh.« Er schloss kurz die Augen, dann öffnete er sie wieder und empfand eine reumütige Dankbarkeit für den Hunger und die Schmerzen. »Gott schenke seiner Seele Frieden.«
    Er hatte gewusst, dass Twelvetrees mit ziemlicher Sicherheit sterben würde; es war selten, dass sich jemand von einer schweren Bauchverletzung erholte, und er hatte gespürt, wie sein Schwert tief in Twelvetrees’ Innerem irgendwo auf einen Knochen getroffen war; er hatte ihm die gesamten Eingeweide durchbohrt. Wenn der Blutverlust und der Schock den Mann nicht erledigten, so würde es die Infektion tun. Dennoch hatte die Nachricht eine ernste Endgültigkeit an sich, die ihn erschütterte.
    »Nun«, sagte er und räusperte sich. »Hat Reginald Twelvetrees schon öffentlich meinen Kopf gefordert? Oder zumindest meine Festnahme?«
    Hal, der das gar nicht komisch fand, schüttelte den Kopf.
    »Er kann kein Wort sagen, nicht, während alle Welt denkt – und sagt –, dass Edward ein Verräter war. Du wirst mehr oder weniger als Held gefeiert.«
    Grey war völlig verdattert. »Was? Wieso das?«
    Hal sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Nachdem du vor zwei Jahren bereits Bernard Adams als jakobitischen Verschwörer entlarvt hast? Und dann das, was Fraser im Beefsteak zu Twelvetrees gesagt hat? Jeder glaubt, dass du ihn wegen seines verräterischen Verhaltens herausgefordert hast – nicht, dass sie wüssten, worin das bestand, Gott sei Dank.«
    »Aber das – ich habe doch gar nicht …«
    »Nun, das weiß ich doch, du Esel«, sagte sein Bruder. »Aber da du keine Zeitungsanzeige aufgegeben hast, in der stand, dass er dich als Päderasten bezeichnet hat und du dir das verbeten hast – und er keine Anzeige aufgegeben hat, in der stand, dass er dich als Bedrohung für die öffentliche Sicherheit empfindet und er bereit sei, dies durch Waffengewalt zu unterstreichen … hat sich die Öffentlichkeit wie üblich ihre Meinung selbst gebildet.«
    Grey trug den linken Arm in einer Schlinge, doch er rieb sich mit der rechten Hand fest über das stoppelige Gesicht. Er war verstört über diese Neuigkeit, doch er war sich nicht sicher, was er dagegen unternehmen sollte, falls es überhaupt etwas zu unternehmen gab, wenn erst …
    »Oh, verflucht«, sagte er. »Die Zeitungen haben Wind davon bekommen.«
    »O ja.« In Hals Mundwinkel zuckte ein Muskel. »Minnie hat einige der gelungeneren Artikel für dich aufbewahrt. Wenn du dich kräftig genug fühlst.«
    Grey warf Hal einen vielsagenden Blick zu. »Wenn ich mich kräftig genug fühle«, sagte er, »habe ich ein Wörtchen mit deiner Frau zu reden.«
    Hal lächelte breit. »Aber gerne doch«, sagte er. »Ich wünsche dir viel Glück dabei.« Er erhob sich und stieß dabei an Greys verletztes Bein. »Hast du Hunger? Die Köchin hat dir ekeligen Haferschleim gekocht. Und verbrannten Toast mit Kalbsfußsülze.«
    »In Gottes Namen, Hal!« Die Mischung aus Entrüstung und Flehen in seinem Ton schien seinen Bruder zu rühren.
    »Ich werde sehen, was ich tun kann.« Hal beugte sich vor und klopfte ihm sanft auf die unverletzte Schulter.
    »Ich bin froh, dass du nicht tot bist. War mir anfangs nicht so sicher.«
    Hal ging hinaus, bevor er antworten konnte. John stiegen die Tränen in die Augen, und er betupfte sie mit dem Ärmel seines Nachthemdes und

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