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Die Fahrt der Slanderscree

Die Fahrt der Slanderscree

Titel: Die Fahrt der Slanderscree Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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größere Chance als fünfzig zu fünfzig«, murmelte er.
    September hatte sein Visier hochgeklappt, damit es seine Sicht nicht behinderte. »Hölle, Jungchen, das ist eine bessere Chance, als sie das Leben den meisten von uns gibt.«
    Ethan richtete seine Aufmerksamkeit nach Osten. Blitze zuckten zwischen kohlenstaubschwarzen Wolken. »Wann ist der Rifs hier?«
    Hunnar Rotbart sah zu ihm hinunter und wandte sich dann dem herannahenden Sturm zu. »Bald, aber nicht zu bald. Ein schlimmer Sturm, sehr schlimm, aber ich glaube, er wird sich wohl leicht nach Nordwesten wenden, anstatt direkt westlich zu ziehen. Uns sind ein paar kostbare Stunden geschenkt worden. Wenn der Sturm noch weiter dreht, könnte er uns völlig verpassen. Das wäre ein Havlak voller Ironie!«
    »Er kann uns aber genauso gut erwischen«, wandte Elfa ein. »Außerdem: Wenn wir diese Sache nicht riskiert hätten, wären wir nicht besser dran, als wir es waren, bevor der Sturm gesichtet wurde. Wir müssen immer noch den Gebogenen Ozean überqueren. Jetzt ist nicht die Zeit zu zaudern.«
    »Ich habe nicht gezaudert, meine Geliebte. Ethan fragte nach meinen Gedanken.«
    »Da kommt sie!« brüllte September, beugte sich leicht vor und zeigte auf das Eis. »Ich schwöre, Ta-hoding hat seine Klamotten auf die Leine gehängt, um noch ein Promille mehr Geschwindigkeit aus dem Westwind zu kitzeln.«
    Ethan stellte fest, daß auch er sein Visier hochklappen mußte, um besser sehen zu können. Kälte schnitt in seine entblößte Haut, Nadeln stachen in seine Wange. Der Eisklipper schien mit jedem zusätzlichen Meter schneller zu werden. Die Duralum-Kufen schnitten über das flache Eis und zogen fünf hochspritzende Fächer aus Eispartikeln hinter sich her. Segel blähten sich straff an Masten und Takelwerk. Das ganze Schiff schien sich vorzubeugen, sich anzuspannen, sich zu mühen, auch noch das letzte Quäntchen an Geschwindigkeit zu gewinnen. Es war nah genug, daß Ethan den Kapitän und seinen Rudergänger erkennen konnte. Sie beugten sich über das große hölzerne Rad, kämpften darum, die Slanderscree auf Kurs zu halten.
    Ta-hoding mußte einen Befehl gebrüllt haben, denn die Spieren drehten sich plötzlich. Das Schiff legte sich auf die Seite und schwenkte wie ein um sein Gleichgewicht kämpfender Schlittschuhläufer auf den Backbordkufen scharf nach Süden. Das Manöver hatte sie vielleicht etwas Geschwindigkeit gekostet.
    Uralten Instinkten folgend, duckte Ethan sich erwartungsvoll zusammen. Wenn der Eisklipper in falschem Winkel auf die Rampe traf, konnte er in alle möglichen Richtungen davongeschleudert werden, auch direkt auf sie zu. Hunnar und Elfa suchten gleichfalls Schutz. Nur September hielt die Stellung; in seinem silbrigen Überlebensanzug wirkte er wie eine seltsam deplazierte Statue.
    An Bord der Slanderscree griffen die Matrosen, die nicht die Spieren richteten, nach festem Halt und bissen die Zähne zusammen. Ta-hoding und sein Rudergänger klammerten sich an das Steuerrad. Von der vollen Kraft des Westwinds getrieben, erreichte der Eisklipper die Basis der Eisrampe und schoß die schiefe Ebene hoch wie eine fremdartige, aber um so wirklichere Ausgabe des Fliegenden Holländers, der gegen den Wind in den Himmel segeln will.
    Höher kommend, wurde er deutlich langsamer. Ethan bemerkte, wie er das Schiff innerlich weiterdrängte, es die verbleibenden dreißig, zwanzig, schließlich zehn Meter bis zur höchsten Stelle hochzuziehen versuchte. Seine Hilfe wurde nicht benötigt. Immer noch etwa hundert Stundenkilometer schnell schoß die Slanderscree von der Rampe über den Kamm der Druckverwerfung hinaus. Einen Augenblick lang schien sie in der Luft zu hängen, dann begann sie in einer langsamen, anmutigen Kurve nach unten zu sinken.
    Hunnar und Elfa erhoben sich, während unten auf dem südlichen Eis Soldaten und menschliche Wissenschaftler atemlos zusahen, wie der Eisklipper auf sie zuflog. Einen kurzen Moment war er ein Schiff der Luft, nicht des Eises, ein Besucher aus einer lange vergessenen Legende. Die Schönheit dieser wenigen Sekunden prägte sich allen, die zusahen, unvergeßlich ein.
    Die Schönheit wurde durch zerberstende Wirklichkeit ersetzt, als das mächtige Schiff auf das Eis krachte.
    Ethan verkrampfte sich, als es aufschlug. Fast jeder tat es. Der Rumpf hielt, als der Eisklipper einmal zurücksprang, wieder aufkam und seitlich wegschmierte. Scharfe sirrende und reißende Geräusche erhoben sich über den Wind, als

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