Die Fährte des Nostradamus
an eine Spielothek, als sie das Cafe betraten. Allerdings war es hier wesentlich ruhiger. Überall standen runde Tische mit jeweils vier Computern. Bevor sie das eigentliche Cafe betreten konnten, mussten sie an einer Theke vorbei, an der ihnen ein junger Mann, der auf den Namen Phil hörte, eine kurze Einweisung gab. Phil war nach Sheldons Einschätzung höchstens fünfundzwanzig Jahre alt und konnte offenbar nur mit einem Kugelschreiber zwischen den Zähnen reden. Er brachte mit seinem Gestammel sogar Steve an seine Grenzen. Offenbar war Phils Lust auf lange Erklärungen im Laufe seiner Tätigkeit im Cafe verloren gegangen. Sheldon hatte keine Geduld für solche Marotten. Er zog dem Verblüfften kurzerhand den Kuli aus dem Mund und nach einigen, nun deutlicher zu verstehenden Erklärungen, nahmen sie an dem von Phil zugewiesenen PC Platz.
„Ich werde uns Kaffe besorgen“, meinte Steve und wollte sich gerade auf den Weg machen, als Kirsten ihn am Ärmel festhielt.
„Das lass mal den Botschafter machen. Bei den ganzen französischen Bezeichnungen kann ich auf Deine Hilfe nicht verzichten.“
„Wie Sie wünschen Madame“, sagte Steve und nahm sich einen Stuhl neben Kirsten. Ihnen gegenüber saß ein junges Mädchen, das verbissen auf ihrer Tastatur hämmerte. Gebannt starrte es auf den Monitor und bekam von der Welt um sich herum nichts mit.
„Am besten googeln wir nach Mag da Cheo. Da bekommen wir bestimmt etliche Einträge.“ Kirsten gab die Worte in die Suchmaske ein und bestätigte.
„Na bitte. Da haben wir schon was. Schlappe 1700 Einträge.“ Steves ironischer Unterton war nicht zu überhören.
„Mag da Cheo“, dachte Kirsten laut und überflog die vielen Einträge. „ Eine Musikgruppe nennt sich so, eine Kneipe, Künstler… aber nichts, was für uns interessant scheint. Na das kann ja heiter werden. Wird sicher ein paar Stunden in Anspruch nehmen.“
„Schaut unter Langonnet. Vielleicht ist es das, was Ihr sucht“, kam es im gebrochenen Englisch von gegenüber. Das Mädchen hatte offenbar mitbekommen, wonach gesucht wurde.
„Langonnet? Was soll Langonnet mit Mag da Cheo zu tun haben?“, fragte Sheldon, der inzwischen Kaffee besorgt hatte, und sich gerade setzen wollte.
Das Mädchen war eines von der ungeduldigen Sorte. Sie stand stöhnend auf, kam um den Tisch und drängte sich forsch zwischen Kirsten und Steve. Dann tippte sie Langonnet in die Suchmaske ein und ging wieder an ihren Platz.
„Nur noch Enter drücken“, meinte sie schulmeisterlich und missbrauchte wieder ihre Tastatur.
„Leute gibt’s“, murmelte Kirsten kopfschüttelnd und drückte die Eingabetaste.
„Na wer sagt es denn. Langonnet, ein kleines Dorf in der Zentralbretagne und nur 230 Einträge. Da werden wir uns schnell durcharbeiten“, meinte sie zufrieden und nippte an ihrem Kaffee. „ Ein Ort, der eine ganz besondere Ruhe ausstrahlt und in dessen Nähe das Mag da Cheo, das sagenumwobene Tor zum Land der Naturwesen vermutet wird“, las Kirsten vor. Schon der dritte Eintrag beinhaltete einen Hinweis auf Mag da Cheo.
„Klingt jedenfalls besser als das mit der Kneipe, meine ich.“ Sheldon war mit dem Ergebnis der Suche zufrieden.
„Mal sehen, ob es auch Bilder von Langonnet gibt.“ Kirsten ließ die Computermaus über den Monitor wirbeln und wurde fündig.
„Kirchen und Hotels…“ Kirsten verstummte plötzlich und schaute gebannt auf ein Bild, das eine Steinformation am Rande eines Waldes zeigte.
„Hallo? Bist Du noch da?“, flüsterte Steve ihr ins Ohr, als sie längere Zeit nichts sagte. Kirsten war jedoch so im Gedanken vertieft, dass sie ihn überhaupt nicht wahrnahm. Das Mädchen wurde nun neugierig und schaute interessiert auf. „Hat sich der Rechner aufgehängt? Da müsst Ihr Phil rufen. Passiert dauernd!“ Sheldon starrte verständnislos auf die zahlreichen Piercings, die dem an sich hübschen Mädchen jegliche Persönlichkeit nahmen. Wohl ein verzweifelter Versuch, Individualität zu zeigen, dachte er und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm
Kirsten konnte sich nicht von dem Bild abwenden. Etwas Hypnotisches ging von ihm aus und sie hatte das Gefühl, dort schon einmal gewesen zu sein. Vielleicht mit ihren Eltern? Als sie fünf oder sechs Jahre alt war, hatten die Morenos einmal Urlaub in der Bretagne gemacht. Das war aber an der Küste, wenn Kirsten sich recht erinnerte. Nein, das muss viel früher gewesen sein… oder bildete sie sich das nur ein?
„Da müssen wir hin! Das
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