Die Fahrt Zu Den Sternen
es waren immer nur die geringeren Ratsposten, um die in den langatmigen politischen Debatten gestritten wurde, die die älteren Leute so sehr liebten.
Aber Nueva begriff das nicht. Wer würde denn schon freiwillig Sprecher sein wollen? Es war eine schwere Verantwortung, die Illart weit vor der Zeit hatte altern lassen, an der Andrezhurias Ehe mit Ezkerra zerbrochen war, als dieser sich beklagte, daß ihr die Sternenfahrer als Ganzes mehr am Herzen lägen als ihr eigener Ehemann.
»Als loyaler Sternenfahrer kann ich nicht länger danebenstehen und tatenlos zusehen, wie diese Travestie einer Regierung so lange weitermacht, bis in unseren Tanks kein Wasser mehr ist und unsere Atmosphäre durch versagende Aufbereitungsanlagen vergiftet wird«, fuhr Nueva fort. Ein abstrahierender Teil von Markels Verstand war beeindruckt von der Art, wie sie auf genau den Themen herumritt, die sofort den Nerv jeder raumfahrenden Gruppe treffen würde.
Der Rest von ihm begann in Panik zu geraten. Irgend etwas Schreckliches würde geschehen. Er wußte ja inzwischen über Nueva und den Rest der Palomellaner Bescheid; er mußte das Illart jetzt sofort berichten, bevor die ganze Geschichte hier, was auch immer sie darstellen sollte, weiter eskalierte.
Die Kajütentür rührte sich jedoch nicht, als er Hand an sie legte. Vergeblich riß er mit Gewalt am Verschlußriegel; die Tür klemmte nicht, sie war vielmehr elektronisch verschlossen worden. Wahrscheinlich durch einen Schaltbefehl der Zentralen Systemsteuerung.
»Fünf Minuten vor zwölf haben wir einen Weg gefunden, uns mit Hilfe der Arbeit eines neuen Sternenfahrers, Dr. Ngaen Xong Hoa, doch noch zu retten«, tönte Nueva vom Schirm herab. »Die richtige Anwendung seiner Forschungsergebnisse könnte uns die Kontrolle über das Wetter und den Funkverkehr jedes Planeten verleihen, den wir aufsuchen. Rushima und viele andere würden für die Nutzung dieser Technologie gut bezahlen, aber die Weichlinge, die den Rat beherrschen, wollen das nicht erlauben. Sie würden lieber zusehen, wie Sie alle in einem sterbenden Schiff ersticken, als das Risiko einzugehen, eine neue Technologie einzusetzen!«
Entrüstet trat Illart vor. »Nein!« rief er. »Das ist eine Lüge, Nueva, und Sie wissen das! Erzählen Sie ihnen doch, was Hoas Technologie tatsächlich mit einem Planeten machen würde!
Geben Sie zu, daß Sie die Auswirkungen des Einsatzes dieser Technologie nicht kennen, daß niemand vorhersagen kann – «
Ein Palomellaner riß seinen Phaser hoch und hielt ihn Illart drohend vors Gesicht: »No unnerbrech’n La Fallona!«
Markel hielt den Atem an, bis Illart endlich zurückwich.
Einen Augenblick lang hatte er schon befürchtet, er würde mitansehen müssen, wie sein Vater vor seinen Augen ermordet wurde.
»Wir, die loyalen Sternenfahrer, sahen uns in dieser Notlage gezwungen, den Rat abzusetzen und die Macht selbst zu übernehmen«, erklärte Nueva. »Wer für uns ist, soll sich neben uns stellen. Wer aber gegen uns ist, kann die Haven jetzt verlassen.«
Markel entfuhr ein langer Seufzer der Erleichterung. Die Palomellaner mochten Kriminelle sein, aber mordlüsterne Irre waren sie nicht. Sie beabsichtigten, die Sprecher nach Rushima ins Exil zu schicken. Das war zwar ein verrücktes Vorhaben, aber es würde – konnte – ja nicht lange währen. Die Sternenfahrer würden das niemals dulden… das würden sie doch nicht? Zum ersten Mal empfand er bei dem Anblick von Gerezan und Sengrat Unbehagen, wie sie voll bekleidet und hellwach geradezu lässig zwischen all diesen bewaffneten Palomellanern herumstanden.
Andrezhuria sprach in die von Nuevas letzten Worten hinterlassene Stille hinein. »Ich werde mit Freuden lieber ein Rettungsboot in jedes beliebige System nehmen, das Sie benennen«, verkündete sie, »als meine Zustimmung zu Ihren Schutzgelderpressungen zu geben. Aber wir werden zurückkehren, sobald die Sternenfahrer erkannt haben, was Sie im Schilde führen!«
Nuevas Lächeln erreichte ihre Augen nicht. »Zurückkehren?
O nein, das glaube ich nicht«, widersprach sie sanft. »Was in aller Welt hat Sie auf die Idee gebracht, daß wir vorhätten, wertvolle Ressourcen wie Rettungsboote und Sauerstofftanks an ausgerechnet die Narren zu verschwenden, die ohnehin schon so viel von Havens Lebensgrundlagen vergeudet haben?
Wenn Sie sich die Luft nicht verdienen wollen, die Sie atmen, dann können Sie sich Ihre eigene suchen – dort draußen.« Sie deutete mit ihrem Phaser in
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