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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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damit verbrachte, der Hilfsköchin schöne Augen zu machen, als damit, Gallien in drei Teile zu unterteilen, aber immerhin nahm er Ben hin und wieder mit ins Theater, im Namen der Kultur.
    »Mama sagt, du hast den anderen Mann getötet«, sagte Adam. »Wohin hast du ihn denn gestochen?«
    »In den Bauch.«
    »Oberst Quarry sagt, der andere Mann war ein skur-pel-loser Kerl«, sagte Benjamin, der jede Silbe sorgfältig aussprach.
    »Skrupellos. Ja, ich glaube schon. Ich hoffe es.«
    »Warum denn?«, fragte Adam.
    »Wenn man jemanden umbringt, sollte man besser einen Grund dazu haben.«
    Die drei Jungen nickten ernst wie eine Handvoll Eulen, doch dann wollten sie mehr von den Einzelheiten des Duells erfahren und brannten darauf zu hören, wie viel Blut dabei geflossen war, wie oft Onkel John den bösen Mann getroffen hatte und was die Gegner zueinander gesagt hatten.
    »Hat er dich übel beschimpft und schlimme Flüche ausgestoßen?«, fragte Benjamin.
    »Schimme Füche«, murmelte Henry fröhlich vor sich hin. »Schimme Füche, schimme Füche.«
    »Eigentlich glaube ich gar nicht, dass wir etwas gesagt haben. Dazu hat man ja seinen Sekundanten. Der geht zum Sekundanten des anderen Mannes und spricht mit ihm, und sie versuchen gemeinsam herauszufinden, ob sich der Streit anders lösen lässt, so dass man nicht zu kämpfen braucht.«
    Dies schien eine sehr seltsame Vorstellung für seine Zuhörer zu sein, und der Versuch, ihnen zu erklären, warum ein Kampf nicht immer das Beste war, erschöpfte ihn, so dass er das Eintreffen eines Dienstboten, der ihm ein Tablett brachte, mit Erleichterung begrüßte. Selbst wenn das Tablett nicht mehr enthielt als eine Schüssel mit grauem Brei, von dem er vermutete, dass es Haferschleim war, und eine weitere Schüssel mit Brot und Milch.
    Die Jungen aßen das Brot mit Milch. Sie reichten die Schüssel kameradschaftlich auf dem Bett herum, so dass die Milch auf das Bettzeug tropfte, und übertrafen sich gegenseitig darin, ihm das Neueste aus dem Haushalt zu erzählen: Nasonby war die große Treppe hinuntergefallen und hatte einen verbundenen Knöchel; die Köchin hatte sich mit dem Fischhändler gestritten, der ihr Scholle statt Lachs gebracht hatte und sich jetzt weigerte, sie weiter zu beliefern. Also hatte es gestern Pfannkuchen zum Abendessen gegeben und sie hatten alle so getan, als sei Fastnachtsdienstag; ihr Spaniel Lucy hatte auf dem Boden des Wäscheschranks geworfen, und Mrs Weston, die Haushälterin, hatte einen Anfall gehabt …
    »Ist sie mit Schaum vor dem Mund zu Boden gestürzt?«, fragte Grey neugierig.
    »Wahrscheinlich«, sagte Benjamin fröhlich. »Wir durften nicht zusehen. Aber die Köchin hat ihr Sherry gegeben.«
    Henry und Adam hatten sich jetzt rechts und links an ihn gekuschelt, und er empfand ihre Bewegungen, ihre Wärme und den Duft ihrer Körper als so tröstend, dass ihm, schwach wie er war, erneut die Tränen zu kommen drohten. Um das zu vermeiden, räusperte sich Grey und bat Ben, ihm etwas aufzusagen.
    Ben runzelte nachdenklich die Stirn und sah dabei so sehr aus wie Hal, wenn er ein Kartendeck betrachtete, dass sich Greys Rührung abrupt in Belustigung verwandelte. Es gelang ihm, sich das Lachen zu verkneifen – seine Brust schmerzte, wenn er lachte –, und er entspannte sich, während er einer grauenvollen Darbietung von »The Twelve Days of Christmas« lauschte, die von Minnies Eintreten unterbrochen wurde, gefolgt von Pilcock mit einem zweiten Tablett, von dem es ihm appetitlich entgegenduftete.
    »Was macht ihr denn da mit eurem armen Onkel John?«, wollte sie wissen. »Seht nur, was ihr mit seinem Bett gemacht habt! Los, fort mit euch!«
    Nachdem sich das Schlafzimmer geleert hatte, sah sie John von oben herab an und schüttelte den Kopf. Sie trug ein winziges Spitzenhäubchen auf dem hochgesteckten Weizenhaar und sah hinreißend heimelig aus.
    »Hal sagt, zum Teufel mit dem Arzt und mit der Köchin auch: Du sollst ein Steak und Eier bekommen und gegrilltes Gemüse. Also bekommst du dein Steak. Und wenn du davon stirbst oder platzt oder verrottest, ist es deine Schuld.«
    Grey hatte bereits mit der Gabel in eine saftige Grilltomate gestochen und kaute selig.
    »O Gott«, sagte er. »Danke. Danke, Hal. Danke der Köchin. Danke, danke.« Er schluckte und spießte einen Pilz auf.
    Trotz ihres anfänglichen Missfallens sah Minnie zufrieden aus. Andere zu verpflegen war ihr ein Vergnügen. Sie winkte den Dienstboten aus dem Zimmer und setzte sich

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