Die Fahrt der Slanderscree
blinzelte und richtete sein Grinsen wieder auf Williams. »Zum Beispiel eine Rampe.« Er ließ ihnen Zeit, diesen Gedanken aufzunehmen, und fuhr dann fort: »Seht ihr, wir bauen eine große Rampe aus Eis, indem wir die Kernbohrer und Werkzeuge einsetzen, und lassen sie direkt bis zur Krone der Klippen ansteigen. Dann ziehen wir die Slanderscree so weit in den Westen zurück« – er illustrierte die notwendigen Manöver mit weit ausholenden Gesten seiner langen Arme – »wie nötig, setzen alle Segel und steuern sie in einem den Wind optimal nutzenden Winkel auf den Wall zu.
Wir segeln die Rampe hinauf«, er ließ eine Handfläche scharf über die andere gleiten, »und über die Verwerfung hinweg. Das ist es, wir haben’s geschafft. Wir müssen uns nicht durch das verdammte Eis schneiden, wir müssen nur darüber hinweg…« Er hüstelte in die geschlossene Hand – »… und auf der anderen Seite eine ordentliche Landung machen, natürlich. Eine Bemerkung zum Eis noch: Es mag scharfkantig, kalt und ungemütlich sein, aber solange man über Werkzeug, schön kaltes Wetter und eine oder zwei Wärmequellen verfügt, kann man es genauso gut formen und bearbeiten wie ein Stück Seife.«
Die Reaktion seiner Begleiter war nicht gerade überwältigend. »Ich würde es vorziehen, die Druckverwerfung auf andere Weise zu überwinden«, sagte Williams schließlich.
»Ich ebenfalls.« Das kam von einem sorgenvollen Ta-hoding. »Ich finde deine Überlegungen höchst interessant, aber undurchführbar, Freund Skua. Wie du bereits sagtest, ist das kritische Problem die Geschwindigkeit.«
»Machst du Witze? Die Slanderscree hat bisher nur ein- oder zweimal alle Segel gesetzt. Du weißt, wie schnell sie sein könnte.«
»Auf ebenem Eis, ja«, räumte der Kapitän ein, »aber bergauf? So etwas wurde mit einem großen Schiff noch nie gemacht. Das ist ein auf den Sport beschränktes Manöver, das man nur auf Chiv oder in einem sehr kleinen, leichten Segler ausführen kann.«
September sah Hwang an. »Rechne das doch mal durch. Masse, Geschwindigkeit, Windstärke – laßt uns herausfinden, ob es wenigstens theoretisch möglich ist. Wir können die Rampe so anwinkeln und so lang machen, wie nötig.«
»Nicht zu lang.« Ta-hoding verfügte als alter Eissegler über eine exzellente Auffassungsgabe, was elementare Geometrie anging, ganz zu schweigen von den physischen Möglichkeiten seiner Besatzung. »Wir verfügen nur über eine begrenzte Zeit.«
»Wir werden es schaffen«, erklärte September ungeduldig. »Wir werden tun, was immer zu tun ist. Ich bin sicher, daß wir die nötige Geschwindigkeit aufnehmen und auf der Rampe bleiben können.«
»Das ist es nicht, was mir Sorgen macht.« Alle Blicke richteten sich auf Hunnar Rotbart. »Laßt mich sehen, ob ich diese neue Idee unserer Freunde verstehe.« Er ahmte annähernd Skuas aerodynamische Gesten nach. »Wir ziehen uns eine bestimmte Entfernung zurück, setzen alles Tuch und segeln mit vollem Rückenwind.«
»Das ist es, genau«, sagte September lebhaft.
»Wir segeln diese Rampe hinauf, die wir bauen sollen« – Hunnar streckte eine Pranke zum Himmel – »und katapultieren uns mit solcher Kraft über den Gebogenen Ozean, daß wir auf der anderen Seite auf beschiffbarem Eis landen.«
»Du hast es begriffen, Hunnar«, sagte September zufrieden.
»Ich bezweifle nicht, daß wir die nötige Geschwindigkeit aufnehmen können, und ich glaube, daß wir das Schiff bei dieser Geschwindigkeit ausreichend kontrollieren können, um diese Rampe hinaufzusegeln. Und doch bin ich besorgt.«
»Worüber?«
»Die Slanderscree ist ein großes, schweres Schiff. Sie wurde dazu konstruiert«, er machte eine schiebende Geste mit seiner rechten Tatze –, »über massives Eis zu chivanieren. Sie ist stabil, und viele Male haben wir die Stärke des wundersamen Metalls kennen gelernt, das wir aus eurem kleinen Schiff schnitten, um die Kufen und ihre Streben zu bauen. Doch wurde sie trotz allem, was sie vollbracht und was sie überlebt hat, nicht dazu geschaffen, aus einer beträchtlichen Höhe zu fallen.« Er sah September an.
»Wenn alles nach deinem Plan verläuft und wir den Gebogenen Ozean überfliegen, was geschieht mit uns, wenn wir auf der anderen Seite auf das harte Eis prallen? Der Ozean wird nicht zerbrechen. Das aber ist etwas, was man von der Slanderscree nicht sagen kann. Welchen Vorteil hätten wir, wenn wir die Barriere überqueren und dabei unser Schiff zerstören?«
»Das ist
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