Die Fährte des Nostradamus
hatte alle anderen Kettchen abgenommen und eine der afrikanisch aussehenden Anhänger mit an dem Lederband befestigt. Mit einem leichten Ruck zog sie an der länglichen Figur und hielt plötzlich einen USB Stick in der Hand.
„Das Programm befindet sich hier drauf, meint Herren“, meinte sie sachlich. „Ohne mein schönes Kettchen können selbst die besten Cracks nichts übersetzten. Kleine Vorsichtsmaßnahme.“ Grinsend steckte sie die kleine Figur wieder zusammen und rieb sich die Stirn.
Steve schüttelte den Kopf und lachte. „Wirklich nicht auf den Kopf gefallen unsere Frau Professorin.“
Sein Blick fiel auf Festus und Betty. „Der Wagen ist hin, oder?, meinte er und schaute sich suchend auf dem Hof um. Er konnte den Lieferwagen nirgends entdecken.
„Halb so wild. Der steht schon im Schuppen. Ich kann inzwischen nicht mehr zählen, wie oft der Kotflügel schon abgefallen ist. Wird langsam Zeit, mich nach einem anderen Wagen umzusehen, Ed“, tat Festus die Angelegenheit ab. „Ich denke, einmal bekomme ich das noch hin. Einen Ersatzscheinwerfer habe ich noch irgendwo herum liegen. Mich würde eher interessieren, wo Ihr den Typen gelassen habt.“
„Der hat es nicht geschafft. War eine ziemlich heftige Sache und auf Einzelheiten würde ich jetzt gern verzichten.“
„Verstehe. Aber wie Kirsten schon sagte. Hauptsache Euch geht es gut. Kommt Ihr noch kurz mit rein, oder wollt Ihr jetzt aufbrechen?“
Sheldon schaute zu Steve. Kirsten hatte sich das Buch unter den Arm geklemmt und versorgte gerade die Wunde an seiner Stirn.
„Ich glaube, wir machen uns auf den Weg. Unerwünschte Besucher habt ihr nicht mehr zu erwarten, Festus. Alle, die es auf die Centurien abgesehen hatten sind nun Tod. Zumindest ihnen hat die Hinterlassenschaft des Sehers kein Glück gebracht. Aber wir sollten jetzt schleunigst nach London zurück und wenigsten so tun, als ob wir uns auf das große Finale vorbereiten können.“ Sheldon versuchte zuversichtlich zu wirken, aber Festus blieb die wachsende Unruhe des Botschafters nicht verborgen. „Ed… ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ihr steht vor einer Aufgabe, die so unwirklich scheint, so… mir fehlen einfach die Worte. Ich kann Euch nicht einmal einen Rat mitgeben. Ihr seit inzwischen ein eingespieltes Team und unserer geheimnisvollen Zauberin trau ich so ziemlich alles zu.“ Festus deutete auf seine Brille, die arbeitslos in seiner Hemdtasche steckte. „Aber…“, er schaute Sheldon durchdringend an. „Seit bitte vorsichtig. Geht keine unnötigen Risiken ein und vor allem… zeigt es diesem Cole. Macht ihn fertig. Unsere Gebete werden Euch begleiten und hoffentlich eine Hilfe sein.“
Festus hielt Sheldon seine schwielige Hand entgegen. „Ich weiß nicht, wie Du darüber denkst. Aber nachdem was wir inzwischen erlebt haben…, vielleicht sollten wir wieder des Öfteren Beten, verstehst Du?“
22
London. Amerikanische Botschaft
Williams dunkle Locken wurden durcheinander gewirbelt, als der Helikopter auf dem Dach der amerikanischen Botschaft aufsetzte. Sheldon hatte seinen Stellvertreter telefonisch davon in Kenntnis gesetzt dass er in Kürze eintreffen würde.
Der Botschafter war sich mit Kirsten und Steve darüber einig geworden, das die Beiden sich für die nächsten Tage besser nicht in seiner Nähe aufhalten sollten. Die Sicherheitsstufe in der Botschaft war wegen des hochrangigen Gastes erhöht und das Personal wurde vom Sicherheitsdienst genauestens überprüft. Zulieferer und externe Dienstleister durften die Botschaft nicht mehr betreten. Der öffentliche Publikumsverkehr wurde eingestellt. Außerdem hielten Sheldon und Steve es für das Beste, wenn Kirsten so spät wie möglich auf Cole treffen würde. Sheldon hoffte, dass sich die Konfrontation aus einer Situation heraus ergeben würde, hatte aber keine Ahnung, wie er diese herbeiführen sollte.
Kirsten schlug vor, in Reading zu warten. Sie wollte die Tage in ihrer Wohnung abwarten, mit den Männern telefonisch in Kontakt bleiben und sich Gedanken darüber machen, wie sie sich vorbereiten konnte. Die Männer äußerten starke Bedenken, und wollten sie auf keinen Fall in den nächsten Tagen allein lassen. Schließlich einigte man sich darauf, dass sie zusammen mit Steve ein Hotelzimmer zu nehmen. So war sie nicht allein, und konnte schnell die Botschaft erreichen.
Die Wahl des Hotels fiel auf das West Cromwell, das im Herzen Londons meist von Studenten besucht wurde.
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