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Die Fahrt nach Feuerland

Die Fahrt nach Feuerland

Titel: Die Fahrt nach Feuerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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grinste. »Du lieber Himmel, muß das ein Mann sein, der dich mal zahm kriegt!«
    In der Nacht segelten sie los. An den geflickten Tauen hatten sie das Genua I gesetzt, lagen gut im Wind und durchpflügten die ziemlich ruhige See. Der Wind reichte gerade aus, die Helu zu treiben; mehr Segel wären jetzt besser gewesen, um schnellere Fahrt zu machen, aber sie waren glücklich, als endlich ihr einziges Segel im Wind sich blähte, sie klatschten in die Hände, fielen sich um den Hals und küßten sich überschwenglich.
    Helenas einziges Mittel, den Kurs zu bestimmen, war der Kompaß. Sie fuhr die Helu ganz konsequent nach Südost und korrigierte immer wieder, wenn das Boot abdriftete. Gegen 3 Uhr morgens erschien Lucrezia an Deck und setzte sich neben Helena ins Cockpit. Sie hatte drei Stunden im bleiernen Tiefschlaf gelegen und wollte Helena nun ablösen.
    »Bist du sicher, daß wir auch ankommen?« fragte sie.
    »Wir sind nach Westen hingefahren, also müssen wir nach Osten zurück.«
    »Das ist deine ganze Weisheit?«
    »Ja.«
    »Na, dann Prost! Und wenn wir tiefer, aber genau Kurs Südost, an São Tiago vorbeirauschen?«
    »Dann haben wir den weiten Ozean vor uns bis Amerika.« Helena blickte in Lucrezias entsetzte Augen und lachte laut. »Keine Sorge. Mit jeder Meile kommen wir in belebtere Gegenden und damit auch in das Suchgebiet.«
    »Du glaubst wirklich, die suchen uns noch?«
    »Ja.«
    »Nach sechs Tagen? Die haben längst ein Kreuz hinter unsere Namen gemacht. Sie werden sagen: Wer bezahlt den Einsatz? Das Gebot der Menschlichkeit? Das ist keine Währung! Davon kann man kein Benzin kaufen! So ein Rummel um zwei Menschen!«
    »Du kennst anscheinend Peter schlecht. Und Trosky wird toben, so lange toben, bis man uns gefunden hat.«
    »Oder bis man ihn eingesperrt hat.« Sie nahm das Ruder und starrte über das ruhige Meer. Der Wind war zahm, die Helu schaukelte träge dahin. »Leg dich hin, Blondie. Schlaf etwas.«
    »Ich bleibe hier. Ich bin nicht müde.«
    »Nach menschlichem Ermessen müßtest du umfallen.«
    »Ich lege den Kopf zurück und mach' die Augen zu. Einverstanden?« Helena rutschte auf der Bank tiefer, legte den Kopf auf die Lehne und schloß die Augen. »Weck mich sofort, wenn du irgend etwas siehst.«
    Sie faltete die Hände über dem Bauch und holte ein paarmal tief Luft. Ich bin zerschlagen von den Haarspitzen bis zu den Fußsohlen, dachte sie. Ich spüre mich überhaupt nicht mehr. Aber ich kann es nicht laut sagen. Mein Gott, was soll aus uns werden, wenn ich jetzt schlappmache? Lucrezia schafft es nie allein. Nie!
    Das träge Schaukeln des Bootes verursachte in ihr das Gefühl einer lähmenden Schwere. Sie wehrte sich dagegen, aber dazu reichte ihre Kraft nicht mehr aus. Wider Willen schlief sie ein und wachte erst auf, als Helligkeit durch ihre Lider in die Augen drang.
    Es war ein sonniger Morgen. Die Helu trieb steuerlos in einer fast glatten See. Neben dem Ruder lag Lucrezia auf den Planken und schlief fest. Mit einem Satz sprang Helena zum Kompaß.
    Kurs genau auf Nord. Wie lange schon?
    Sie korrigierte den Kurs, rieb mit beiden Händen über ihr Gesicht, um den Schlaf auszutreiben, und setzte sich dann ins Cockpit. Es hatte keinen Sinn, hinunter zum Kartentisch zu gehen und sich die Seekarten anzusehen. Navigieren war Peters Aufgabe gewesen; die Winkel und Kreise, die er in die Karten gezeichnet hatte, sagten ihr gar nichts. Sie hätte jetzt mit einem Sextanten ihre Position berechnen können, aber sie hatte sich um diese Berechnungen nie gekümmert. Jetzt, wo es darum ging, wieder genau nach Südost zu segeln, konnte nur ihr Gefühl helfen und die Hoffnung, daß man sie von einem Schiff aus, das ihren Kurs kreuzte, entdecken würde. Dann brauchte sie nur noch rote Leuchtkugeln abzuschießen.
    Eine halbe Stunde später wachte Lucrezia auf. Sie schnellte hoch wie ein Raubtier, das überrascht worden ist, und blickte entsetzt in die ruhigen Augen von Helena.
    »Wo sind wir denn jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwo. Wir hatten Nordkurs, als ich aufwachte.«
    »Das ist meine Schuld.«
    »Ja.«
    »Soll ich ›entschuldige‹ sagen – oder über Bord springen?«
    »Beides hilft uns nichts. Wir sind wieder auf dem richtigen Kurs. Nur – wo wir hinkommen, das weiß ich nicht.« Helena blickte über den Ozean. »Irgendwo kommen wir bestimmt an, es fragt sich nur, wann.«
    Sie segelten den ganzen Tag, der Himmel glutete, der Wind flaute so weit ab, daß sie über vier Stunden fast nicht

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