Die Fährte des Nostradamus
rollte verlegen mit den Augen. „Lass sehen. Was haben wir denn da“, meinte er plötzlich und drehte Kirsten an den Schultern ins Licht.
„Ah ja! Ein blauer Halbmond. Doch wohl nicht tätowiert, oder? Macht doch nicht jeden Modescheiß mit, Kinder.“ Kirsten fasste sich an die Stirn und betastete den kleinen Halbmond. Sie hatte sich inzwischen so an ihr neues Merkmal gewöhnt, dass sie zunächst nicht wusste, wovon Toynbee eigentlich redete. „ Wenn ich diese Teenies hier immer sehe“, ereiferte sich Toynbee weiter. „Überall im Gesicht tragen sie Ringe und Ösen. Junger Mann… können Sie mir sagen, wie man sich vernünftig die Nase putzen will, wenn man im Nasenflügel so ein Ding sitzen hat?“
Toynbee erwartete keine Antwort und wandte sich wieder Kirsten zu. „Aber, mal unter uns gesagt, das sieht wirklich sehr hübsch aus, Kirsten. Also… was kann ich für Euch tun? Ach was rede ich. Gegen wir erst einmal in mein Büro. Bei einem Tee läst es sich besser plaudern, nicht war?“ Toynbee machte auf dem Absatz kehrt und eilte davon.
Steve schaute ihn fassungslos hinterher. „Der Mann ist ja die reinste Rakete. Ist der immer so aufgedreht. Man bekommt ja direkt Angst, dass ihm beim Reden der Schlag trifft.“
Kirsten machte große Augen und bedeutete Steve, nicht so laut zu sprechen.
„Und ausgezeichnete Ohren hat die Rakete auch“, entgegnete der Professor, der inzwischen sein Büro erreicht hatte und in der offenen Tür auf die Beiden wartet
23
Sheldon brannte die Zeit unter den Nägeln. Viele Dinge, die Williams für ihn nicht erledigen konnte, hatten sich während seiner Abwesenheit aufgetürmt und mussten erledigt werden. Dann war da noch das Scottland Yard. Dem zuständigen Beamten alle Zusammenhänge und seine Rolle darin zu erklären, würde weitere Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, die er nicht hatte. Er hoffte, dass ihm sein Status als Botschafter dabei nützlich sein würde. Wenn es hart auf hart kam, würde er seine diplomatische Immunität geltend machen. Sheldon hatte nichts gegen die Befragung, denn diese undurchsichtige Geschichte warf für die zuständigen Behörden viele Fragen auf, deren Antworten nicht auf die lange Bank geschoben werden durften. Ein Anruf bei Brian Cox stand deshalb an erster Stelle, als er in sein Büro stürmte.
Williams eilte ihm hinterher und redete pausenlos auf ihn ein, was Sheldon mit gelegentlichem Gemurmel erwiderte.
„Cox“, meldete sich die vertraute Stimme des jungen Beamten, als der Botschafter endlich verbunden wurde. Mit einer Geste gab er Williams zu verstehen, dass er den Mund halten sollte „Mr. Sheldon, schön Sie zu hören. Der Zeitpunkt Ihres Anrufes könnte nicht passender sein.“
„Wie darf ich das verstehen?“ Sheldon öffnete gehetzt die Knöpfe seines Hemdes während er sich den Hörer zwischen Ohr und Schulter klemmte. Eine heiße Dusche stand an nächster Stelle, wenn er hier Klarheit geschaffen hatte.
„Nun ja“, Cox zögerte etwas. „Wie soll ich sagen. Einer unserer Mitarbeiter, Paul Riley, der Ihnen sicher ein Begriff ist, glänzt seit ein paar Tagen mit Abwesenheit. Sie erinnern sie sicher, dass er kurze Zeit für Sie zur Suche einer bestimmten Person eingeteilt war. Nachdem Riley bei Ihnen in der Botschaft war, ist er wie vom Erdboden verschwunden. Mir kam heute zu Ohren, dass Sie sich in Frankreich aufgehalten haben, Mr. Sheldon. Und was glauben Sie wer zuverlässigen Quellen nach auch dort sein soll? Riley! Ich wollte Sie gerade anrufen und klären, ob da eventuell ein Zusammenhang besteht. Sie sind mir lediglich zuvor gekommen.“
Sheldon mochte Cox. Er war einer dieser seltenen Beamten, die zuhören konnten und ihre Meinung präzise auf den Punkt brachten. Deshalb konnte er Cox ohne Umschweife schildern was sich in den letzten Tagen in Frankreich ereignet hatte. Die Dinge, die seiner Meinung nach zu abenteuerlich klangen, ließ er aus. So vernünftig Cox auch war, diesen Teil der Geschichte hätte er Sheldon sicher nicht abgenommen.
„Und Sie sind sicher, dass Riley auch hinter das verschwinden ihres Piloten steckt?“, fragte Cox, als Sheldon seinen Bericht beendet hatte und auf Cox Reaktion wartete.
„Und der Agenten“, entgegnete Sheldon, um bloß nichts ausgelassen zu haben.
„OK Botschafter. Ich kann mir vorstellen, dass Sie im Moment noch ein bisschen was zu
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