Die Fährte des Nostradamus
Kirsten kannte es von Bekannten, die für ihre Kurzreisen meist das West Cromwell wählten.
Steve beobachtete während der Fahrt das Treiben auf den Straßen Londons. Die vielen Menschen, der hektische Verkehr… um nichts auf der Welt würde er hier leben wollen. Er sehnte sich nach der Einsamkeit Cornwalls.
„Mensch. Ich hab da eine Idee“, hörte er Kirsten plötzlich neben sich. Sie hatte sich Gedanken darüber gemacht, wie sie sich auf Cole vorbereiten konnte, als sie das mächtige Gebäude des Natural History Museum sah. Aufgeregt ergriff sie ihre Halskette, und hielt Steve den Zahn entgegen.
„Sobald wir unsere Zimmer haben besuchen wir einen alten Freund von mir im Museum. Wenn uns überhaupt jemand etwas über dieses Stück erzählen kann, dann Trevor.“
„Trevor?“ Steve runzelte die Stirn.
„Trevor Toynbee“, meinte Kirsten bestimmt. „Toynbee ist Paläontologe, und DER Experte wenn es um Fossilien geht. Ich arbeitete vor einiger Zeit mit ein paar Wissenschaftlern an einem Projekt, in dem es darum ging eine Software zu entwickeln, die das Alter von Fossilien bestimmen sollte. Trevor war sehr an unserer Arbeit interessiert, und erhoffte dadurch genauere Datierungen für seine Funde. Ich habe damals gern mit ihm zusammen gearbeitet und freue mich immer, wenn sich unsere Wege kreuzen.“ Kirstens Augen strahlten vor Freude. Sie bemerkte nicht, wie Steve unentwegt auf den Zahn starrte und mit den Gedanken weit weg war.
„Lass uns gehen. Das Wetter ist herrlich und ich brenne darauf etwas mehr über mein neues Schmuckstück zu erfahren.“
Sie hatten im West Cromwell zwei Zimmer nebeneinander bekommen und waren wegen ihres spärlichen Gepäcks mit dem Einchecken schnell fertig. Kirsten sprang übermütig aus dem Sessel, als Steve seine Sachen auf seinem Bett verteilt hatte. Er spürte deutlich, dass Kirsten ihre Anspannung mit übertriebener Fröhlichkeit zu überspielen versuchte.
„Kirsten…“ Steve legte seine Hand fest auf ihre Schulter. Verwundert drehte sie sich um und schaute ihn an. Eine Träne rann ihr über das Gesicht. Mit zitternden Händen wischte sie sie schnell weg und zog die Nase hoch. „Was ist?“
Steve wusste nicht, was er eigentlich sagen wollte. Er hatte einfach das Bedürfnis, ihr zeigen zu müssen, dass er für sie da war.
„Kirsten…Du… ich meine wir. Wie groß bist Du eigentlich!“ Die Frage kam ihm einfach in den Sinn und gleichzeitig so dämlich vor, dass er nicht weiter wusste. „Was?“ Kirsten konnte nicht anders und fiel in hysterisches Lachen. „Wie groß ich bin?“, fragte sie und rang nach Atem. Endlich beruhigte sie sich und wischte sich die Augen trocken.
Gefasst schaute sie Steve in die Augen und trat näher an ihn heran. „Ich hoffe, für meine Aufgabe groß genug“, flüsterte sie und suchte den Schutz seiner Arme.
Schweigend standen sie im Zimmer und schauten sich in die Augen.
„Ich habe Angst Steve. Große, beschissene Angst. Und… ich glaube ich.“
Sprich es nicht aus
, warte Elaine sie plötzlich.
Unterdrücke die Gefühle für ihn…
„Was glaubst Du?“ Steve schaute ihr verträumt in die Augen und wartete auf eine Antwort.
„Was? Ach nichts, Steve. Ich bin nur so durcheinander. Ich…“ Kirsten konnte Elaines Einwand nicht verstehen und wurde unsicher.
Steve drückte sie an sich und spürte ihr ängstliches Zittern. „Ich fühle genau so, Kirsten. Und ich werde einfach nicht mit der Situation fertig, tatenlos hier warten zu müssen, bis Ed sich meldet.“ Mit leerem Blick schaute er durchs Fenster auf die Straße hinaus und dachte an Ed.
„Wir müssen uns ablenken, Steve. Bitte. Sonst werden wir verrückt. Komm, lass uns Trevor besuchen.“ Kirsten wandte sich der Tür zu, doch Steve hielt sie zurück.
„Warte doch mal.“ Seine Stimme klang kraftlos. „Dieses Tempo, ich halte es einfach nicht mehr aus. Es ist gerade ein paar Stunden her, dass Riley vor meinen Augen in Stücke gerissen wurde. Dann der Flug zurück, die Zimmersuche… und nun willst Du noch in dieses Museum.“
Steve ließ sich schwer auf das Bett fallen und rubbelte sich die Müdigkeit aus dem Gesicht. „Ich bin echt geschafft Kirsten. Ich lebe sonst in einem anderen Rhythmus, und brauch mal eine Pause.“ Kirsten hatte vollstes Verständnis für Steves Einspruch und setzte sich neben ihn. Sie wusste, dass es in diesem Tempo nicht weitergehen konnte. Und sie fühlte sich verlassen. Elaine sprach eine Sprache, die oft mehr Fragen
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