Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fahrt der Slanderscree

Die Fahrt der Slanderscree

Titel: Die Fahrt der Slanderscree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Behelfsgurt um Brust und Schultern brachte ihn mit einem Ruck zum Halt. Irgendwie gelang es ihm, die Lampe festzuhalten. Jetzt tanzte ihr Strahl über glatte Eiswände, während er sich wie ein Kreisel drehte.
    Nichts hatte nach oben gegriffen, um ihn zu packen und nach unten zu ziehen, stellte er fest, während er versuchte, das Hämmern in seiner Brust zu dämpfen. Er war durch eine dünne Eisschicht in eine ansehnliche Kaverne gefallen. Ihm dämmerte, daß er in der Mitte der Aushöhlung baumelte, in der der Shan-Kossief sich befunden hatte. Er kam sich vor wie ein Köder an der Angelschnur.
    Als seine Rotation sich verlangsamte, und er das Licht unter Kontrolle bekam, stellte er zu seiner großen Erleichterung fest, daß die Aushöhlung leer war. Seltsame Riffelungen unterbrachen die ansonsten glatten Wände; sie erinnerten ihn an das von kleinen Wellen in den ebenen Sand eines Strandes gezeichneten Muster. Sein Lichtstrahl enthüllte einen mächtigen Tunnel, der sich weit in die Ferne erstreckte. Verbliebene Resthitze schmolz an einigen wenigen Stellen noch das Eis. Das gleichmäßige Tröpfeln war neben seinem Atmen der einzige Laut in der Höhle.
    Er drehte sich immer noch leicht, als er auf einer Seite einen großen Haufen weißen Pulvers bemerkte. Zuerst hielt er es für zermahlenes Eis. Es war jedoch von einem anderen Weiß, und das, was aus dem Haufen herausragte, erinnerte an Rippen und nicht an Eiskristalle. Er fragte sich, ob unter den zermahlenen Skeletten auch Tranknochen waren, brachte es aber nicht über sich, einen näheren Blick zu riskieren. Die Höhle erinnerte zu sehr an eine Katakombe.
    Sein Licht ruhte noch auf dem zersetzten Kalzium, als er durch das Loch nach oben gezogen wurde.
    »Ich bin okay!« rief er, als er wieder auftauchte. Eine Pendelbewegung des Seils brachte ihn in Kontakt mit der Schiffsflanke, und er konnte die Leiter ergreifen, auf die er zugegangen war. Immer noch zitternd, zwang er sich, den Rest des Weges bis zum Deck zu klettern.
    Septembers besorgtes Gesicht war das erste, was er erblickte. »Du bist vor unseren Augen verschwunden, Jungchen. Ich dachte, es sei aus mit dir.«
    »Ich bin durch eine dünne Stelle in eine große Höhle gefallen. Das Lager des Shan-Kossief, denke ich.« Er atmete tief die frische Luft ein. »Wir achten besser darauf, daß wir nach Steuerbord schwenken, wenn wir wieder losfahren. Das ist ein wirklich großes Loch da unten. Wenn man eins von diesen Dingern zähmen könnte, wäre es eine prima Hilfe beim Bau von Siedlungen unter dem Eis.«
    September beugte sich über die Reling und sah in die dunkle Höhlung, in die Ethan gestolpert war. »Man könnte es vielleicht dressieren, aber ich glaube nicht, daß du jemand finden könntest, der bereit ist, es zu füttern.«
    Freundliche Hände halfen Ethan aus seinem Seilgeschirr. »Ein großer Tunnel zieht sich von der Höhle nach Norden. In die Richtung hat er sich davongemacht. Ihr könnt darauf wetten, daß wir ihn wiedersehen, wenn der Herd ihn nicht umbringt.«
    »Das werden wir nicht«, versicherte Ta-hoding ihm, »weil wir nicht mehr hier sein werden.« Sein Atem blieb als kleine Wolke vor ihm stehen, während er sich umdrehte und Befehle zu brüllen begann. Die Besatzung kam seinen Anordnungen mit sichtlichem Widerwillen nach. Niemand beeilte sich, über die Reling zu klettern und die Richtigkeit der Lageeinschätzung des Menschen zu überprüfen.
    Schließlich machten sich zwei mutigere Soldaten vorsichtig auf den Weg nach unten. Dann begannen sie mit Pickeln das Eis zu zerhacken, das die Backbordkufe der Slanderscree festhielt. Als nichts erschien, um sie zu packen, schlossen sich ihnen zwei Dutzend ihrer Kameraden an. Pickel hoben und senkten sich mit zunehmender Zuversicht.
    Währenddessen ließen Suaxus-dal-Jagger und drei von Hunnars tapfersten Soldaten sich in die Höhle des Shan-Kossief hinunter, um vor dem Tunnel Wache zu halten. Zumindest diejenigen, die auf dem Eis arbeiteten, würden Zeit haben zu fliehen, wenn das Monster zurückkehrte.
    Doch das geschah nicht. »Vollauf damit beschäftigt, den schlimmsten Fall von Sodbrennen zu kurieren, den es je gehabt hat«, beschrieb Blanchard die Situation. Sollte der Shan-Kossief die Hitze überleben, würde er den Herd genauso ausscheiden wie die Knochen seiner Beute. Dann würde er wieder vom Hunger angetrieben werden.
    Das war die Hypothese, die Moware vorbrachte. Niemand hatte vor, in der Gegend zu bleiben, um sie auf ihre Stichhaltigkeit

Weitere Kostenlose Bücher