Die Fährte des Nostradamus
die Hütte zu gelangen.
„Wir rufen die Polizei, was sonst!“ Kirstens Stimme klag gefasst, doch ihr Körper zitterte wie Espenlaub.
Für sie war der Fall klar. Die Situation zu erklären dürfte natürlich etwas kompliziert werden, aber schließlich hatten alle eine reine Weste und somit nichts zu befürchten. Nervös rieb sie sich die Stirn. Der heiße Lauf von Baxleys Waffe hatte eine Brandblase hinterlassen.
„Wenn das so einfach wäre, Ms. Moreno. Ein amerikanischer Botschafter, eine deutsche Professorin, zwei tote Agenten, ein toter Pilot und ein ehemaliger MI6 Agent. Von Collums Vergangenheit will ich gar nicht reden. Das schreit förmlich nach Stress. Natürlich… in erster Linie ist die britische Polizei zuständig. Aber was glauben Sie wohl, was die machen werden? Kurz mal ein paar Aussagen zu Protokoll nehmen und dann alle ihres Weges ziehen lassen?“
Sheldon konnte sich gut vorstellen, mit welchen Fragen er konfrontiert werden würde. Und dann die Presse. Ein gefundenes Fressen für die Star.
„Ich genieße Immunität. Was aber nicht heißen soll, dass sich für mich keine Konsequenzen ergeben würden. Wie sich die Dinge für Sie und den Harris entwickeln würden, kann ich nicht sagen. Vielleicht passiert aber auch gar nichts und die zuständigen Beamten haben wirklich einen klaren Verstand.“ Sheldon spann den Faden weiter:
„Was aber das größte Problem ist … wir können, vorerst jedenfalls, niemanden trauen. Baxley hatte mit Sicherheit einflussreiche Hintermänner. Das hat er selbst zugegeben. Wer kann uns garantieren, dass bei der Polizei nicht auch irgendwelche Informanten sitzen. Immerhin ist es denen gelungen, unbemerkt das FBI zu infiltrieren.“
„Und was sollen wir Ihrer Meinung nach jetzt tun?“
Kirsten wollte diese Geschichte so schnell wie möglich hinter sich lassen, Nostradamus und alles was mit ihm und seinen verfluchten Prophezeiungen zu tun hatte vergessen. Angewidert schaute sie auf Baxleys Leiche. Diesem Schwein habe ich auch noch von meiner Pizza abgegeben, dachte sie verbittert.
„Ich zermartere mir gerade den Kopf, über den weiteren Verlauf des Ganzen. Was hätte Baxley als nächstes gemacht, wenn er seinen Plan hätte durchführen können.“
Sheldon bückte sich wieder zu Baxleys Leiche und begann sie zu durchsuchen.
„Sein Handy könnte uns sicher einige Fragen beantworten. Wenn wir Glück haben, ist die Nummer seines Auftraggebers gespeichert. Erzähl doch bitte Ms. Moreno von Deiner Theorie. Ich durchsuche inzwischen die Leichen.“
Collum hatte den Kaffee fertig und brachte diesmal eine ganze Kanne mit. Wieder musste er einen langen Schritt über Darrs Leiche machen, um die Becher auf den Tisch stellen zu können. Er hatte von drinnen das Gespräch mitbekommen und schaute verständnislos in die Runde.
„Ich weiß gar nicht, was Ihr Euch da so lange die Köpfe zerbrecht“, brummte er, und hielt Kirsten eines von Steves Hemden hin. Nun stieg Kirsten über die Leichen und verschwand in der Hütte.
„Die alte Geschichte. Geld, Macht, vielleicht sogar Weltmacht. Das ist der Grund, warum diese Typen so heiß auf die Prophezeiungen sind.“ Collum goss Kaffee ein und setzte sich auf einen Hocker. Kirsten hatte inzwischen schnell die Hemden gewechselt und stand wieder in der Tür. Die Männer schauten hoch. „Sieht aus, wie deine kleine Schwester“, raunte Sheldon Steve ins Ohr und deutete mit dem Daumen auf Kirsten, der das Hemd viel zu groß war.
Collum spekulierte weiter
„Stellt Euch folgendes vor. Da gibt es einen Haufen Briefe, von mir aus sogar ein Buch, in dem alle wichtigen Dinge stehen, die einmal irgendwann geschehen sollen. Und ich rede hier nicht von Sportwetten oder Lotto. Und du bekommst mehr oder weniger zufällig dieses Buch in die Finger. Nebenbei bist du noch ziemlich skrupellos und würdest gern die Welt beherrschen. Mit diesem Buch hast Du alles was Du brauchst. Steht da, nächste Woche macht ein Börsencrash die Weltwirtschaft platt… Du kannst heute schon reagieren. Ist für Weihnachten eine Seuche in Europa geplant, du weißt es jetzt schon und kannst medienwirksam alle warnen. Nach ein oder zwei Prophezeiungen liegt Dir die Welt zu Füßen. Der Traum eines jeden Gurus. Auf jeden Fall ist so ein Wissen mit Geld nicht aufzuwiegen. Es gibt sicher Leute, die nicht nur ein paar Morde dafür in Kauf nehmen würden.“
„Da ist was dran, Mr. Harris.“
Sheldon hielt Handys und Brieftaschen der Agenten in den Händen und
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