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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kam zurück, lud ab und holte schnaufend Atem. »Noch eine Partie«, sagte er auf Crioulo. »Dann ist alles an Bord. Wollen Sie?« Er blickte zu den Mädchen hinüber.
    »Natürlich wollen sie.« Maurice ließ Helena los. »Er fragt, der gute Jorge«, sagte er, nun wieder auf französisch, »ob er einer von Ihnen mit dem Messer die Backe aufschlitzen soll. Jorge sieht so gütig aus, so freundlich mit seiner Glatze, so väterlich, aber er ist ein Satan. Ein gefühlloses Tier. Und ein Künstler mit dem Messer.« Er machte vor Helena eine höfliche Verbeugung und zeigte zur Treppe. »Wir können ablegen, Madame. Ich werde von hier aus alles beobachten. Wenn Sie Zeichen geben oder sonst etwas sabotieren, schieße ich sofort. Bedenken Sie eins: Wir haben nichts mehr zu verlieren, wir sind es gewöhnt, va banque zu spielen. Aber ich nehme an, daß sie viel zu gern leben, als daß Sie dieses schöne Leben aufs Spiel setzen wollten.«
    »Also gut, fahren wir!« sagte Lucrezia. »Für mein Gesicht tue ich alles. Aber Sie werden Pech haben, Maurice. Zwei Karren mit Mehl und Reis, Kartoffeln und Nudeln, Bier und Konserven sind noch unterwegs.«
    »Sie bluffen schlecht. Sie haben nicht mehr gekauft als das, was draußen lag.«
    »Irrtum! Der Supermarktbesitzer will mit seinem Teilhaber selbst kommen, um das Schiff anzusehen. Sie haben keine Zeit mehr!«
    Silva kam zurück, sehr schnell, mit dem letzten Sack.
    »Wir müssen weg!« keuchte er und wischte sich den Schweiß von der Glatze. »Der Hafen wird wieder lebendig.«
    »An Deck!« Maurices Stimme war hart und schloß jede weitere Diskussion aus. »Volle Segel! Und denken Sie daran: Ich schieße sofort!«
    An dem schwer atmenden Silva vorbei rannten Helena und Lucrezia an Deck. Sie warfen die Leinen los, nachdem sie die schmale Gangway eingezogen hatten, und nahmen die Plätze ein, die sie beim Training und zeitweilig auch auf der Fahrt besetzt hatten. Der Hafen belebte sich tatsächlich wieder, der Wind war gut und würde die Helu unter vollen Segeln pfeilschnell ins offene Meer tragen. Und dort, weit hinten, sahen sie auch schon den Supermarktbesitzer mit seinem Kompagnon und zwei Karren.
    »Uns fehlen fünfzehn Minuten!« schrie Lucrezia vom Mast. Sie machte das Großsegel klar. »Sollen wir es darauf ankommen lassen?«
    »Und wenn er wirklich schießt?«
    »Das ist unser Risiko!«
    »Wenn wir gehorchen, kommen wir heil zurück.«
    »Das glaubst du?«
    »Na gut!« Das Großsegel rauschte in den Leinen hoch und entfaltete sich. Die Helu drehte sich mit einem Ruck vom Kai weg und legte mit einem abenteuerlichen Satz ab. Lucrezia hastete nach vorn, löste die Seile und zog den Spinnaker hoch. Durch das Boot lief ein Zittern, es schoß mit rauschendem Kiel aus dem kleinen Hafen, schwankte bedrohlich, weil Helena genug gepackt hatte. Aber dann hatte sie das Boot voll im Wind und starrte hinüber zum Treppenabgang. Dort lag Maurice Depallier auf der obersten Stufe, die Pistole im Anschlag. Das Gesicht war verzerrt und hatte seine Schönheit verloren.
    Der Supermarktbesitzer hatte mit seinem Kompagnon inzwischen das Hafenbecken erreicht und blickte ungläubig auf das davonfliegende Boot. Er hieb mit der Faust auf einen Sack Mehl und verstand die Welt nicht mehr.
    »So eine Scheiße!« schrie er. »Sie fahren ab, und die Ware lassen sie zurück!«
    »Immerhin haben sie bezahlt«, sagte der Kompagnon gelassen. »Das war doch ein gutes Geschäft für uns! Die kommen bestimmt nicht zurück. Von Feuerland! Darauf können wir gleich einen trinken.«
    »Da stimmt etwas nicht!« schrie der Supermarktbesitzer.
    »Geht es dich an? Alle Fremden sind verrückt.«
    »Die Mädchen sahen nicht wie Irre aus! Da ist etwas faul!«
    »Willst du zur Polizei?«
    »Ja!«
    »Und das Geschäft ist hin!« Der Kompagnon stellte sich vor seinen Karren und hob die Griffe. »Los, zurück! Was gehen uns die Probleme von Fremden an! Wir haben selber genug.« Er legte die Hand über die Augen, blickte hinüber zu der davonfliegenden Helu und schüttelte den Kopf. »Aber was Alvaro hingebracht hat, haben sie mitgenommen. Hat Alvaro nichts gesagt?«
    »Nein. Er ist sofort ins Lager und stapelt Konserven. Er scheint keinen Escudo Trinkgeld bekommen zu haben. ›Na, wie gefällt dir das Boot?‹ habe ich ihn noch gefragt. Und was tut er? Er spuckt wortlos aus! Beweis: Kein Escudo!«
    Sie blieben an ihrem Karren stehen und sahen dem Schiff nach, bis es nur noch ein weißer Punkt vor dem Horizont war. Dann schoben

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