Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
Luft tief in seine Lungen, denn sie war frisch im Vergleich mit der stickigen Atmosphäre im Inneren der Guildhall, die zu gleichen Teilen aus Schweiß, zertrampeltem Essen, Tabak und dem Gestank der Wut bestand – und der Angst. Es war ihm nicht entgangen, dieses leise Kribbeln inmitten der Menge, die Gesichter, die in aller Stille verschwanden, je weiter die Vernehmung fortschritt.
    Hal hatte sorgsam auf jede Erwähnung der Irischen Brigaden, der Wilden Jagd oder der Pläne zur Ergreifung des Königs verzichtet; zu viele Verschwörer waren noch auf freiem Fuß, und zudem war es nicht nötig, die Öffentlichkeit a priori zu alarmieren. Edward Twelvetrees hingegen und seine Rolle als Vertrauter und Mitverschwörer Siverlys hatte er erwähnt – und Grey erschauerte plötzlich, weil er sich an den Ausdruck in Reginald Twelvetrees’ Gesicht erinnerte. Der alte Oberst hatte wie versteinert im vorderen Teil des Saales gesessen, die brennenden Augen reglos auf Hal gerichtet, während die vernichtenden Worte fielen, eins nach dem anderen, eine überwältigende Flut.
    Nur Reginald Twelvetrees hatte kein einziges Wort gesagt. Was konnte er schließlich auch sagen? Er war kurz vor dem Urteilsspruch gegangen – der natürlich in allen Punkten der Anklage auf schuldig lautete.
    Eigentlich ging Grey davon aus, dass er in Siegerlaune sein sollte oder zumindest Genugtuung empfinden sollte. Er hatte sein Versprechen Charlie gegenüber eingehalten, hatte die Wahrheit herausgefunden – und zwar einiges mehr davon, als er erwartet oder sich gewünscht hatte – und letztlich wohl Gerechtigkeit erreicht.
    Wenn man es so nennen konnte , dachte er dumpf, als er beobachtete, wie sich drei oder vier Zeitungsschreiber gegenseitig aus dem Weg schubsten, um mit Eldon Garlock zu sprechen, dem Fähnrich, der das jüngste Mitglied des Gremiums gewesen war und daher sein Urteil als Erster verkündet hatte.
    Der Himmel wusste, was sie schreiben würden. Er hoffte nur, dass es nichts über ihn sein würde; er hatte die Aufmerksamkeit der Presse schon zuvor genossen, wenn auch nur auf vorteilhafte Weise. Nachdem er erlebt hatte, wie es war, in der Gunst der Journaille zu stehen, konnte er nur hoffen, dass Gott denen gnadete, denen diese nicht grün war.
    Er hatte sich von der Menge entfernt, jedoch ohne konkretes Ziel; er wollte einfach nur Abstand zu diesem Tag gewinnen. Ganz in Gedanken – wenigstens hatte man Jamie Fraser nicht als Zeugen vorgeladen, das war immerhin etwas – nahm er eine ganze Weile nicht wahr, dass er nicht allein war. Dann jedoch fühlte er sich durch einen geänderten Rhythmus gestört, ein Echo seiner eigenen Schritte, und er blickte zur Seite, um zu sehen, wodurch dies verursacht wurde.
    Er erstarrte, und Hubert Bowles, der einen halben Schritt hinter ihm gegangen war, schloss zu ihm auf, blieb stehen und verneigte sich.
    »Mylord«, sagte er höflich. »Wie geht es Euch?«
    »Nicht besonders«, sagte er. »Ich muss Euch bitten, mich zu entschuldigen, Mr Bowles.« Er wandte sich zum Gehen, doch Bowles hielt ihn zurück, indem er ihm die Hand auf den Arm legte. Brüskiert über diese Vertraulichkeit fuhr Grey zurück.
    »Ich muss Euch um etwas Geduld bitten, Mylord«, sagte Bowles mit einem schwachen Lispeln. Sein Ton war nachsichtig, jedoch von einer Autorität erfüllt, die keine Widerrede duldete. »Ich habe etwas zu sagen, das Ihr hören müsst.«
    Hubert Bowles war ein gedrungener, formloser Mann mit einem runden Kopf und einem gebeugten Rücken, und mit seiner schäbigen Perücke und seinem abgetragenen Rock wäre er niemandem aufgefallen. Selbst sein Gesicht war so farblos wie ein Pudding, in dem kleine schwarze Beerenäuglein steckten. Dennoch neigte Grey langsam den Kopf, um seine Worte unwillig zur Kenntnis zu nehmen.
    »Wollen wir Kaffee trinken?«, sagte er und wies kopfnickend auf das nächste Kaffeehaus. Er hatte nicht vor, eine Kreatur wie Bowles auch nur in irgendeinen der Clubs einzuladen, denen er angehörte. Er wusste nicht das Geringste über das Vorleben des Mannes, doch seine Anwesenheit weckte in Grey den Wunsch, sich zu waschen.
    Bowles schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist besser, wenn wir einfach weitergehen«, sagte er und ließ seinen Worten Taten folgen. Er berührte Grey am Ellbogen, um ihn zum Mitgehen zu bewegen.
    »Ich bin sehr verärgert über Euch, Mylord«, sagte er im Konversationston, während sie langsam in die Gresham Street einbogen.
    »Ist das so«, sagte Grey knapp. »Es

Weitere Kostenlose Bücher