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Die Fäden des Schicksals

Die Fäden des Schicksals

Titel: Die Fäden des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Bostwick
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Handarbeitsunterricht einen Glockenrock nähen musste. Die Lehrerin gab mir dafür eine Drei minus.« Lächelnd erhob sie sich und reichte mir die Hand. »Ich bin Margot Matthews.«
    Auch die ältere Frau lächelte und nahm ihre Lesebrille ab, bevor sie mir die Hand schüttelte. »Mein Name ist Abigail Burgess Wynne«, sagte sie mit einer Stimme, die an guten Wein und alten Reichtum erinnerte: hell und heiter, mit einem geschliffenen Unterton. Es war eine Stimme, die nichts preisgab.
    Wynne. Sie war es also, nach der die Wynne-Memorial-Bibliothek und das Wynne-Museum benannt waren. Jetzt erinnerte ich mich, dass Charlie gesagt hatte, sie sei eine der reichsten Frauen des Bundesstaates.
    »Und das hier ist Liza Burgess – meine Nichte.« Vor den letzten Worten machte sie eine winzige Pause, als widerstrebe es ihr, das Verwandtschaftsverhältnis einzugestehen.
    Dann warf Abigail an mir vorbei einen Blick in den Laden. »Sind schon alle weg? Ich fürchte, wir waren ein wenig spät dran.«
    »Ja, tut mir leid«, fügte Margot hinzu. »Ich bin auf Stellen-suche und hatte heute ein telefonisches Bewerbungsgespräch. Eigentlich sollte es nur eine Viertelstunde dauern, aber dann wurde fast eine ganze Stunde daraus.«
    »Ich war nicht zu spät«, wandte sich Liza grollend an ihre Tante. »Zwei Stunden habe ich vor dem Laden auf euch gewartet.«
    Ohne das Mädchen zu beachten, fuhr Abigail fort: »Sie sind bestimmt müde nach diesem langen Tag. Vielleicht sollten wir es für heute gut sein lassen und ein andermal wiederkommen.«
    Ich wollte das Angebot schon dankbar annehmen, als Liza, die bisher nuschelnd gesprochen hatte, plötzlich rief: »Nein! Wir müssen das heute zu Ende bringen! So war es vereinbart! Wenn du es heute nicht tust, dann gilt die ganze Abmachung nicht! Und das ist mein Ernst!« Sie starrte ihre Tante wütend an, die den Blick ebenso wütend erwiderte. Margot stand schweigend dabei. Sie war über den Ausbruch des Mädchens offenbar ebenso erstaunt wie ich.
    »Das ist kein Problem«, sagte ich in dem Versuch, die Situation zu entschärfen. »Ich habe heute Abend sowieso nichts vor. Sie sind also alle Anfängerinnen im Quilten?« Sie nickten. »Dann werde ich Ihnen jetzt ein paar Tipps geben. Es ist einfacher, als es aussieht. Sie brauchen nichts weiter zu tun, als gerade Nähte zu machen. Aber zuerst einmal helfe ich Ihnen, die Muster auszuschneiden. Ein gefällig anzusehender Block beginnt mit einem akkurat ausgeschnittenen Muster.«
    Ich brachte ihnen bei, mit einem durchsichtigen Lineal exakte Quadrate und Dreiecke für den Korb auszumessen, und zeigte ihnen danach, wie man mit dem schräg gehaltenen Bleistift sorgfältig um die Schablone für den Korbhenkel herumfahren musste, der später appliziert werden sollte. Diese Schritte hätte ich im Schlaf herunterbeten können, da ich sie im Laufe des Tages schon Dutzende Male erläutert hatte. Mir war ohnehin, als könnte ich im Stehen einschlafen.
    Wie immer in einem Quiltkurs hatte jede der Frauen ihre eigene Vorgehensweise, doch Gott sei Dank verfügten sie alle drei über eine rasche Auffassungsgabe.
    Liza, die Jüngste, sprach sehr wenig, bewies jedoch ein gutes Farbgefühl und Mut zu gewagten Kombinationen. Leise fragte sie, ob es wohl ginge, wenn sie in ihrem Block die Farben genau umgekehrt anordnen und den Korb in Brauntönen, den Hintergrund dagegen rosa machen würde. Ich sagte ihr, das sei eine gute Idee, und dachte bei mir, dass es einen interessanten Effekt ergeben könnte, den kontrastfarbenen Block als Blickpunkt in die Mitte zu setzen.
    Margot ging die Aufgabe mit geschäftsmäßiger Tüchtigkeit an. Sie traf die Farbauswahl rasch und entschieden und ließ sich durch kleine Fehler nicht beirren. Ich vermutete, dass sie mit der Zeit eine gute, vielseitige Quilterin werden würde, imstande, sich auch schwierige Techniken rasch anzueignen, und stets bereit, sich an neue, anspruchsvolle Aufgaben zu wagen. Etwaige Probleme würde sie dabei souverän meistern.
    Obgleich Abigail sich so desinteressiert wie möglich gab, war sie bei ihrer Arbeit geradezu pingelig genau. Normalerweise schätzte ich diese Eigenschaft, doch jetzt führte sie dazu, dass Abigail gegenüber den anderen beiden ins Hintertreffen geriet. Ich war so müde, und mir dröhnte der Schädel. Alles, was ich wollte, war, dass sie mit ihren Blöcken fertig wurden und gingen, damit ich ins Bett fallen und in einen traumlosen Schlaf sinken konnte.
    Nachdem die Muster ausgeschnitten

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