Die Fährte des Nostradamus
keinen Fall einen Unschuldigen für ihre Spekulationen bluten lassen. „Wir müssen ihn irgendwie dazu bewegen, sich zu verraten. Und wenn ich die Sache richtig sehe, werde ich den Köder spielen müssen…“
20
Paul Riley saß indessen wieder in seinem Rover und beobachtete das Landhaus. Selbst dieser lästige Köter streunte nicht so weit vom Haus herum, und kann mich verraten, dachte er zufrieden. Das Signal seines Peilsenders war inzwischen erloschen, doch Riley verschwendete darüber keinen weiteren Gedanken. Er hatte denn Van direkt vor Augen.
Nachdem sicher war, das seine Opfer die Nacht über hier verbringen würden, machte er es sich im Wagen so gemütlich wie möglich, stellte seinen kleinen Reisewecker und genehmigte sich etwas Schlaf.
Die Nacht zuvor war er durch die Hölle gegangen. Nachdem er den halben Tag damit zubrachte, in einen einigermaßen lebensfähigen Zustand zu kommen, kam er zu dem Entschluss nicht mehr lange zu warten, und bei der nächsten Gelegenheit die sich ihm böte zuzuschlagen. Er wollte keinen Tag länger in diesem verfluchten Land bleiben, als unbedingt nötig.
Die Suche nach einen Arzt oder Krankenhaus, um sich mit den nötigen Medikamenten zu versorgen, endete auf einem Parkplatz den er gerade noch ansteuern konnte. Dann hatte der Allergische Schock ihn ins Aus geschickt.
Sein Hals war inzwischen so weit angeschwollen, dass er nicht mehr in der Lage war, seinen Kopf zu bewegen und einen klaren Gedanken zu fassen. Hinzu kam die beklemmende Atemnot, die ihm tausend Tode sterben ließ. Irgendwann musste er dann total erschöpft eingeschlafen sein. Als er am nächsten Morgen aufwachte, war er völlig verschwitzt, und stellte fest, dass er sich in der Nacht nicht nur in den Fußraum übergeben hatte. Das nasse Gefühl an seinen Beinen deutete darauf hin, das er sich, um der Würdelosigkeit seines Zustandes die Krone aufzusetzen, nass gemacht hatte. Der saure Gestank von Erbrochenem, durchsetzt mit Alkohol und Urin, sickerte langsam in sein Bewusstsein und ließ ihn erneut würgen.
In der Nacht wurde er von La Doux verfolgt, dessen verkohltes Gesicht vor ihm schwebte und versuchte ihn zu küssen. „Wie schmeckt Dir der Tod, Riley“, fragte La Doux immer wieder. „Sieh, was du aus mir gemacht hast. Ich werde auf Dich warten, Riley.“ Immer wieder durchlebte er die Szene am brennenden Van. Das Feuer, das sich rasend schnell an den Beinen des Franzosen Hochfraß, und schließlich sein Gesicht erreichte. Die Haut, die unter der Hitze Blasen bildete, und dieser Schrei, dieser unbeschreibliche Schrei…
Mühsam stieg er aus dem Wagen, brach vom plötzlichen Schwindel gepackt zusammen, und kam erst durch einen spitzen Schrei wieder zur Besinnung. Wie durch eine Nebelwand sah er die verschwommenen Konturen einer jungen Frau, die ihn ungläubig anstarrte. Dann erschien ein Mann, begleitet von zwei kleinen Kindern in sein begrenztes Gesichtsfeld, die ebenfalls nicht fassen konnten, was sich ihnen darbot. Inzwischen wurden auch andere Touristen auf ihn aufmerksam. Riley wurde zur unfreiwilligen Attraktion des Parkplatzes, der offenbar von Reisenden stark frequentiert wurde. Der Mann sagte etwas in einer für Riley fremden Sprache, aber Paul konnte seinem Gesichtsausdruck entnehmen, das es keine Nettigkeiten waren. Mit einem verächtlichen Blick auf den Hilflosen zog er seine Frau und die Kinder vom Wagen fort, worauf nun die Sicht auf einen Reisebus frei wurde, aus dessen Fenstern neugierigen Touristen das Schauspiel beobachteten. Paul Riley versuchte aufzustehen, aber seine Beine waren weich wie Pudding und wollten ihm einfach nicht gehorchen. So saß er eine Weile an dem Wagen gelehnt, wartete darauf, dass seine Kräfte zurück kehrten und der verdammte Reisebus endlich weiter fuhr.
Sein Körper wurde von fiebrigen Schüben gepeinigt, begleitet von bohrendem Kopfschmerz, wie er ihn nur vom Morgen stark durchzechter Nächte kannte. So verging eine halbe Stunde und er war froh, als der Reisebus langsam vom Parkplatz rollte und er nicht von weiteren Autofahrern belästigt wurde. Womöglich hätte noch jemand einen Rettungswagen gerufen, und er sich in einem Krankenhaus wieder gefunden.
Gegen Mittag war er wieder soweit bei Kräften, das er sich hinter das Lenkrad setzten konnte, um weiter zu fahren. An einer Raststätte erfrische er sich unter einer warmen Dusche, zog frische Sachen an und stärkte sich mit einem verspäteten Frühstück. Den Wagen ließ er von
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