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Die Fährte

Die Fährte

Titel: Die Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Polizisten, der mit verschränkten Armen und tief hängendem Pistolengurt an seinen Jeep gelehnt dastand und sie gähnend beobachtete.
    In Mohammeds ahwa erklärte der dürre Junge hinter dem Tresen, dass sich sein Chef überraschend freigenommen und einen Spaziergang unternommen habe. Beate fragte, wann er wieder zurück sei, doch der Junge schüttelte nur ratlos den Kopf, blickte in die Sonne und sagte »Trancoso«.
    Im Hotel erzählte die Empfangsdame, dass die dreizehn Kilometer lange Strandwanderung nach Trancoso zu den Hauptattraktionen D'Ajudas zählte. Im Übrigen die einzige neben der katholischen Kirche am Platz.
    »Hm. Wie kommt es, dass hier so wenig Menschen sind, Senhora?«, fragte Harry.
    Sie lächelte und deutete zum Meer.
     
    Und da waren sie. Auf dem glühend heißen Sand, der sich in der Hitze flimmernd so weit ausstreckte, wie der Blick nach rechts und nach links reichte. Sonnenanbeter aufgereiht wie an einer Kette. Dazwischen Strandverkäufer, die gebeugt unter dem Gewicht ihrer Kühltaschen und Fruchtsäcke durch den losen Sand stapften, Barkeeper, die grinsend an provisorischen Barständen warteten, während Sambamusik aus den Lautsprechern unter den Strohdächern hallte, und Surfer in gelben Anzügen und weißen, mit Zinkoxid eingeschmierten Lippen. Und zwei Menschen, die mit den Schuhen in der Hand Richtung Süden spazierten. Sie in Shorts, einem kleinen Top und einem Strohhut, den sie im Hotel angezogen hatte, während er immer noch barhäuptig in einem zerknitterten Leinenanzug herumlief.
    »Hat sie wirklich dreizehn Kilometer gesagt?«, fragte Harry und blies einen Schweißtropfen weg, der ihm an der Nasenspitze hing.
    »Es ist dunkel, ehe wir zurück sind«, sagte Beate und zeigte nach vorn. »Sieh doch, alle anderen brechen auf.«
    Ein schwarzer Streifen führte über den Strand, eine schier unendliche Karawane von Menschen auf dem Weg nach Hause, die Nachmittagssonne im Rücken.
    »Das passt doch«, sagte Harry und schob sich die Sonnenbrille zurecht. »Ein Aufmarsch von ganz D'Ajuda. Wir müssen die Augen benutzen. Wenn wir Mohammed schon nicht treffen, begegnet uns ja mit etwas Glück vielleicht Lev persönlich.«
    Beate lächelte. »Ich wette einen Hunderter.«
    Gesichter flimmerten in der Hitze vorbei. Schwarze, weiße, junge, alte, schöne, hässliche, zugedröhnte und nüchterne, lächelnde und musternde. Die Bars und Surfbrettverleihe verschwanden, und zur Linken sahen sie nur noch Sand und Meer, während rechter Hand dichte Dschungelvegetation wuchs. Hier und da saßen Menschen in Grüppchen zusammen, von denen ihnen der unverkennbare Geruch von Marihuana entgegenwehte.
    »Ich habe mir noch einmal Gedanken über diese Sache mit der Intimzone und unserer Insidertheorie gemacht«, sagte Harry. »Glaubst du, dass sich Lev und Stine Grette besser gekannt haben, als es Schwager und Schwägerin normalerweise tun?«
    »Dass sie an den Plänen beteiligt war, und dass er sie dann erschossen hat, um keine Spuren zu hinterlassen?« Beate blinzelte in die Sonne. »Tja, warum nicht?«
    Obgleich es schon nach vier Uhr war, nahm die Hitze nicht merklich ab. Sie zogen sich ihre Schuhe an, um eine steinige Zone zu überqueren, und auf der anderen Seite fand Harry einen dicken, trockenen Ast, der an Land geschwemmt worden war. Er bohrte den Ast in den Sand und nahm Portemonnaie und Pass aus seiner Jacke, ehe er diese auf die provisorische Kleiderstange hängte.
    In der Ferne konnten sie Trancoso erkennen, als Beate sagte, dass sie gerade an einem Mann vorbeigegangen seien, den sie auf einem Video gesehen hatte. Harry glaubte zuerst, sie meinte irgendeinen Prominenten, ehe sie sagte, sein Name sei Roger Person und dass er neben ein paar Drogenvergehen zweimal verurteilt worden war für Überfälle auf die Postämter in Gamlebyen und Veitvet und überdies einer der Verdächtigen des Überfalls auf das Postamt Ullevål gewesen sei.
    Fred hatte drei Caipirinhas in der Strandbar in Trancoso getrunken, hielt es aber noch immer für eine schwachsinnige Idee, die dreizehn Kilometer nach Trancoso gelaufen zu sein, bloß um – wie Roger es genannt hatte – »den Kopf ein wenig zu lüften, damit er nicht auch noch zu schimmeln beginnt«.
    »Du kannst bloß wegen dieser neuen Pillen nicht mehr still sitzen«, brummte Fred seinem Kameraden hinterher, der etwas auf Zehenspitzen und mit hoch angehobenen Knien vor ihm her trabte.
    »Und wenn schon. Du musst doch noch ein paar Kalorien verbrennen, ehe du

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