Die Fährte des Nostradamus
sah.
„Ich habe da so eine Idee“, meinte Steve geheimnisvoll. „Die Glocke. Ich glaube, das Nostradamus mit ihrer Hilfe seine Visionen hervorrufen konnte.“
Kirsten schaute skeptisch. „Mit der Glocke? Wie meinst Du das.“
„Naja… wie Du weißt, habe ich mich früher mit solchen Dingen beschäftigt. Dieses schwingende Meer könnte doch wie eine riesige Klangschale wirken. Klangschalen werden für die unterschiedlichsten Anwendungen hergestellt. Sie werden so gefertigt, dass sie in einer bestimmten Frequenz schwingen. Sogar Klangschalentherapien gibt es. Kommt aus dem Vedischen, glaube ich. Was wäre nun, wenn der Zweck des Beckens nicht nur darin bestand einen geheimen Mechanismus in der Abbaye zu aktivieren. Was wäre, wenn Nostradamus, bevor das Becken in die Abbaye kam für seine Zwecke benutzt hatte. Sich mit dessen Schwingung in Trance versetzen konnte, um so in die Zukunft sehen zu können? Meinen Studien zur Folge, haben Kirchglocken keinen anderen Zweck, als Gläubige mit Gott zu verbinden. Das darfst Du heute natürlich einem strengen Katholiken nicht unter die Nase reiben. Aber nichts desto trotz, dem Ursprung nach haben Kirchenglocken lediglich den Sinn, Betende in einen besonderen Zustand zu versetzen. Sie helfen sie, sich mit Gott zu verbinden.“
Das klang plausibel. Kirsten wusste natürlich von Klangschalentherapien, und hatte selber eine Klangschalen in ihrer Wohnung stehen. Ihre Schale sollte beruhigend wirken, hatte aber nicht wirklich den erhofften Erfolg gebracht.
„Du meinst also, wenn man diese Glocke nach einem bestimmten Schema, oder auf eine besondere Art anschlägt, bekommt man Visionen?“ Kirsten war von der Idee fasziniert. „Dann können wir sozusagen selber, wenn wir die richtige Schwingung erwischen, in die Zukunft schauen! Ein interessanter Gedanke.“
„Etwas anderes kommt mir gerade in den Sinn. Fragt mich bitte nicht, wieso ich gerade auf diesen Mann komme, aber dieser Cole… der amerikanische Vizepräsident, was ist das eigentlich für ein Mann?“, meinte Kirsten nachdenklich. „ Ich meine, wir kennen den alle nur aus dem Fernsehen und da ist er auch nicht allzu oft zu sehen, aber wenn er denn mal zu sehen ist, wirkt er immer wie ein Roboter.“
„Frank Cole ist ein eiskalter, berechnender und manipulierender Mensch, der gern aus dem Hintergrund agiert“, meinte Sheldon, der wieder herein gekommen war und Kirstens Frage mitbekommen hatte.
„Ein sehr unangenehmer Bursche. Man munkelt hinter vorgehaltener Hand, dass Alexander Davids nur noch für öffentliche Auftritte das Oberhaupt Amerikas ist. Es ist ein offenes Geheimnis, das alle wichtigen Entscheidungen von Cole getroffen werden, und Davids ihm blind vertraut. Oder denkt Ihr wirklich dass ein Mann wie Davids in der Lage ist, trotz weltweiter Kritik einen Krieg gegen Saddam durchzuführen? Noch dazu einen, der inzwischen weit mehr amerikanischen Soldaten das Leben kostet, als der Gegenseite?
Davids wollte den drohenden Krieg lediglich als Druckmittel einsetzen. Cole aber kam die Sache wie gerufen. Er hatte immer nach einen Grund gesucht, an das Irakische Öl zu gelangen. Wie ihr wisst, versiegt das schwarze Gold in unserem Lande und ein energiewirtschaftliches Umdenken ist für uns verwöhnte Amerikaner ein Ding der Unmöglichkeit.“ Sheldon setzte sich wieder und trank verbittert seinen Whisky mit einem Zug aus.
Festus stand auf und legte etwas für den großen Kamin nach. Mit dem Feuerhaken stocherte er nachdenklich in der Glut.
„Also, wenn ich etwas dazu sagen dürfte?“ Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr fort, und lehnte sich an den Kamin. „ Lasst uns alles auf einen Nenner bringen. Ihr seid über verschlungene Wege an geheimnisvolle Aufzeichnungen geraten. Aufgrund der besonderen Ereignisse sieht es nun so aus, als ob in diesen Prophezeiungen mehr Wahrheit steckt, als uns lieb ist. Schenken wir all dem Glauben, haben wir einen amerikanischen Vizepräsidenten, der vom Teufel besessen ist. Das muss man erst einmal auf sich wirken lassen. Als Stoff für einen fantastischen Roman sicher eine originelle Idee. Nur, wir haben es hier nicht mit einem Roman, sondern mit der Wirklichkeit zu tun. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Ihr morgen auf die Reise geht, um diesen Cole aus dem Weg zu räumen. Allein die Tatsache, dass es sich um niemand geringeren als um den amerikanischen Vizepräsidenten handelt, der sicher bis aufs Klo von Sicherheitsleuten bewacht wird, macht so eine
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