Die Fahrt Zu Den Sternen
Sie uns diese Angelegenheit doch ungestört in meinen Räumen besprechen«, lud er sie in seinem betörendsten und seidenweichsten Tonfall ein. Einer Frau von solch entzückenden Proportionen war er schon seit Ewigkeiten nicht mehr ansichtig geworden. Heutzutage legten Frauen leider meist mehr Wert auf eine sportliche, schlanke, dürre, knochige Figur, und so hatte er schon fast die Hoffnung aufgegeben, jemals eine Frau zu finden, die derart verführerisch auf ihn wirkte wie Karina. Daß sie obendrein auch noch etwas über Acornas gegenwärtige Lage zu wissen schien, machte sie nur noch anziehender.
Karinas Augen wurden größer: »Sie haben Räume hier… auf Maganos?«
»Ich habe zahlreiche persönliche und geschäftliche Verbindungen mit dem Hause Li«, erläuterte Hafiz und führte sie in Richtung des Wohnquartiersektors A. »Mir steht hier eine Zimmerflucht zur Verfügung, die ständig in perfektem Zustand gehalten wird, damit ich sie jederzeit beziehen kann –
zumindest sollte das der Fall sein«, beendete er seine Ausführungen mit einem finsteren Blick. Denn als er seine Hand auf die neben der Eingangstür zu seinem Luxusquartier angebrachte Handlinien- und Fingerabdrucklesefläche gelegt und die Irisblendentür sich langsam geöffnet hatte, bot sich ihnen ein Einblick in Räumlichkeiten, die ganz offensichtlich erst vor kurzem eine Okkupation durch einen außerordentlich schlampigen Junggesellen hatten über sich ergehen lassen müssen. Daten- und Vidwürfel waren überall auf dem Boden verstreut, keiner davon steckte mehr in seiner Aufbewahrungshülle. Ein modischer, lindgrün- und fuchsienfarbiger Anzug lag zerknittert vor dem Zugang zur Duschkabine. Und ein halbleeres Glas, das auf dem polierten Tisch aus Tanqque-Purpureiche häßliche Ringe hinterlassen hatte, bezeugte durch seinen Geruch, daß der letzte Bewohner dieser Räume die Lockerung des Verbots alkoholhaltiger Getränke durch den Zweiten Propheten zu beherzigen gewußt hatte.
»Mein Erbe«, knurrte Hafiz. »Mein künftiger Ex-Erbe, wenn er sich nicht schleunigst eines Besseren besinnt!« Er aktivierte die Wandkonsole und erteilte der Basisverwaltung den Auftrag, die Räume gründlich zu reinigen. Dann unterbreitete er Karina den Vorschlag, daß sie einstweilen doch besser in einen der kleinen, neben der Hauptmesse der Basis gelegenen Speiseräume ausweichen sollten. »Und wenn Rafik zurückkommt«, drohte er, »falls er je zurückkommt, werde ich ihn zu einem dieser Kurse verdonnern, in denen den Kindern von Maganos Körperhygiene und Sauberkeit beigebracht wird.
Anscheinend hat er so eine Grundlagenlektion dringend nötig!« Die Vorstellung, wie der hochgewachsene Rafik gezwungen wäre, sich mit seiner ganzen Erwachsenenwürde hinter einen Kinderschultisch zu klemmen und sich einen Vortrag darüber anzuhören, wie man sich die Zähne richtig putzte, belustigte Hafiz in höchstem Maße und ließ den Großteil seines Zorns wieder verfliegen.
Den Rest davon ließ Karina verfliegen, indem sie ihn fragte, wie er sich nur über einen derart feinen, tapferen und stattlichen Mann wie Rafik ärgern könne, und ihm versicherte, daß sie ihn, Hafiz, aufgrund seiner Ähnlichkeit mit Rafik auf Anhieb erkannt habe.
Hätte sie das tatsächlich getan, wäre dies allerdings eine höchst bemerkenswerte Leistung ihres Vorstellungsvermögens gewesen, denn Hafiz war fast zwanzig Zentimeter kleiner und fünfzehn Kilo schwerer als Rafik. Und sein zerknittertes Gesicht, auf dem jetzt ein verzückt-liebenswürdiger Ausdruck lag, wies große Ähnlichkeit mit einem Krokodil auf, das darauf hoffte, daß ihm eines Tages noch so ein fettes, knuspriges Kind die Uferböschung herunter in sein Maul purzeln würde. Für Karina allerdings, hungrig wie sie war und seit Tagen ohne einen einzigen Credit in der Tasche auf einer fremden Welt gestrandet, sah Hafiz wahrhaftig wunderschön aus, als er sie zu einem kleinen Speiseraum führte, wo er ein großes Tablett mit Cremetörtchen und eine große Karaffe mit seiner persönlichen Kava-Mischung bestellte.
»Also, liebste Karina, jetzt erzählen Sie mir mal ganz genau, wie es dazu kommen konnte, daß eine Freundin von Acorna in eine solch mißliche Lage geraten ist«, forderte Hafiz sie auf,
»und was ich mit den verbrecherischen Schuften anstellen soll, die Sie dergestalt im Stich gelassen haben.«
»Oh«, widersprach Karina, »sie sind keine Schufte, nein, nein. Sie sind Wahrhaft Erleuchtete Wesen, und ich bin fast
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