Die Fährte des Nostradamus
stand auf.
„Und unser Mr. X ist jetzt schon ziemlich einflussreich. Je länger ich darüber nachdenke, desto plausiblerer scheint mir Ihre Theorie. Das Handy ist übrigens Passwort geschützt. Darrs auch“, meinte Sheldon ärgerlich.
Eine leichte Brise kam auf und brachte Erleichterung in der heißen Mittagssonne. Jeder ging seinen Gedanken nach und trank Collums starken Kaffee. Eine fast harmonische Ruhe trat ein, in der nur die beiden Leichen der Agenten nicht so recht passen wollten
„Der Unbekannte ist also im Besitz der Centurien. Die sind aber leider nicht vollständig. Vielleicht ergeben die Texte nur einen Sinn, wenn man den Schlüssel und die kompletten Centurien besitzt“, dachte Kirsten laut.
„Ich weiß nur, dass ich nichts weiß“, zitierte Sheldon Sokrates und rieb sich die müden Augen.
„Einer Ihrer Vorgänger sagte mal zu mir, man sollte den Anderen immer einen Schritt voraus sein“, erinnerte sich Collum. „Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, während meiner aktiven Zeit bei Greenpeace mit Botschafter Cohagan zu diskutieren.
Wir hatten mal eine kleine Aktion vor seiner Botschaft geplant. War aber ein Schlag ins Wasser. Als wir mit einem Laster voller toter Fische ankamen, die wir vor die Botschaft kippen wollten, standen schon Bagger und Lastwagen bereit, um die ganze Sauerei schnellstens aus dem Weg zu räumen. Der ganze Zauber hatte eine halbe Stunde gedauert. Später kam dann Cohagan nach draußen. Als er nach einer Stunde Diskussion wieder ging habe ich ihn dann gefragt, woher er von unserem Vorhaben wusste. Verraten hatte er mir nichts. Nur eben gesagt, man müsse den Anderen immer einen Schritt voraus sein.“
„Sie wollen damit sagen…“
„Dass Ihr auf jeden Fall das Grab von Merlin untersuchen solltet, bevor die andere Seite von dem Grab Wind bekommt“, fiel Collum Sheldon ins Wort.
„Zieht das durch. Ich denke, wenn dort tatsächlich was zu finden ist, darf es auf keinen Fall in die Hände dieser Verrückten geraten. Sie haben den Hubschrauber, Botschafter. Fliegen Sie hin und machen Sie dem Spuk ein Ende. Vielleicht sind wir den Anderen einen Schritt voraus. Bis jetzt wird Baxleys Auftraggeber davon ausgehen, dass alles nach Plan verläuft. Woher soll er wissen, das sein Bluthund auch ins Gras gebissen hat?“
Kirsten lachte verbittert.
„So clever wie wir dachten, war unser Baxley scheinbar auch nicht. Was sollen wir mit einem Hubschrauber, wenn der Pilot tot ist? Oder wollte der etwa selber fliegen und uns gleichzeitig in Schach halten?“
„Der war sogar bestens informiert und hatte alles genau durchdacht“, klärte Sheldon Kirsten auf. „ Ich bin auf verschiedenen Hubschraubern ausgebildet und während meiner aktiven Zeit bei den Marines mehrere Einsätze geflogen. Baxley hätte Ihnen wieder die Pistole an die Stirn gehalten und mich gezwungen zu fliegen. So einfach ist das.“
Sheldon wog alles gegeneinander ab. Als Botschafter genoss er natürlich das Privileg, jederzeit die Länder der EU zu bereisen. Sich dort mit ein paar Freunden ein historisches Grab anzusehen, dürfte ebenfalls nichts Ungewöhnliches sein, zumal dieses Grab bestimmt zum französischen Kulturgut gehörte und gerade von Engländern, die mit der Legende um Merlin stark verknüpft waren, sicher oft besucht wurde.
„Williams kann mich natürlich noch den ganzen Tag vertreten, sicher. Nach Frankreich fliegen stellt auch kein Problem dar. Wenn wir das Grab dann erreicht haben, muss ich den Ball allerdings sehr flach halten und darf nicht in Ärger verwickelt werden. Frankreich ist nicht gerade ein Freund der USA.“
Steve stimmte zu. Er kannte aus eigener Erfahrung, wie schnell es zu politischen Verwicklungen kommen konnte und es dauerte oft Jahre, bis sich die Wogen wieder glätteten. Die Ursachen für Streitigkeiten zweier Länder waren meist wesentlich banaler, als die Untersuchung eines Grabes aus dem Mittelalter.
„Ich denke, wir fliegen hin, und sehen dann weiter. Die Leichen deponieren wir im Schuppen. Viel Zeit wird die Aktion sicher nicht in Anspruch nehmen, denn Merlins Grab dürfte schnell zu finden sein. Zeit mit langen Suchen werden wir nicht vergeuden müssen.“
„Auf mich werden Sie von nun an verzichten müssen, meine Herren“, meldete sich Kirsten zu Wort. „Ich sollte lediglich ein Dokument entschlüsseln. Von Leichen oder Verwicklungen war nie die Rede. Wenn ich also netterweise vor Ihrem Abflug in die nächste Stadt gefahren würde … von dort aus
Weitere Kostenlose Bücher