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Die Fahrt Zu Den Sternen

Titel: Die Fahrt Zu Den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Margaret Ball
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Schwächeanfall sie hatte sinken lassen, und stellte erfreut fest, daß ihre Beine sie doch noch zu tragen bereit waren.
    Vollständig aufgerichtet, war sie jetzt größer als dieser Mann, einer ihrer drei Pflegeväter.
    »Calum, ich werde euch niemals vergessen. Ihr drei seid meine Familie, und nichts kann das je ändern«, sagte sie mit Nachdruck. »Aber ich… ich brauche etwas Zeit zum Nachdenken. Hast du etwas dagegen, wenn ich einen kleinen Lauf mache? An der frischen Luft kann ich besser denken.«
    »In Ordnung, aber sei vorsichtig, hörst du? Diese ganzen Unwetter haben ein paar komische Dinge mit dem Gelände da draußen angestellt. Wir wollen doch nicht, daß du dir einen Knöchel verstauchst oder daß deine Mähne sich in einem Drahtzaun verfängt«, warnte Calum sie, ganz wie jeder andere überängstliche Vater, der immer noch nicht recht begreifen konnte, daß sein Kind längst erwachsen war.
    Das ihr bis zu den Knöcheln reichende Wasser verlangsamte Acorna und zwang sie, ihre Füße beim Laufen hoch anzuheben, als sie mit steter Geschwindigkeit in Richtung des fernen Horizonts loszutraben begann. Sie mußte zudem ständig aufpassen, ob sie mit den Hufen irgendwelche Veränderungen des unter Wasser liegenden Bodens spürte, da sie den Erdboden wegen des Schlamms, den sie aufwirbelte, nicht klar sehen konnte. Sie war jedoch dankbar für die Schwierigkeiten, die ihr das bereitete; denn diese boten eine willkommene Ablenkung von ihren Grübeleien.
    Nur allzu bald jedoch erreichte sie den Rand des seichten Sees und galoppierte nun einen sanften Hang hinauf, der mit durchnäßtem Gras bedeckt war, das zwar platschende Geräusche unter ihren Hufen machte, ihr als erfahrener Läuferin aber ansonsten keine besondere Aufmerksamkeit mehr abverlangte. Mit jedem Atemzug drang ihr der süßliche Geruch verrottender Pflanzen in die Nüstern; das ganze Land war mit Wasser vollgesogen, mit Wasser vergiftet. Aber unter der Schicht aus durchfeuchtetem, verfaultem totem Gras mochten sich immer noch lebendige Wurzeln und die Aussicht auf neues Leben in einer freundlicheren Jahreszeit verbergen.
    Gab es für sie auch eine vergleichbare Aussicht auf ein Leben in einer Umgebung, die wahrhaftig die ihre war? Oder war sie nur eine Ausgestoßene, die weder richtig zu den Linyaari noch zu dem Volk gehörte, das sie aufgezogen hatte? Im gleichen Maße, wie Acornas Schritte gleichmäßiger wurden, merkte sie, wie sie neuerlich von unwillkommenen Gedanken und Befürchtungen gequält wurde. Ihre Leute… bedeutete das, daß Calum und Rafik und Gill jetzt nicht mehr zu ihr gehörten?
    Calum hatte sie zwar aufgefordert, sie nicht zu vergessen. Aber würde es in Wahrheit nicht eher so aussehen, daß umgekehrt die drei schon bald Acorna vergessen haben würden?
    Was war sie ihnen denn je mehr gewesen als eine Last und ein Hemmschuh? Sie hatten wertvolle Schürf zeit verloren, um sie großzuziehen, hatten ihre Jobs verloren, um sie vor Amalgamateds skrupellosen Wissenschaftlern zu schützen, und waren dann mit Haut und Haaren in Acornas Kreuzzug hineingezogen worden, die Kinderarbeit auf Kezdet auszumerzen… ein Anliegen, für das sie zwar Sympathie empfinden mochten, das sie sich aber gewiß nie zu eigen gemacht hätten, wenn sie nicht gewesen wäre. Sogar jetzt noch brachte Acorna das Leben der anderen durcheinander, und alle unterwarfen sich nur ihren Bedürfnissen. Wollte Gill wirklich den Pflegevater für die nach Maganos umgesiedelten Kinder spielen, oder sehnte er sich insgeheim nicht doch nach der Freiheit eines Lebens als Asteroidenschürfer? Ärgerte es Rafik nicht, immer wieder von seinen Geschäften für das Haus Harakamian weggerissen zu werden? Kam er nur nach Rushima, weil sein Pflichtgefühl es ihm gebot, dabei zu sein, wenn Acorna ihre eigenen Leute kennenlernte? Und Calum –
    hätte er diese lange und gefahrvolle Reise jemals unternommen, wenn er es nicht als seine Pflicht betrachtet hätte, Acorna in ihre Heimat zu bringen? Er hatte jedenfalls gewiß nicht den Eindruck gemacht, daß es ihn sonderlich enttäuscht hätte, als er erfuhr, daß die Reise und die Suche nicht mehr nötig waren.
    Als sie schließlich den Hügelkamm erreichte und leichten Schritts in das lange Tal hinunterzutraben begann, das sich jetzt vor ihr ausbreitete, gelangte Acorna zu dem Schluß, daß die drei ehemaligen Schürfer wahrscheinlich nur allzu froh sein würden, sie »ihren Leuten« auszuhändigen und sich ruhigen Gewissens sagen zu

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