Die Fährte des Nostradamus
Kirche vor den Scheiterhaufen retten. Die Centurien aber kamen auf den Index und wurden verboten.“
Gedankenlos hob er den Kaffeebecher an den Mund und stellte fest, dass er leer war.
„Du hast doch sicher von den Morden im Vatikan gehört?“
Sheldon verdrehte die Augen. Schon wieder so eine Geschichte, in die der Vatikan verwickelt sein soll.
„Lass mich raten. Der Papst ist hinter den Centurien her und ihm ist jedes Mittel recht.“ Der Spott in seinen Worten war nicht zu überhören. Was dem Vatikan inzwischen alles angedichtet wurde, war teilweise einfach lächerlich.
„Nein. So ist es natürlich nicht“, erklärte Steve, der Sheldon insgeheim Recht gab. „Es gab aber einen weiteren Mord Jahre später. Ein Mord, den man der Öffentlichkeit allerdings als Unfall verkaufen wollte. Ein harmloser Kleindieb wurde bei seiner Flucht vor der Polizei von einem Auto erfasst und kam dabei zu Tode. Fertig! Bettini war sein Name, wenn ich mich recht erinnere.“ Steve zog eine kleine Pillendose aus der Hosentasche und schluckte eine Tablette.
„Diesem Bettini war es tatsächlich gelungen, in das geheime Archiv des Vatikans einzubrechen. Die ermittelnden Behörden waren sich einig, dass der Einbruch eine Spur zu perfekt durchgeführt wurde. Nur mit Insiderwissen hätte Bettini das Ding so präzise abziehen können. Hinzu kommt, das Bettini nicht gerade dafür bekannt war clever zu sein. Jemand, der sich im Vatikan sehr gut auskannte, muss also maßgeblich an der Planung beteiligt gewesen sein.
Was der Dieb aus dem Archiv entwendete, kam nie ans Licht. Man munkelt aber, dass er es auf die Centurien abgesehen hatte. Den echten, wohl bemerkt.“
Steve lachte humorlos. „Das muss man sich mal vorstellen. Da gelingt es diesem Bettini dutzende von Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen, sozusagen wie eine Katze von Dach zu Dach zu springen, um ins Archiv zu gelangen, aber als seine Arbeit erledigt war, wird er von einem Wagen erfasst und ist tot.
Klingt meiner Meinung nach eher so, als ob dem armen Teufel die Beute abgejagt wurde. Seit diesem Bruch sollen immer wieder einzelne Texte aus den Centurien aufgetaucht sein.“
Sheldon schüttelte den Kopf.
„Ich blicke immer noch nicht durch. Der einzige gemeinsame Nenner ist Nostradamus. Wo siehst Du Zusammenhänge zwischen unserer und der Geschichte mit dem Dieb. Und warum sollte der Vatikan überhaupt die Centurien unter Verschluss halten?“
„Ganz einfach. Ich habe Dir doch von den Aufzeichnungen dieses Ayme Chavigny erzählt, dem Sekretär von Nostradamus.“
Sheldon nickte, schaute aber immer noch so, als wenn Steve ihm puren Blödsinn erzählen wollte.
„Mein Exemplar ist eine Originalkopie. Was, wenn noch weitere existieren? Vielleicht spekuliert der Unbekannte ja darauf, irgendwann eine komplette Ausgabe der Centurien zu besitzen? Zwar nur als Kopie, aber immerhin. Und nun kommt Ms. Moreno und präsentiert den Schlüssel. Liegt doch nahe, das er den Schlüssel an sich bringen will, oder?“
Sheldon kratzte sich den Nacken.
„OK. Soweit so gut. Mr. X ist Deiner Meinung nach also im Besitz der Centurien …“
Steve unterbrach.
„Nein, er besitzt höchstens einen Teil davon. Wie ich schon sagte, es tauchten nach dem Einbruch immer wieder einzelne Texte aus den Centurien auf. Würde mich nicht wundern, wenn unser Text auch aus dem Bruch stammt.“
„Aber Deine Kopie ist doch schon länger im Umlauf. Ich meine vor 2003, also vor dem Einbruch, oder?“ Steve kam ins Grübeln. In diesem Punkt passte seine Theorie nicht. „Da hast Du auch wieder Recht. Ach was weiß ich, wie das zusammen hängt.“
Sheldon hakte nach.
„Und der Vatikan? Doch eine Verschwörungsgeschichte?“
„Na ja. Immerhin hat Nostradamus das Ende des Papsttums voraus gesagt. Das Ende der amerikanischen Präsidentschaft übrigens auch“, meinte Steve und zwinkerte spöttisch mit den Augen.
Kirsten und Collum kamen wieder zur Hütte. Collum war es mit seiner ruhigen Art gelungen, Kirsten wieder aufzurichten. Ihre Bluse war klatschnass und auch ihre Haare waren feucht. Collum hatte ihr geholfen, das Blut mit Meerwasser abzuwaschen. Trotz ihrer verweinten Augen machte sie einen gefassten Eindruck.
„Ich werde uns noch Kaffe aufbrühen und der Kleinen eines von Deinen Hemden geben“, brummte Collum. „Und Ihr macht euch ein paar Gedanken, was jetzt geschehen soll. Ich habe nicht gern zwei Leichen vor der Tür liegen.“ Er musste über Darrs verdrehten Körper steigen, um in
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