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Die Falken Gottes

Die Falken Gottes

Titel: Die Falken Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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bereits im Juni einige Tage in Osnabrück aufgehalten und war dann nach Böhmen aufgebrochen, um in der Grenzstadt Eger im schwedischen Feldlager über die Militärsatisfaktion zu verhandeln.
    Die Forderungen der schwedischen Generalität galten als das größte Hindernis auf dem Weg zu einem möglichen Frieden. Der Krieg war ein einträgliches Geschäft für viele Kommandeure, die ihre Verbände auf rein kommerzieller Basis aufstellten. Vor einem Friedensschluß galt es jedoch, mit den eigenen Offizieren ein
Satisfactio militium
über die Zahlung der Auslagen, die versprochenen Belohnungen, den rückständigen Sold und eine Entschädigung für die Schäden, die die Kommandeure durch den Krieg an ihren Privatvermögen erlitten hatten, zu erlangen. Und diese schwierige, ja fast unmögliche Aufgabe oblag Alexander Erskein, der nun nach Osnabrück zurückgekehrt war, um den beiden schwedischen Hauptgesandten das Ergebnis dieser Unterredungen mitzuteilen.
    |57| Magnus begrüßte die Anwesenden mit einem knappen Nicken, dann ließ er sich mit Gyllenhammer an der Tafel nieder, wo bereits silberne Platten mit Kalbfleisch, Heringen, getrockneten Lachsen, Brot und allerlei Konfekt aufgetragen worden waren.
    Der etwa fünfzigjährige, elegant gekleidete Erskein flüsterte seinem Adlatus etwas zu. Magnus nahm an, daß er sich darüber mokierte, daß der Gesandte Oxenstierna seine Gäste wieder einmal warten ließ. Kurz darauf wurde auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes jedoch eine Tür aufgestoßen, die krachend gegen die Wand schlug. Für gewöhnlich kündigte ein Page den Grafen Oxenstierna an, doch nun trat der Hauptgesandte forsch in das Zimmer, gefolgt von seinem Sekretär Erik Sonnert. Alle Augen richteten sich auf den hochgewachsenen Grafen, dessen längliches, rotwangiges Gesicht von einer langen und spitzen Nase geprägt wurde. Sein glattes, schulterlanges Haar glänzte seidig, der Schnurr- und Kinnbart waren wie immer sorgfältig getrimmt. Das geschlitzte Wams und die Hose des Grafen waren aus schwarzer Seide gefertigt und mit aufwendigen Goldstickereien versehen worden. Oxenstierna liebte den Prunk, mit dem er zu verbergen suchte, daß er den scharfen Intellekt seines Vaters vermissen ließ. Der Sohn des Kanzlers galt als launisch und entscheidungsschwach, man fürchtete aber seinen Hochmut und sein cholerisches Temperament.
    Alle Anwesenden erhoben sich, zogen ihre Hüte mit schwungvollen Bewegungen vom Kopf und verbeugten sich tief. Jeder von ihnen wußte, daß Johan Oxenstierna großen Wert auf die Etikette legte. Eine versäumte Verbeugung konnte das ohnehin hitzige Temperament des Grafen arg in Wallung bringen. Vor allem in Kreisen der internationalen Diplomatie war man von zeremoniellen Richtlinien geradezu besessen.
    |58| Gyllenhammer schien sich Oxenstiernas Vorliebe für eine strenge Etikette besonders zu Herzen genommen zu haben. Er trat auf den Grafen zu und fiel so tief vor ihm auf die Knie, daß Magnus befürchtete, der korpulente Justizrat würde das Gleichgewicht verlieren und stolpern. Er mußte an die abfälligen Bemerkungen denken, die Gyllenhammer noch vor wenigen Momenten über den Grafen von sich gegeben hatte, und belächelte die Unterwürfigkeit, die der Justizrat plötzlich an den Tag legte.
    »Eure Exzellenz fühlt sich hoffentlich erfrischt?« fragte Gyllenhammer.
    »Das muß Euch nicht kümmern«, erwiderte Oxenstierna. Er wedelte mit der Hand, als wolle er Gyllenhammer wie eine lästige Fliege abschütteln, trat an ihm vorbei zu seinem Sessel und setzte sich. Ein weiterer Wink bedeutete den Gästen, wieder die Plätze einzunehmen.
    Die Mägde schenkten nun aus großen Korbflaschen Wein ein. Oxenstierna blickte wie gewohnt recht mürrisch in die Runde. Wahrscheinlich schlug es ihm ein wenig auf den Magen, daß nach den verhandlungsintensiven Monaten des Frühjahres im Sommer ein Stillstand im Kongreß eingetreten war. Eine militärische Offensive Schwedens im nördlichen Westfalen, in deren Verlauf Vechta, Fürstenau und Wiedenbrück erobert worden waren, hatte einen möglichen Friedensschluß in weite Ferne rücken lassen, und Magnus nahm an, daß Oxenstierna sich schlicht und einfach unausgelastet fühlte.
    Der Graf ließ sich die Platte mit dem Kalbfleisch reichen und auch Wein nachschenken, nachdem er seinen Pokal bereits in wenigen Zügen geleert hatte.
    »Nun, werter Erskein, welche Nachrichten bringt Ihr uns aus Eger«, wandte er sich an den Kriegsrat, während er das Fleisch

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