Die Fahrt Zu Den Sternen
der Fall war, um sicherzustellen, daß man sie nicht stören würde, ehe sie sich etwas ausgeruht hatte. »Sie haben hier oben nicht zufällig ein paar Gemüse-Rationsriegel, oder doch?«
Das hatten sie tatsächlich, und so beluden sie Markel mit so viel davon, wie er tragen konnte. Er schleppte alles zu ihr hinein. Sie war gerade mit dem letzten Rest des Frischgemüses fertig geworden – sofern man die halbwelken Pflanzenblätter überhaupt so nennen konnte – und wickelte dankbar den ersten Riegel aus seiner schützenden Folienverpackung. Sie verschlang neun Stück, bevor sie urplötzlich innerlich zusammenzusinken schien und sich auf der Krankenliege ausstreckte.
»Acorna?« Markel griff nach ihrem schlaffen, zierlichen Arm, obwohl er nicht die geringste Vorstellung davon besaß, wo er ihren Puls suchen sollte.
Sie packte ihrerseits ihn beim Arm, wenn auch ziemlich kraftlos, drehte ihm den Kopf zu und lächelte ihn an.
»Ich komme schon wieder in Ordnung. Du hältst Wache, ja, Markel? Ich brauche einfach nur ein bißchen Schlaf, während ich dieses köstliche Mahl verdaue.«
Markel vermochte sich ihrer Vorstellung von einer
»köstlichen« Mahlzeit zwar nicht anzuschließen, deckte sie aber widerspruchslos mit einer leichten Isolierdecke zu und schlich sich dann auf Zehenspitzen aus dem Abteil.
»Sie schläft«, teilte er dem Leiter der Krankenstation mit und schnappte sich dann einen vierbeinigen Hocker, den er vor Acornas Tür stellte. Wortlos ließ er sich darauf nieder und schlüpfte mit demonstrativ vor der Brust verschränkten Armen in seine Rolle als Wächter über den Erholungsschlaf der Ki-lin.
Als Calum und Johnny herunterkamen, um nach Acorna zu sehen, war auch er tief und fest eingeschlafen. Sein Kopf war zur Seite gesackt, ansonsten aber hielt ihn die Tür, gegen die er mit dem Rücken lehnte und die er bewachte, weiterhin aufrecht.
»Weißt du«, flüsterte Johnny mit in den Gürtel gehakten Händen und seitlich abgespreizten Ellbogen nachdenklich, während er auf seinen friedlich schlummernden Schützling niederblickte, »am Ende könnte aus Markel vielleicht doch noch ein prächtiger Bursche werden. Aber«, drohte er Calum mit dem Finger, »untersteh dich, ihm jemals zu erzählen, daß ich das gesagt habe!«
»Würde mir nicht im Traum einfallen«, beteuerte Calum und schlug zur Bekräftigung ein Kreuz über seinem Herzen.
Also warteten sie, bis Acorna von allein wieder aus ihrem Ruheraum auftauchte, und schafften es gerade eben noch, ihren Torwächter aufzufangen, bevor dieser rücklings in das Abteil kippte, als sich dessen Tür öffnete. In einem blitzschnellen Reflex sprang Markel auf die Beine und ging mit dem Rücken gegen die Wand in Verteidigungsstellung, noch bevor er wach genug war, um zu erkennen, wer da vor ihm stand. Dann erst entspannte er sich wieder.
»Na also, jetzt siehst du schon viel besser aus«, begrüßte er Acorna mit dem Tonfall eines besorgten Vaters, zog seine Kleidung gerade und kämmte sich mit der Hand das Haar aus dem Gesicht. »Der Schlaf hat dir gutgetan, nicht wahr?«
Während Calum sich ruckartig abwenden und Johnny heftig husten mußte, um sein Prusten zu überspielen, strich Acorna Markel liebevoll über den Kopf und glättete sein schlafzerzaustes Haar ein wenig.
»Ja, das hat er wirklich.« Sie sah an Johnny vorbei und erkannte den Arzt, der sich ihr aufgeregt näherte. »Wir haben einen Notfall – «
»Nun, der wird wohl warten müssen«, entschied Johnny mit fester Stimme und nahm Acorna beim Arm. »Acorna wird auf der Brücke gebraucht, und zwar jetzt sofort!«
In Wahrheit war es allerdings die hydroponische Luftwiederaufbereitungsanlage, wo ihre besonderen Gaben gebraucht wurden, und so tat sie dort, was sie konnte, um die Atemluft im Schiff zu reinigen.
»Wieviel von diesem Gas haben sie eigentlich versprüht?«
fragte sie niesend.
»Die Kinder wollten eben auf Nummer Sicher gehen«, antwortete Johnny knochentrocken.
»Wir könnten doch behelfsmäßige Umwälzgebläse zusammenbasteln«, schlug Calum vor, der sich daran erinnerte, wie sie in den Anfangstagen der Maganos-Mondbasis dort die Luft gereinigt hatten. »Was für Ausrüstung haben wir dafür, Markel?«
»Nun, das läßt sich ziemlich leicht herausfinden«, erklärte Markel und wandte sich dem nächstgelegenen Antigravschacht zu. »Aber dazu muß ich auf die Brücke und die Bestandsverzeichnisse im Hauptcomputer einsehen.«
»Dann gehe ich in der Zwischenzeit zur
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