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Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Briefe zurückzugeben. »Bitte verbrenne sie.«
    »Wenn du darauf bestehst.« Sie lächelte ihn an, nahm ihm die Briefe ab und stand auf. »Oh, halt – diesen hier hast du nicht geöffnet.«
    »Ich dachte, du hättest sie alle gelesen.«
    »Nur die von den Frauen. Dieser hier sah eher nach etwas Geschäftlichem aus.« Sie zog einen schlichten Umschlag aus dem Stapel der farbigen parfümierten Billetts und reichte ihn herüber. Es stand keine Adresse darauf, doch er trug einen Namen in einer sauberen, kleinen Handschrift. H. Bowles .
    Bei diesem Anblick überkam ihn ein außerordentliches Gefühl des Abscheus, und er verlor plötzlich den Appetit.
    »Nein«, sagte er und gab ihr den Brief zurück. »Verbrenne ihn ebenfalls.«

34
    Alle Köpfe wenden sich, wenn die Jagd vorüberzieht
    Hubert Bowles befehligte Spione. Grey war ihm vor Jahren schon einmal begegnet, im Zusammenhang mit einer privaten Angelegenheit, und er hatte gehofft, ihn niemals wiederzusehen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was die kleine Bestie jetzt von ihm wollte, und er hatte auch nicht vor, es herauszufinden.
    Dennoch hatten der Besuch der Jungen und die Mahlzeit seine Lebensgeister so weit wiederhergestellt, dass er sich bei Toms Erscheinen – Tom tauchte mit pünktlicher Regelmäßigkeit bei ihm auf, um sich zu vergewissern, dass Grey seit seiner letzten Inspektion nicht gestorben war – von ihm rasieren, abbürsten und sich die Haare flechten ließ. Dann ging er aufs Ganze und stand an Toms Arm geklammert auf.
    »Langsam, ganz langsam, Mylord …« Das Zimmer schwankte sacht, doch er stützte sich auf Tom, und im nächsten Moment war das Schwindelgefühl vorüber. Er humpelte langsam durch das Zimmer und klammerte sich an Tom, bis er sich hinreichend sicher war, dass er weder stürzen noch sich die Naht an seinem Bein aufreißen würde – sie spannte ein wenig, doch solange er vorsichtig war, würde sie wohl halten.
    »Nun denn. Ich gehe nach unten.«
    »Nein, das werdet Ihr – äh … ja, Mylord«, erwiderte Tom kleinlaut, als Grey seine ursprüngliche Antwort mit einem finsteren Blick im Keim erstickte. »Ich, äh, gehe dann einfach voraus, ja?«
    »Damit ich auf Euch fallen kann, wenn es sein muss? Das ist wirklich sehr nobel, Tom, aber ich denke nicht. Ihr könnt mir folgen und die Scherben aufsammeln, wenn Ihr möchtet.«
    Langsam bahnte er sich seinen Weg die große Treppe hinunter, während Tom hinter ihm Kinderreime vor sich hin murmelte, und dann durch den Flur in die Bibliothek. Unterwegs nickte er Nasonby freundlich zu und erkundigte sich nach seinem verletzten Knöchel.
    Fraser saß in der Tat auf einem Armsessel am Fenster, einen Teller Plätzchen und eine Karaffe Sherry an seiner Seite, und las Robinson Crusoe . Beim Klang von Greys Schritten blickte er auf, und seine Augenbrauen fuhren in die Höhe – vielleicht aus Überraschung, ihn schon auf den Beinen zu sehen, vielleicht aber aus nur aus Erstaunen über seinen Morgenrock, der aus grün und violett gestreifter Seide bestand.
    »Habt Ihr nicht vor, mir zu sagen, dass ich tot wäre, wenn mir das Schwert zwischen die Rippen gefahren wäre? Das sagt jeder«, merkte Grey an, während er sich vorsichtig in den anderen Armsessel sinken ließ.
    Fraser sah nur schwach verwundert aus.
    »Ich wusste doch, dass es das nicht getan hatte. Ihr wart ja nicht tot, als ich Euch aufgehoben habe.«
    »Ihr habt mich aufgehoben?«
    »Ihr hattet mich doch darum gebeten, oder nicht?« Fraser warf ihm einen etwas enervierten Blick zu. »Ihr habt geblutet wie ein angestochenes Schwein, aber es pulsierte nicht, und ich konnte spüren, dass Ihr atmetet und dass Euer Herz schlug, während ich Euch zurück zur Kutsche getragen habe.«
    »Oh. Danke.« Verdammt, hätte er nicht noch ein paar Sekunden warten können, bevor er ohnmächtig wurde?
    Um sich von seinem sinnlosen Bedauern abzulenken, nahm er sich ein Plätzchen und fragte: »Habt Ihr in letzter Zeit mit meinem Bruder gesprochen?«
    »Ja. Vor nicht mehr als einer Stunde.« Er zögerte und steckte den Daumen als Lesezeichen in sein Buch. »Er hat mir Geld angeboten. Als Belohnung für meinen Beistand, wie er das ausgedrückt hat.«
    »Wohlverdient«, sagte Grey aufrichtig und hoffte, dass sich Hal dabei nicht zum Narren gemacht hatte.
    »Ich habe ihm gesagt, dass es nach Blutgeld stinkt und ich es nicht anrühren würde. Doch er hat mich darauf hingewiesen, dass ich das, was ich getan habe, ja nicht des Geldes wegen getan habe – und

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