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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Beethoven, Chopin, Tschaikowskij, Wagner und Schubert killen! Alle auf einmal! Und wenn dann Ruhe ist, endlich Ruhe, werde ich vor Wonne heulen!« Er ballte die Fäuste und streckte sie Helena entgegen. »Jetzt morde ich das Mistding! Ich nehm' es bis auf die letzte Schraube auseinander!«
    Er warf sich herum und rannte wieder nach unten.
    »Lauf ihm nach!« sagte Losskow. »Er tut es wirklich!«
    »Dann zertrümmere ich seine kleine klimatologische Meßstation!« Sie sagte es völlig gleichgültig. Losskow starrte sie entsetzt an.
    »Seid ihr verrückt geworden?! Wann bringt ihr euch alle gegenseitig um?«
    Von unten erscholl Lärm und Fluchen, dann ein dumpfes Brüllen. Dazwischen das helle, wütende Gekläff von Mr. Plump. Dann polterte Trosky wieder an Deck und streckte Helena seine gespreizte linke Hand entgegen.
    »Er hat mich gebissen!« brüllte er. »Das Mistvieh hat mich gebissen!«
    »Um Gottes willen!« sagte Helena und schlug die Hände zusammen. »Ich muß sofort nachsehen. Der Kleine kann ja an Blutvergiftung sterben!«
    »Dem Kleinen schlitze ich bei nächster Gelegenheit den Bauch auf! Er hat mich gebissen!«
    »Er hat meinen Plattenspieler verteidigt.«
    »Das Vieh haßt mich!«
    »Ein äußerst kluger, einfühlsamer Hund.«
    »Ihr alle haßt mich!« Er stierte zu Losskow hinüber. »Da hast du den Beweis! Nur, weil ich ausspreche, was ich denke, weil ich tue, was ich fühle, weil ich kein so ekelhafter Heuchler bin wie ihr, könnt ihr's gar nicht erwarten, daß mich ein Hai erwischt!«
    »Hier sind Haie selten«, sagte Helena in ihrer aufregend kühlen Art. »Es müßte schon ein großer Zufall sein, daß dich ein Hai riecht!« Sie fragte Losskow: »Wie ist das eigentlich, Peer? Ich bin darüber nicht informiert. Sind Haie denn Aasfresser?«
    »Blondie!« sagte Losskow warnend. Er schluckte. Es war unsinnig, Trosky bis zur Weißglut zu reizen.
    »Wir hätten uns nie begegnen dürfen!« knurrte Trosky und betrachtete seine linke Hand. Mr. Plump hatte nicht fest zugebissen, wohl mehr zugeschnappt; man sah keine Bißwunde, und es blutete auch nicht. Trotzdem tat Trosky so, als hinge die Hand nur noch an einer Sehne. »Welcher Teufel hat dich damals eigentlich geritten, ausgerechnet uns zusammenzubringen?! Dieses arrogante nordische Frauenzimmer und diese potenzierte Geilheit aus Italien …«
    »… und diesen an seinem Jähzorn nächstens erstickenden Nepomuk von der Moldau«, ergänzte Helena ohne eine Spur von Ironie. Trosky zog die Schultern hoch, drehte sich um und ging unter Deck.
    Eine halbe Stunde später war er wie ausgewechselt. Er kroch aus seiner Koje, setzte sich an den Tisch, grinste verlegen in die Runde und duldete sogar den Plattenspieler, auf dem sich eine Scheibe mit Wiener Walzern drehte. Mr. Plump, der an der Seite von Helena hockte, glotzte ihn böse und mit hochgezogenen Lefzen an.
    »Habt ihr für einen armen Irren noch ein Süppchen übrig?« fragte Trosky.
    Da man nie wußte, wie er reagieren würde, verzichtete man auf eine Antwort und schob ihm einen Teller mit Braten und in heißer Soße warmgehaltenen Kartoffeln zu. Er aß stumm, mit zusammengezogenen Brauen, trank eine Büchse Bier und sagte am Schluß:
    »Ich bedanke mich untertänigst für das Gnadenbrot!«
    Losskow ignorierte das. Er stieg wieder an Deck und übernahm das Ruder. Lucrezia, die bisher mit angezogenen nackten Beinen auf der Polsterbank gesessen hatte, nahm Deckung hinter einem amerikanischen Magazin, das sie in Santa Cruz gekauft hatte. Es enthielt erotische Geschichten, illustriert mit sehr freizügigen Zeichnungen. Helena ließ Wasser in das Spülbecken laufen.
    »In São Tiago mustere ich ab!« sagte Trosky. »Ihr könnt allein um Feuerland segeln. Das Ganze war ein Irrtum! Wir halten das nicht durch. Was nutzt ein unsinkbares Schiff, wenn sich die Mannschaft haßt.«
    Er wartete, sah Helena und Lucrezia herausfordernd an, aber die Mädchen reagierten nicht.
    »Wir gehen uns auf die Nerven!« sagte Trosky lauter. »Schon nach so kurzer Zeit! Und Monate liegen noch vor uns! Unmöglich! Undenkbar! Noch sind wir zu retten!«
    Er wartete wieder, aber weder Lucrezia noch Helena zeigten Lust, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Trosky wölbte die Unterlippe vor, stülpte die Mütze auf seinen Kopf und verließ den Salon. »Dumme Kühe!« knurrte er, aber auch davon ließ Helena sich nicht aus der Reserve locken.
    In der Plicht saß Losskow auf der halbrunden Kunststoffbank, hatte das Steuerrad auf Kurs

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