Die Fahrt der Slanderscree
meldete sich, sie klang leicht erschüttert.
»Es möchte Sie jemand sprechen, Kommissarin. Sie ist sehr hartnäckig. Sie – he, das können Sie nicht.«
Die Tür hatte sich gerade hinter dem Untersuchungsbeamten geschlossen. Jetzt glitten die Flügel wieder auf und ließen zwei junge Männer herein. Sie trugen Seitenwaffen, und ihre Augen durchsuchten sofort jeden Zentimeter des Büros. Einer von ihnen schleifte einen kleineren Mann mit, dessen rechter Arm bandagiert und dessen Gesicht unter Blutergüssen angeschwollen war.
Eine große, außergewöhnlich gut gekleidete Frau schlenderte herein und blieb zwischen ihren Leibwächtern stehen. Sie wies mit einem verächtlichen Wink aus dem Handgelenk auf den übel zugerichteten Nilachek.
»Soviel ich weiß, gehört der zu Ihnen.« Sie sah die Kommissarin durchdringend an.
Milliken Williams richtete sich abrupt auf und staunte die Frau an, hinter der die Tür zuglitt. Im gleichen Augenblick bemerkte sie ihn, und ein ironisches Grinsen breitete sich über ihre Züge.
»Hallo, Milliken. Lange nicht gesehen. Was unterrichtest du denn dieses Jahr?«
14
DER OBERHERR VON GANZ TRAN-ky-KY blickte über die Brustwehr seiner Burg und war nicht erfreut. Er hatte den Rat seiner menschlichen Verbündeten befolgt und darauf gewartet, daß die von dem großen Schiff angekrochen kamen, um ihn um Nahrung und Schutz zu bitten. Viel zu viele Wochen waren verstrichen, ohne daß auch nur ein Stöhnen vom Schiff gekommen wäre.
Schließlich hatte er beschlossen, nicht länger zu warten, sondern anzugreifen. Während der vergangenen Tage waren seine Streitkräfte wiederholt gegen die Unverschämten vorgegangen, die in seinem Hafen festsaßen. Seine Soldaten hatten vergeblich versucht, den Segler mit Katapulten in Brand zu setzen. Sie waren mit Pfeilen gegen ihn vorgegangen, nur um zu sehen, wie die Verteidiger hinter den festen Holzplanken des Schiffes Schutz suchten. Sie hatten es sogar mit den kleinen magischen Lichtwaffen der Himmelsleute versucht und erfahren müssen, daß mindestens zwei an Bord auch solche Geräte besaßen und in ihrer Anwendung weit geschickter waren.
Als sei das noch nicht ärgerlich und bitter genug, verfügten die unaussprechlichen Tran des Eisschiffes über seltsame, quergelegte Bogen, die kurze, schwere Bolzen verschossen, welche die dickste Hessavarpanzerung glatt durchschlugen.
Jetzt konnte er nur frustriert zusehen, wie eine weitere Attacke abgeschlagen wurde und seine schnell demoralisierten Truppen sich über das Eis zurückzogen. Er wandte sich wutentbrannt den beiden Himmelsleuten zu, die ihm soviel versprochen und bis jetzt so wenig gehalten hatten. Corfu ren-Arhaveg stand schweigsam in der Nähe.
Obwohl hauptsächlich der größere der beiden Himmelsleute das Wort führte, wenn sie zusammenkamen, wußte Massul sehr gut, wer wirklich das Sagen hatte. Er richtete seine Wut auf den kleineren, dunkelhäutigen Menschen, dessen Gesicht hinter dem Visier seines Anzugs deutlich zu erkennen war.
»Wo ist der große Sieg, den Ihr mir versprochen habt? Wann kommt meine Herrschaft über die Welt? Ich habe nicht einmal Gewalt über den Hafen meiner Hauptstadt.«
»Worüber macht Ihr Euch Sorgen?« fragte Bamaputra über seinen Translator. »Die sitzen hier fest. Von den Geflohenen waren anscheinend alle zur Rückkehr gezwungen. Falls nicht, haben wir dafür gesorgt, daß man sich um sie kümmert, sobald sie zu den anderen Himmelsleuten zurückkehren. Es ist aber wahrscheinlicher, daß sie ertrunken sind.« Der verfolgende Skimmer hatte noch gemeldet, das Rettungsboot versinke langsam in offenem Wasser, bevor die Verbindung unerklärlicherweise abgerissen war. Bamaputra bedauerte den offenbaren Verlust des Skimmers genauso wie den der großen Energiewaffe, die dieser trug, doch mit solchen Verlusten mußte man rechnen, wenn man es mit streitsüchtigen Primitiven wie den Tran zu tun hatte. Wichtig war, daß die meisten, wenn nicht sogar alle der Flüchtlinge gezwungen gewesen waren, nach Yingyapin zurückzukehren.
Bei Ausrüstung der Anlage hatte man entschieden, daß diese wohl nicht mehr als eine schwere Energiewaffe benötigen würde. Diese Entscheidung schien im nachhinein kurzsichtig, wenn auch nicht unkorrigierbar.
Das endlose Schwadronieren und Wüten ihres Oberherren wurde langsam ermüdend.
»Wenn ich meine Untertanen befehligen soll, ganz zu schweigen von denen, die noch kommen, muß ich mindestens Gewalt über meinen eigenen Staat beweisen
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