Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition)

Titel: Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
er einen großen Korb mit Pferdemist zum Küchengarten hinauf, als Morgan, einer der Dienstboten, hinter einer Mauer auftauchte und ihn anrief.
    »Heda, MacKenzie! Man verlangt nach Euch.«
    Er war überrascht; es war später Vormittag, nicht die übliche Zeit für Besuche oder Erledigungen im Ort. Er würde Venus, das kleine Biest, einfangen müssen, denn sie amüsierte sich gerade auf der allerletzten Weide. Und der Gedanke, die Ponykutsche zu fahren, während ihm Lady Isobels Schlitzaugen Löcher in die Haut brannten, war alles andere als verlockend. Doch es war ja nicht so, als hätte er eine Wahl gehabt, und er stellte den Korb vorsichtig so hin, dass er nicht im Weg war, richtete sich auf und strich sich die Hände an den Oberschenkeln sauber.
    »Aye, ich bin in einer Viertelstunde mit der Kutsche da.«
    »Nicht die Kutsche«, sagte Morgan ungeduldig. »Ich habe doch gesagt, man verlangt nach Euch .«
    Er sah den Mann verblüfft an.
    »Wer verlangt denn nach mir?«
    »Ich jedenfalls bestimmt nicht.« Morgan hatte eine lange Nase, die er jetzt demonstrativ krauszog, während er die grünlichbraunen Krumen und Streifen auf Jamies Kleidern betrachtete. »Wenn Zeit dazu wäre, würde ich Euch das Hemd wechseln lassen, aber es ist keine Zeit. Er hat gesagt, sofort, und er meinte es so.«
    »Lord Dunsany?«, fragte Jamie, ohne diese Spitze zu beachten.
    »Wer denn sonst?« Morgan war bereits im Begriff, sich abzuwenden. Er sah sich noch einmal um und ruckte mit dem Kopf. »Nun kommt schon!«
    ES WAR EIN MERKWÜRDIGES GEFÜHL . Der gebohnerte Holzfußboden hallte unter seinen Schritten wider, und im Haus roch es nach Kaminasche, Büchern und Blumen. Er roch nach Pferden, Pferdemist und seinem eigenen scharfen Schweiß. Seit dem Tag seiner Ankunft in Helwater war er nur zweimal weiter im Haus gewesen als in der Küche, wo er seine Mahlzeiten zu sich nahm.
    Lord Dunsany hatte John Grey und ihn an jenem ersten Tag in seinem Studierzimmer empfangen, und jetzt führte ihn der Butler – steif vor Missbilligung – erneut auf diese Tür zu. Die Holzpaneele waren mit kleinen Schnitzrosetten verziert; sie waren ihm bei seinem ersten Besuch so intensiv aufgefallen, dass ihr Anblick ihm jetzt seine Gefühle an jenem Tag wieder ins Gedächtnis rief – nur, dass er sich jetzt so fühlte, als hätte er die untere Stufe einer Treppe verfehlt.
    Als er hörte, dass man ihn rufen ließ, hatte er auf Anhieb vermutet, dass Isobel ihn vor dem Haus des Anwalts Wilberforce gesehen und beschlossen hatte zu verhindern, dass er sie verriet, indem sie ihrem Vater erzählte, wer wirklich Williams Vater war. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, während sich sein Kopf mit halbgaren Gedanken füllte, irgendwo zwischen blanker Panik und … etwas anderem. Würde Dunsany den Jungen verstoßen? Wenn er es tat … Er wurde von einer leisen, atemberaubenden Vision seiner selbst heimgesucht, wie er Helwater verließ, seinen Sohn in den Armen – doch das Bild verschwand, sobald sich die Tür öffnete.
    Drei Männer standen in Lord Dunsanys Studierzimmer. Soldaten in Uniform. Ein Leutnant und zwei Privatgefreite, dachte er, obwohl es lange her war, dass er sich mit den Details englischer Uniformen befasst hatte.
    »Das ist MacKenzie«, sagte Lord Dunsany mit einem schwachen Kopfnicken in seine Richtung. »Oder vielmehr … Fraser.«
    Der Offizier betrachtete ihn abschätzend von oben bis unten, doch sein Gesicht verriet nicht das Geringste. Ein Mann in den mittleren Jahren mit einer säuerlichen Miene. Er stellte sich nicht vor.
    »Ihr sollt mit diesen Männern gehen, Fraser«, sagte Dunsany. Sein Gesicht war alt, seine Miene zerstreut. »Folgt ihren Anweisungen.«
    Stumm stand er da. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er »Ja, Sir«, sagte, und er sollte ihn zweimal holen, wenn er sich an die Stirn tippte wie ein Lakai. Der Offizier sah ihn scharf an und richtete den Blick dann auf Dunsany, um zu sehen, ob er dieses unziemliche Verhalten bestrafen sollte, doch da er nichts als Erschöpfung im Gesicht des alten Mannes sah, zuckte er kaum merklich mit den Achseln und nickte den Privatgefreiten zu.
    Sie schritten zielsicher auf ihn zu, und jeder von ihnen packte einen seiner Arme. Er konnte es nicht verhindern, doch am liebsten hätte er sie abgeschüttelt. Sie führten ihn in das Foyer und zur Eingangstür hinaus; er konnte den Butler in seinem Kämmerchen hämisch grinsen sehen, und zwei der Dienstmädchen hingen mit großen Augen und offenen Mündern aus

Weitere Kostenlose Bücher