Die Fahrt Zu Den Sternen
geführt haben? Und sollte man Acorna nicht davon in Kenntnis setzen, daß andere ihrer Art aufgetaucht waren? Besorgnis und Befürchtungen und ein wohlmeinendes Bedürfnis, Acorna diese Neuigkeit persönlich mitzuteilen, bewegten Hafiz dazu, etwas zu tun, das er in seinem bisherigen Erwachsenenleben nie auch nur in Erwägung gezogen hatte: Er stellte seine geschäftlichen Pläne zugunsten eines rein privat motivierten Ausflugs zur Maganos-Mondbasis zurück.
»Wenigstens die Reisezeit braucht kein Totalverlust zu sein«, versuchte Hafiz sich selbst zu beschwichtigen. Zumindest ein paar seiner komplexen Geschäftsabschlüsse würden sich mittels Langstreckenkommunikation auch aus der Ferne ins Trockene bringen lassen, und so verbrachte er die Zeit auf dem Flug damit, genau das zu tun. Vor Ort angekommen, hatte er die Maganos-Mondbasis gerade um Landeerlaubnis ersuchen lassen, als im endlosen Strom der Funksprüche, die er inzwischen mit der halben Galaxis ausgetauscht hatte, eine brandneue Nachricht von Rafik eintraf.
»Onkel, da ich gegenwärtig keine Möglichkeit habe, mit dir Verbindung aufzunehmen, habe ich statt dessen Delszaki Li gebeten, für Acorna aktiv zu werden. Ich bin zuversichtlich, daß seine Maßnahmen deine Zustimmung finden werden. Ich werde dir weiteren Bericht erstatten, sobald wir Rushima erreicht haben.«
»Rushima? Grushima?« Hafiz war außer sich vor Empörung.
Von diesem Ort hatte er noch nie gehört, und so hämmerte er eine entsprechende Anfrage in den Bordcomputer, während er versuchte, sich zu beherrschen. Denn letzten Endes hatte ja er höchstselbst Rafik gestattet, sich bei seinen Entscheidungen auf seine ureigenen, feinsinnigen Instinkte zu verlassen… »Ein Agrarplanet?« brüllte er, als die gewünschte Information auf dem Bildschirm erschien. »Von den Shenjemi finanziert?«
Hafiz’ bisherige Geschäfte mit der Shenjemi-Föderation waren nicht sonderlich lohnend gewesen. Und da Hafiz seine Werturteile über andere auf Grundlage der mit ihnen erzielten Gewinne traf, hielt er demzufolge recht wenig von den Shenjemi.
»Warum ist Rafik überhaupt nach Rushima geflogen? Es hört sich fast so an, als würde er Acorna folgen. Aber was in aller Welt ist in das Mädchen gefahren, ausgerechnet dann zu verschwinden, wenn ihre Leute in unserem Raumsektor auftauchen? Provola sollte besser genau wissen, was hier vorgeht, oder ich könnte mich gezwungen sehen, abzuwarten, ob mir irgendwann wenigstens Rafiks Erstgeborener die Erfüllung jener Hoffnungen in Aussicht zu stellen vermag, die ich in ihn selbst gesetzt hatte«, drohte Hafiz ins Blaue seiner Schiffsbrücke hinein, an niemanden besonderen gewandt, ganz bestimmt nicht an seine Besatzung.
Als sein Raumer sich endlich in den Landehangar der Maganos-Mondbasis eingeschleust hatte, begab sich Hafiz schnurstracks zu Delszaki Lis Privatbüro, das er jedoch völlig verlassen vorfand. Nicht einmal der Sekretär, der den Zugang ins innere Heiligtum doch sonst immer bewachte, war auf seinem Posten. Infolgedessen erfuhr Hafiz nicht, daß Herr Li infolge der Belastungen, denen er in den letzten Tagen ausgesetzt gewesen war, einen kurzzeitigen Zusammenbruch erlitten und man ihm in dem kleinen Hospital der Maganos-Mondbasis Bettruhe verordnet hatte. Der Sekretär, der eigentlich vor Lis Büro Besucher in Empfang nehmen und Anfragen hätte bearbeiten sollen, lief statt dessen derzeit vor den verschlossenen Türen der Krankenstation auf und ab und wartete bangen Herzens auf die Nachricht, daß der alte Mann, den er mittlerweile in sein Herz geschlossen hatte wie einen…
nun, nicht einen Vater… eher wie einen Urgroßvater, auf dem Wege der Besserung sei. Um der Gerechtigkeit die Ehre zu geben, gab es allerdings ohnehin keine Veranlassung für den Sekretär anzunehmen, daß jemand seiner Dienste bedürfen könnte. Denn seit es durch den triumphalen Sieg der Kinderbefreiungsliga überflüssig geworden war, ihre Aktivitäten geheimzuhalten, hatte Herr Li die tagtägliche Abwicklung seiner finanziellen und geschäftlichen Angelegenheiten mehr und mehr in die Hände von vertrauenswürdigen Untergebenen gelegt. Darüber hinaus betrachtete er sich, wann immer er auf Maganos zu Besuch war, als »im Urlaub« befindlich und erwartete – und empfing –
keine Besucher, ausgenommen die Mitglieder des kleinen Kreises seiner allerengsten Freunde – die drei Schürfer, die Kendoro-Geschwister und natürlich Acorna. Und die waren gegenwärtig alle fort. Da
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