Die Fahrt Zu Den Sternen
Galaxis, in dem sowohl das Laboue-System lag als auch eine aus fünf Schiffen bestehende Vorhut kreuzte, die offenbar den außerirdischen Folterern gehörten und geradewegs auf eben diese Zuflucht zusteuerten. Dann kamen abermals Bilder der Einhornwesen, die diesmal aufrecht und frei dastanden, mit ausgebreiteten Armen, was wohl, so schien es, eine Geste der Begrüßung darstellen sollte – oder einen Appell um Hilfe.
»Und?« fragte Misra Affrendi, der treue Haushaltsvorstand der Familie Harakamian, der erst kürzlich seinen 110.
Geburtstag gefeiert hatte. »Was machen wir jetzt?« Misra klang zwar nicht verzweifelt, aber seine Stimme hatte einen seltsamen Unterton.
Nach Erhalt aller Mitschnitte der von dem Fremdschiff stammenden Mitteilungen hatte Hafiz sein Gespräch mit Qulabriel beendet und ihm versprochen, sich wieder bei ihm zu melden, sobald er Gelegenheit gehabt habe, die übermittelten Vids und Daten zusammen mit seinen Leuten zu prüfen. Das hatte er mit Misra und anderen unverzüglich getan und diese Sichtung inzwischen abgeschlossen.
»Besteht von unserem Satelliten aus Funkverbindung zu dem Schiff der Gehörnten?«
»Selbstverständlich, und jeder unserer Leute mit irgendwelchen linguistischen Kenntnissen versucht gerade, ihre Sprache zu analysieren.«
Hafiz verzog nachdenklich das Gesicht. Er besaß zwar einen Vidwürfel von Acorna, der zeigte, wie sie feierlich die Maganos-Bergbauanlage eröffnete. Aber ihm fehlte Rafik, der sich möglicherweise an die wenigen Worte hätte erinnern können, derer sich Acorna anfänglich bedient hatte, ehe sie wie ein Schwamm die interstellare Universalsprache Basic aufgesogen hatte. Und ihre Fluchtkapsel befand sich, soweit Hafiz wußte, auch in der Maganos-Mondbasis, und besaß keine vollständige Abbildung davon auf Datenwürfel, um sie vorzuzeigen.
Qulabriel hatte die Frage in den Raum gestellt, ob die Vids der Fremden möglicherweise irgendeine Art Drohung darstellen sollten. Aber für Hafiz war offensichtlich, daß die Gehörnten es vielmehr einfach für erforderlich gehalten hatten, den Menschen als einem ebenfalls intelligenten Volk eine Warnung zukommen zu lassen, wenn sie einer derart bösartigen, raubtierhaften Rasse im Weg standen wie der, die in den Vids gezeigt wurde. Hafiz schauderte bei der Vorstellung, Acornas lieblichen schlanken Leib je in einem der vorgeführten Folterinstrumente eingesperrt zu sehen. Und dann noch einmal, beim Gedanken an seinen eigenen Körper in einer vergleichbaren Lage.
»Was wird sonst noch unternommen?« schnaubte Hafiz.
»Denn wie der Dritte Prophet verkündete: ›Über deinen Stolz und dein Leben stelle die Ehre und den Schutz des Hauses, das dich hervorgebracht hat.‹ Vordringlich müssen wir also das Haus Harakamian beschützen – die Botschaft können wir auch hinterher noch in aller Ausführlichkeit analysieren und versuchen, eine Kommunikation zustande zu bringen.«
»Darum hat man sich schon gekümmert. Wir haben selbstverständlich den Schild vorsorglich aktiviert«, beruhigte Misra ihn, wobei seine ältliche Stimme vor Ungeduld krächzte.
»Sind alle unsere Schiffe und Unternehmenszweige gewarnt worden?«
»Die unmittelbar bedrohten, ja.«
»Aber sobald der Schild erst einmal aufgebaut ist, kann niemand mehr rein oder raus.«
»Genau«, bestätigte Misra mit großer Befriedigung.
»Dann muß ich auf der Stelle mit meinem Erben Verbindung aufnehmen…«
»Ihnen bleiben noch sechs Minuten, bevor der Schild endgültig steht.«
Zum ersten Mal in seinem Leben fragte Hafiz sich, ob der Schild, der so viel gekostet hatte und so geheimgehalten worden war, den an ihn gestellten Anforderungen auch genügen würde. Sobald er Rafik eine Nachricht geschickt hatte, würde er den Schild um sein Domizil hochfahren und seine anderen Invasionsabwehrmaßnahmen einleiten. Gegen jede bekannte Gefahr hätten diese allemal ausgereicht, aber der Anblick dieser neuen Räuber da gefiel ihm ganz und gar nicht.
Besonderes Unbehagen bereitete ihm, daß das kleine Schiff der Gehörnten sich offenbar verpflichtet gefühlt hatte, jede intelligente Fremdspezies zu warnen, auf die es stieß.
Warum bloß konnte er sich nicht an die paar Worte erinnern, die Acorna in ihrer eigenen Sprache ihm gesagt hatte?
»Ah!« Jetzt fielen sie ihm langsam wieder ein. »Avvi« hatte sie einmal im Schlaf aufgeschrien. »Avvi, Lalli…«
»Misra, ich muß mit diesen Gehörnten sprechen!«
»Warum? Ist Ihnen plötzlich eine Methode
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