Die Fährte des Nostradamus
ist unser Ziel.“ Kirsten sah Steve und Sheldon durchdringend an.
„Versteht Ihr? Ich habe da genau so ein sicheres Gefühl, wie mit diesem Mag da Cheo. Das passt alles zusammen, ich kann nur nicht erklären wie. Wir mü-ss-en-da-hin!“ Kirstens Stimme war bestimmend und ließ keinen Widerspruch zu.
Sheldon zuckte ergeben mit den Schultern. „Dann soll es eben so sein. Wir haben den Navi. Ist für Dich Bestimmt kein Problem, dem Gerät die Route einzugeben, oder?“
„Sicher. Ich lasse mir noch schnell das Bild ausdrucken. Wenn wir das in Langonnet herumzeigen, kann man uns bestimmt den Weg beschreiben. Wollen wir?“
Sheldon ging mit Steve zum Tresen und bezahlte. Als Phil die Beiden auf sich zu kommen sah, nahm er vorsichtshalber seinen Kuli aus dem Mund.
Zurück im Van machte Kirsten sich sogleich an den Navi und ließ ihn die Route berechnen.
„Mal sehen… drei Stunden circa. Fast zweihundertfünfzig Kilometer. Ist es da sinnvoll, heute noch zu fahren? Es ist inzwischen fast siebzehn Uhr. Da lohnt es sich schon fast, wieder zu Festus zu fahren und morgen von dort aus nach Langonnet zu starten“, dachte Sheldon laut.
Nach kurzer Besprechung entschieden sie sich jedoch sofort aufzubrechen und in Langonnet ein Hotel zu suchen. So konnten sie am Morgen frisch und ausgeruht die Gegend erkunden.
Die Fahrt nach Langonnet verlief weiterhin ruhig. Steve hatte unterwegs das von Festus und Betty liebevoll gefüllte Päckchen durchsucht und leckere Baguettes hervor gezaubert. Eine Flasche von Bettys Limonade und Becher waren auch dabei. So hielten sie auf halber Strecke an, und ließen es sich schmecken.
Es war gegen einundzwanzig Uhr, als sie Langonnet erreichten. In einem Gasthaus fanden sie zwei Fremdenzimmer, die ihnen sofort zusprachen. Steve und Sheldon teilten sich das größere und Kirsten kam in einer kleinen gemütlichen Dachkammer unter.
Die Fahrerei hatte Sheldon ziemlich geschafft. Nachdem sie im Schankraum noch etwas getrunken hatten, konnte er kaum noch die Augen offen halten und freute sich auf sein Bett.
„Morgen früh in alter Frische, meine Damen und Herren“, meinte er augenzwinkernd und ging nach oben. Steve und Kirsten bestellten sich noch ein Bier und setzten sich an einen gerade frei gewordenen Tisch.
„Sag mal… dieses Programm, Notredamme, wie bist Du da eigentlich drauf gekommen? Ich meine, daran haben sich schon so einige Spezialisten versucht und den Kopf zerbrochen. Und Du stolperst da einfach so drüber?“
Steve brannte diese Frage schon lange unter den Nägeln, aber jetzt erst fand er die Ruhe sie zu stellen.
Kirsten lächelte versonnen in ihr Bierglas. Sollte sie Steve tatsächlich die Wahrheit über Notredamme erzählen? Konnte sie diesem Mann, den sie erst wenige Stunden kannte in jeder Hinsicht vertrauen?
Du kannst…
„Du kannst…“, hörte Kirsten sich plötzlich wieder selber sagen. Wieso kam es immer häufiger vor, dass sie im Gedanken mit sich selber redete? Waren die Anspannungen so stark gewesen, das sich ihr Verstand langsam verabschiedete? Dann war da noch diese Stimme. Bisher war es so gewesen, das Kirsten in ihrer eigenen Stimme dachte. Diese Worte, die wie aus dem Nichts zu kamen, erreichten sie in einer anderen, melodiösen Stimme.
„Ich kann was?“ Steve schaute Kirsten verwundert an. Er hatte von ihren inneren Dialog natürlich nichts mitbekommen.
„Was? Ach so. War nur so daher gesagt. Also gut, Steve. Aber du musst mir versprechen, niemanden etwas davon zu erzählen“, meinte Kirsten und schob ihre verwirrenden Gedanken zur Seite. Steve tat so, als wenn er mit einem unsichtbaren Schlüssel seine Lippen abschloss und warf ihn weg.
„Wie ich schon sagte, ich hatte so meine Probleme mit dem Text. Eigentlich wollte ich schon aufgeben und alles zurück nach München schicken. Ich hatte den Text mit in meine Wohnung genommen und bereits das Kuvert adressiert, da dachte ich, schau dir das in aller Ruhe noch mal an. Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag hinter mir und Schwierigkeiten abzuschalten. So nahm ich mir meinen Tabakbeutel und drehte mir eine. Du weißt schon… Kiffen. Ja ja, nun schau mich bloß nicht so an. Ich rauch dann und wann eben eine. Kommt etwas mehr als zehn Mal im Jahr vor. Wie dem auch sei… ich hatte also ein paar Züge genommen. Ein paar Minuten später lag ich total entspannt auf meinem Sofa und trank Tee. Richtig hippiemäßig, was?“
Steve merkte nicht, dass er die ganze Zeit mit offenem Mund zuhörte.
Weitere Kostenlose Bücher