Die Fahrt der Slanderscree
Xenologe Ethan und Skua beiseite. »Wer bezahlt für diese Reise?«
September grinste nur und wandte sich ab, um weiter eine Linie von Granitzähnen zu beobachten, die in der Ferne durch das Eis stießen. »Das fragst du am besten Ta-hoding oder Hunnar oder einen anderen ihrer Edlen, und du wirst Gelegenheit haben, zu sehen, wie eng der Wendekreis dieses Schiffes ist.«
»Es würde ihre Planung für uns doch bestimmt nicht über den Haufen werfen, wenn wir gelegentlich anhielten, um Musterexemplare mitzunehmen.«
»Ihr seid diejenigen, die es so eilig hatten, schon vergessen? Die Tran haben eingewilligt, euch so schnell wie möglich zum Südkontinent zu bringen. Das tun sie. Man ändert seine Pläne nicht während der Reise. Das ist nicht ihre Art. Diese intelligenten empfindenden Wesen haben für einige weitere Monate darauf verzichtet, ihre Freunde und Lieben zu sehen, um euch zu helfen. Seid zufrieden, daß ihr überhaupt auf diesem Schiff seid. Setzt nicht das Wohlwollen der Tran aufs Spiel. Ihre Geduld ist knapp und ihr Gedächtnis lang. Verärgert sie jetzt, und es wird euch in Zukunft höllisch schwer fallen, sie dazu zu bringen, euch zu helfen.«
Moware dachte über Septembers Rat nach. »Wenn du es sagst – aber es gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Wer sagt, daß es dir gefallen muß?«
Der Xenologe war erbost, aber seine Position war schwach, und September wußte das. Seine Kollegen mochten mit ihm sympathisieren, doch sie würden nicht den guten Willen der Tran aufs Spiel setzen, um für ihn Partei zu ergreifen. Die Meteorologen mußten zum Südkontinent, und für die Geologen wie Jacalan und Blanchard gab es auf dem Eis überhaupt nichts zu studieren. Sie hatten nicht die Absicht, auf Abstechern, Umwegen und unplanmäßigen Kurzerkundungen zu bestehen.
Am nächsten Tag traten sie in das erste ausgedehnte Pika-Pina-Feld ein, und von Moware war nichts mehr zu hören, er vertiefte sich in eine detaillierte Untersuchung der gewaltigen Fundgrube an Flora. Er war viel zu sehr mit seinen Aufnahmen beschäftigt, um über einen Halt zu streiten. Um ein Wochenpensum an Musterexemplaren zu bekommen, mußte er nicht mehr tun, als neben dem Eisklipper zehn Minuten lang ein Sammelnetz schleifen zu lassen.
Ta-hoding führte das Schiff durch das endlose Feld aus Grün und mied dabei die Bestände der größeren, dickeren Pika-Pedan. Die Kufen des Eisklippers schnitten glatt durch das wasserhaltige Grün und ließ Pulpe, andere zermahlene organische Überreste und bereits frisch hervorsprießende Schößlinge hinter sich zurück.
»Hast du hier kürzlich etwas Abweichendes bemerkt, Jungchen?« September stellte sich neben Ethan und leistete ihm beim Starren über den Bugspriet Gesellschaft.
»Das ist eine offene Frage.« Ethan warf beiläufig einen Blick auf das in die Manschette seines Überlebensanzugs eingebaute Thermometer. Es herrschten frische zehn Grad unter Null an diesem Morgen. Nicht schlecht, wenn man bedachte, das die Temperatur kurz vor Sonnenaufgang noch bei minus sechzig gelegen hatte.
»Ich meine unseren guten Freund Williams.«
»Was ist mit ihm?« Ethan sah neugierig durch das Visier seines Anzugs zu September hoch.
Der Hüne wies mit dem Kopf zu den vier Wissenschaftlern, die mittschiffs beieinander standen. Ethan erkannte Williams sofort an seinem abgeschabten Überlebensanzug, der sich deutlich von den sauberen, glänzenden seiner Begleiter abhob.
»Das ist unsere Freundin Hwang, mit der er da herumhängt.«
»So? Sie machen zusammen Beobachtungen. Das überrascht mich nicht. Nachdem er über ein Jahr lang versucht hat, mit einem Paar von Simpeln wie uns zu reden, ist zu erwarten, daß er soviel Zeit wie möglich mit Leuten verbringt, die ihm geistig verwandt sind.«
»Haben die ganze Zeit nichts anderes getan, als zusammen Beobachtungen zu machen; seit wir aus Asurdun weg sind.«
»Du willst doch wohl nicht andeuten, daß sich da mehr entwickeln könnte, als eine rein berufliche Beziehung, oder?«
»Oh, nein. Ich doch nicht, ich doch nicht, Jungchen.«
»Warum glaube ich dir nicht?« Ethan sah Williams seine Sichtscheibe dicht an die Hwangs halten. Bei der begrenzten Reichweite der Sprechmembranen der Anzüge war das eigentlich ganz normal. »Ich bin nicht sicher, ob unsere Freundin Hwang zu mehr überhaupt imstande ist.«
»Laß dich nicht durch ihr Gebaren täuschen, Jungchen! Selbst Stahl kann schmelzen. Unter den richtigen Bedingungen.«
»Tut mir leid, aber ich kann mir
Weitere Kostenlose Bücher