Die Fahrt Zu Den Sternen
aus den Wolken herabriefen, Städten, die in lautlosen Flammenwogen aufloderten, löste sich in das stete Dreifachblitzen der Kabinen-Notleuchten auf, das einen Notfallalarm signalisierte. Markel fiel halb aus seiner Schlafröhre, rieb sich die Augen und drehte sich auf der Suche nach einer Erklärung für diesen Notfall zu Illart um.
Aber Illart war nicht da. Er mußte bereits aufgebrochen sein, um sich dem Problem zu widmen… aber welche Art von Notfall mochte den Ersten Sprecher mitten aus seiner Schlafschicht reißen? Bei technischen Schwierigkeiten hätte man Sengrat gerufen; bei Problemen mit den Computersystemen Johnny Greene oder einen der anderen Fachleute, welche die RuN betrieben. So sehr Markel seinen Vater auch respektierte, so wußte er doch, daß Illart seine hohe Stellung auf der
Haven
nicht seinen technischen
Fachkenntnissen, sondern seiner Reputation als rechtschaffener Mann und volksnaher Redner verdankte. Illart war noch nicht einmal ein sonderlich guter Diplomat; wenn sie jemanden brauchten, dessen Geschwafel sie aus irgendwelchen planetaren Vorschriften herausargumentieren sollte, war Gerezan der Sprecher, den sie zu Rate zogen, um die entsprechenden, sorgfältig abgewogenen Sätze zu formulieren.
Nun, es brachte wenig, untätig herumzustehen und zu rätseln, was geschehen war, statt einfach die Informationskanäle des Schiffs zu nutzen. Markel wandte sich deshalb der in die Wand des Sitzbereichs eingebauten Hauptdatenkonsole zu. Aber noch bevor er sie berührt hatte, erwachte der Schirm von selbst zum Leben und warf ein gespenstisches blasses Glühen in die abgedunkelte Kammer. »FREIE BÜRGER DER HAVEN!«
plärrten die Lautsprecher. Dieses eine Mal kam die Tonübertragung glockenklar durch, ohne irgendwelche ominösen Knattergeräusche im Hintergrund. »Bitte versammeln Sie sich für eine wichtige Bekanntmachung vor Ihren Bildschirmen!« Die Notleuchten blitzten noch dreimal auf, eine Sirene ertönte, und die Lichter pulsierten abermals, bevor der graue Hintergrund des Bildschirms sich auflöste, um… nicht die Ratskammer zu zeigen, wie Markel erwartet hatte, sondern einen der Frachthangars, wo technische Ausrüstung und Versorgungsgüter gelagert wurden. Verwirrt aussehende Leute, noch vom Schlaf zerzaust, standen auf der einen Seite der Halle; unter ihnen erkannte Markel seinen Vater und Andrezhuria, die Dritte Sprecherin. Auf der anderen Seite des Hangars standen die, die Dienst gehabt haben mußten, als der Notfall, worum auch immer es sich dabei handeln mochte, eingetreten war. Ihre Gesichter wirkten hellwach, und sie trugen schwarze Uniformen. Bei der Mehrheit von ihnen schien es sich um Palomellaner zu handeln, obgleich Markel auch Gerezan, den Zweiten Sprecher, und Sengrat bei ihnen stehen sah. Mit wachsendem Unglauben erkannte Markel, daß zwei der Palomellaner Phaser gezogen hatten und auf die andere Hallenseite zielten. Er hatte keine Zeit, mehr zu sehen, bevor Nueva Fallonas scharf gemeißelte Gesichtszüge den Schirm ausfüllten.
»Freie Bürger der Haven«, begann sie schneidig, »Sie sind betrogen worden, nicht nur einmal, sondern im Laufe der Jahre wieder und immer wieder – von denen, die vorgaben, immer Ihr Wohlergehen über das eigene zu stellen. Dieses Schiff, unsere einzige Heimat, ist in einem bedenklichen technischen Zustand, und die Haven besitzt keinerlei Finanzmittel für Ersatzteile und Reparaturen. Und doch haben die Sprecher des Rates, deren Aufgabe es doch wäre, über Ihrer aller Schicksal zu wachen, Ihrer verzweifelten Lage keinerlei Beachtung geschenkt; ihnen ist es wichtiger, die Rolle von edlen und über den Dingen stehenden Staatsleuten zu spielen, als etwas zu unternehmen, um jene zu beschützen, die von ihnen abhängen!
Darüber hinaus wird die Macht des Rates, obwohl dieser behauptet, durch ein System demokratischer Wahlen legitimiert zu sein, in Wahrheit allein von den drei Sprechern kontrolliert – und deren Amtsinhaber sind seit der ersten Charta der Sternenfahrer noch nie ausgetauscht worden.«
Markel runzelte die Stirn. Das stimmte sogar, wenn er jetzt so darüber nachdachte. Andrezhuria, Gerezan und sein Vater hatten zwar die Last, Erster Sprecher zu sein, im Laufe der Jahre immer wieder vom einen an den anderen von ihnen weitergereicht. Aber er konnte sich nicht erinnern, daß je irgendwelche anderen Sprecher gewählt worden wären. In der Tat hatte sich noch nie irgend jemand anderes auch nur um eines dieser Sprecherämter beworben;
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