Die Fahrt Zu Den Sternen
ihnen einen Neuanfang zu ermöglichen. Machen Sie doch, was Sie wollen. Ich habe Joshua Flouse versprochen, daß ich einen Notruf an Sie absetzen würde. Das habe ich getan. Der Rest geht mich nichts mehr an. Einen schönen Tag noch…«
»Also, wir wollen doch nichts überstürzen, Pilot Baird.
Joshua Flouse…Eff-Ell-Oh-«
»Uh Ess Eh«, vervollständigte Calum ungeduldig. »Nun, der ist eigentlich eine recht zuverlässige Führungspersönlichkeit.«
»Den Eindruck hatte ich auch. Anständiger Bursche, hat uns Saatgut und genug Stecklinge überlassen, um uns wieder flottzumachen, obwohl sie beides selber dringend brauchen werden. Also, warum sehen Sie jetzt nicht zu, daß Sie ihn Ihrerseits wieder flottmachen?«
»Ich fürchte, das liegt außerhalb meiner
Entscheidungsbefugnisse«, begann Blidkoff. »Die Rendite der bisherigen Kapitalinvestitionen in Rushima ist viel zu ungenügend, um die Ausgaben für weitere Föderationshilfen zu rechtfertigen.«
»Das ist Ihr Problem, Blidkoff. Um die Rushimaner tut es mir leid, aber ich habe zumindest mein Versprechen gehalten.«
Calum brach die Verbindung ab.
Ein durchdringendes Summen zerschnitt die Stille auf der Brücke.
»Er will noch mal mit dir sprechen«, meldete Rezar und schaute hoffnungsvoll zu Calum auf.
Calum warf einen Blick zu ‘Ziana hinüber, die offensichtlich in einer Zwickmühle zu stecken schien.
»Ihr habt euch die Bösewichter vom Hals geschafft, aber was jetzt?«
Er konnte sehen, wie ‘Ziana schluckte.
»Jetzt müssen wir wohl den Kopf für die Verbrechen dieser Palomellanerbastarde hinhalten«, knurrte Rezar.
»Das ist es, was Erwachsensein ausmacht«, bestätigte Calum sanft und empfand Mitleid wegen all des Unglücks, das über diese Jugendlichen hereingebrochen war, die wahrscheinlich noch vor wenigen Wochen ganz normale, arglose Kinder gewesen waren und sich beschwert hatten, daß niemand sie ernst nahm.
»Wir sollten eine Versammlung einberufen und die Sache beraten«, schlug Kerratz vor.
»Genau, eine Versammlung«, stimmte ihm Brazie mit nervösem Kopfnicken hastig zu.
»Mutter hat das auch immer gesagt, daß Erwachsene…«,
‘Ziana hielt einen Augenblick inne, bevor sie rasch weitersprach, »… keine Angst haben, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe mir das zu Herzen genommen, als wir die Luftschächte mit Gas geflutet und die Mörder unserer Eltern in den Weltraum gefegt haben. Ich schätze, das trifft wohl auch hier zu. Wir werden bleiben, und wir werden soviel wiedergutmachen, wie wir nur können… mit Dr. Hoas Hilfe.«
»Und danach werde ich mitsamt meinem Wetterprogramm irgendwo untertauchen, wo niemand mehr an mich herankommt«, entschied Dr. Hoa.
»Ich denke, dabei werde ich Ihnen möglicherweise behilflich sein können, Dr. Hoa«, meinte Calum. »Wie lange brauchen Sie noch?«
»Oh, ich fange gerade erst an, Herr Baird. Was auf Rushima angerichtet wurde, läßt sich nicht ebenso schnell wieder rückgängig machen. Aber wir machen trotzdem Fortschritte.
Ja, wirklich, wir machen Fortschritte. Und wenn Sie nun noch mal meine Gleichungen überprüfen könnten? Ich würde nur ungern erleben müssen, daß ein simpler Rechenfehler meinerseits alles zunichte macht, was ich bis jetzt schon geschafft habe.«
»Aber das ist doch Ihr eigenes Programm, oder nicht?«
wunderte sich Calum, als er sich zum Arbeitsplatz des Doktors hinüberbegab.
»Oh, das ist es, aber ich hatte bei seiner Entwicklung immer einen Mathematiker zur Seite, der mir assistiert hat.
Meteorologie ist eine Wissenschaft, mein Junge, aber Mathematik ist schwarze Kunst.«
»Du wolltest, daß ich bei der Aufstellung einer Liste der Schadensmeldungen helfe, ‘Ziana?« Der von seinem Ausflug als Begleitschutz für Acorna zurückgekehrte Johnny stellte diese Frage so diplomatisch, daß sich niemand auf der Brücke gekränkt fühlen konnte. Es war offensichtlich, daß keiner darauf gekommen war, eine Gesamtschadensermittlung vorzunehmen.
Mit großer Würde nickte ‘Ziana. »Bitte, wärst du so nett, Johnny? Du hast viel mehr Erfahrung auf diesem Gebiet als wir.«
»Ihr seid dabei, es zu lernen«, erwiderte er mit gewinnendem Grinsen.
Johnny konzentrierte sich darauf, zunächst die wichtigsten Bordfunktionen der Haven zu überprüfen. Abgesehen von vereinzelten Beschädigungen durch Handfeuerwaffen –
glücklicherweise waren auf beiden Seiten nur Betäubungs- und niederenergetische Thermostrahler eingesetzt worden, keine Projektilwaffen –
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